Waffen, Gift und Tafelgeschirr: Was Ausgrabungen über Münchens Stadtgeschichte verraten

Bis 31. Oktober sind quer durch die Altstadt Stelen zu sehen, die auf archäologische Fundorte hinweisen. Manche Artefakte sind 1000 Jahre älter als Jesus. Es werden erneut kostenlose Führungen angeboten.
Hüseyin Ince
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Die Archäologische Staatssammlung zeigt in München an verschiedenen Stellen der Stadt Artefakte an ihren Fundorten.  An Führungen zum Thema kann man kostenlos teilnehmen.
Die Archäologische Staatssammlung zeigt in München an verschiedenen Stellen der Stadt Artefakte an ihren Fundorten. An Führungen zum Thema kann man kostenlos teilnehmen. © Archäologische Staatssammlung, Stefanie Friedrich

Schon Mitte Mai hat die Archäologische Staatssammlung an 13 Münchner Fundorten Stelen aufgestellt, um zu verdeutlichen, wie viel Geschichte eigentlich in dieser Stadt steckt. Dabei sind es deutlich mehr Orte, an denen historische Gegenstände oft per Zufall entdeckt worden sind.

Allein in der Münchner Altstadt gibt es etwa 250 dokumentierte Fundstellen. Hier wurde wissenschaftlich ausgegraben. Mit den Fundstücken, die in der Staatssammlung oder in Museen zu finden sind, hat man einen Einblick in das Alltagsleben aus verschiedensten Jahrhunderten. Mehrere Geschäfte nahmen auch an sogenannten Pop-up-Ausstellungen teil.

Ein besonderer Fund: Das Grab der ältesten Münchnerin

Seit die Archäologische Staatssammlung an der Lerchenfeldstraße im April 2024 wiedereröffnet worden ist, sind einige dieser Stücke in die Dauerausstellung integriert worden. Die mitunter jüngsten Ausgrabungen fanden dort statt, wo jahrzehntelang eine grüne Wiese zu sehen war und heute die neue S-Bahnhaltestelle Marienhof entlang der Zweiten Stammstrecke gebaut wird. Schnell tauchten hier die ersten Fundstücke auf. Zwischen 2011 und 2018 wurde hier regelmäßig und vorsichtig ausgegraben.

Ein besonderer Fund: Das Grab der ältesten Münchnerin war international ein Thema, denn es ist wohl mehr als 3000 Jahre alt. Es wurde 2014 im Apothekenhof der Residenz entdeckt, gemeinsam mit bronzenen Grab-Beigaben. Forscher vermuten demnach, dass hier etwa 1200 bis 1300 vor Christi Geburt kleine Verbünde mit mehreren Bauernhöfen ansässig gewesen sind. Die Frau, die im Grab gefunden wurde, muss dazugehört haben und war demnach 40 bis 60 Jahre alt.

Bis ins 20. Jahrhundert gab es in der Stadt sehr viele Stadtbäche. Die meisten wurden im Zuge des U-Bahn-Baus in den 1960ern trockengelegt oder unterirdisch geführt. Ende des 13. Jahrhunderts haben manche Münchner Fische in sogenannten Fischkästen lebend gehalten. Sie konnten in den Bächen verankert werden.

Einer dieser Kästen ist ebenfalls am Marienhof entdeckt worden. Durch einen weiteren Fund, einen Kochtopf aus Keramik, konnten Forscher aus den Essensresten schließen, dass darin gerne Mus eingekocht wurde - eine Erkenntnis über Essensgewohnheiten vor etwa 700 Jahren also. In der Weinstraße 7 ist mal eine Holzdose aus der Weinschänke entdeckt worden. Darin wurde aufbewahrt: Quecksilbersalbe. Sie galt als zweifelhaftes Heilmittel gegen Syphilis. Die Dose stammt aus dem 16. Jahrhundert. Warum eine Salbe in einer Weinschänke zu finden war, wissen Experten genau. Früher vertrieben Weinschänken auch Medizin.

Die Stelen lassen ausgewählte Gegenstände und damit die Geschichte der Stadt entdecken. Das Ganze kann man auch als Alternative zu einem Museumsbesuch sehen. Und wer dann Lust hat, die echten Objekte mal anzuschauen, hat natürlich immer die Möglichkeit. Die Stelen markieren einen historischen Altstadt-Rundgang. Sie führen vom Odeonsplatz über den Apothekenhof der Residenz zum Marstallplatz, Max-Joseph-Platz, Alter Hof, Sparkassenstraße, Marienhof, Dienerstraße, zur Weinstraße über die Neuhauser Straße und zum Sankt-Jakobs-Platz.

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Termine im Juli: 8.7., 15.7., 25.7., jeweils um 20 Uhr, 31.7. um 11 Uhr.
Termine im August: 8.8. um 18 Uhr, 14.8. um 12 Uhr, 21.8. um 11 Uhr, 29.8. um 17 Uhr.
Die Führungen sind kostenfrei und dauern etwa 1,5 Stunden. Um Buchung wird gebeten unter: buchung@archaeologie.bayern oder 089 12599691-0 (vormittags)

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