Wade amputiert: Frau verklagt Klinik

München - Es gibt Tage, da möchte man nicht mit Richtern tauschen. Das galt am Donnerstag in besonderem Maße für den Arzthaftungs-Senat des Oberlandesgerichts. Der Vorsitzende Richter Thomas Steiner musste Gülten C. (52) erklären, dass ihre Klage gegen die Unfallklinik Murnau kaum Aussicht auf Erfolg hat. Die 52-Jährige hatte vor elf Jahren den Unterschenkel des linken Beines verloren, muss seit der Amputation mit einer Prothese herumlaufen.
Sie gibt den Murnauer Ärzten die Schuld und hat Klage eingereicht. Die Frau fordert 200.000 Euro an Schmerzensgeld und Schadenersatz.
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Die Ärzte hätten die aufgetretene Durchblutungsstörung im linken Bein falsch eingeschätzt. Angenommen wurde, dass die Symptome Folgen einer Bandscheiben-OP gewesen waren. Tatsächlich sei aber eine Darmentzündung Ursache der Arterienverschlüsse gewesen. Dementsprechend sei sie unzureichend behandelt worden. Nach der Überweisung ins Klinikum Großhadern wurde schließlich die Amputation notwendig.
"Ich fühle mich nicht mehr als Frau."
Doch die erste Instanz konnte keine ärztlichen Fehler entdecken. Ein Argument der Richter: Noch in Großhadern hatte man zwischenzeitlich geglaubt, das Bein retten zu können.
Als sie der Richter in der Berufungsverhandlung nach ihrem derzeitigen Befinden fragt, bricht die Klägerin in Tränen aus. Mit der Prothese komme sie nur schlecht zurecht. Immer wieder leide sie unter Phantom-Schmerzen. "Jetzt gerade wieder", sagt sie und schluchzt.
Seit der Amputation sei alles anders: "Ich fühle mich nicht mehr als Frau." Früher habe sie Miniröcke tragen können. Jetzt könne sie nicht einmal mehr das Haus alleine verlassen, nicht einmal zum Einkauf im Supermarkt.
Seine Entscheidung will der Senat am 14. Juli verkünden. Gut möglich, dass dieses Datum aber noch nicht das Ende des Rechtsstreites markiert. "Ich kämpfe weiter", erklärte Gülten C. vorsorglich nach der Verhandlung.