Vorläufiger Corona-Kassensturz: Fast tausend Euro Pro-Kopf-Verschuldung in München

Die Stadtkämmerei hat den vorläufigen Jahresabschluss 2020 präsentiert: Corona lässt wie erwartet die Verschuldung steigen - teils sogar massiv. Eine positive Meldung gibt es aber auch.
Lukas Schauer |
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Christoph Frey ist seit November 2018 Münchens Stadtkämmerer.
Christoph Frey ist seit November 2018 Münchens Stadtkämmerer. © Sigi Müller

München - Die gute Nachricht zu erst: Der Überschuss aus der laufenden Verwaltungstätigkeit beträgt für 2020 rund 33 Millionen Euro und damit 1,2 Prozent mehr, als im Nachtragshaushalt ursprünglich veranschlagt. Der restliche vorläufige Jahresabschluss, den die Stadt am Montag vorgelegt hat, weist aber vor allem viele hohe Summen mit einem Minus davor aus.

Corona lässt Verschuldung Münchens steigen

Insgesamt sanken die Einzahlungen gegenüber dem Vorjahr (7,4 Milliarden Euro) um 381 Millionen Euro beziehungsweise fünf Prozent auf 7,05 Milliarden Euro. Der größte Posten auf der Einzahlungsseite sind traditionell die Steuereinnahmen, die 2020 mit 3,6 Milliarden Euro rund 51 Prozent der laufenden Gesamteinzahlungen ausmachen. Die wichtigste Einnahmequelle bleibt dabei die Gewerbesteuer. Diese ist im Jahr 2020 gegenüber 2019 (2,7 Milliarden Euro) um 273 Millionen Euro beziehungsweise zehn Prozent leicht gesunken.

Und: hätten Bund und Länder nicht finanziell geholfen, hätte München "nur" 1,7 Milliarden Euro durch die Gewerbesteuer eingenommen. Dies entspricht einem Rückgang von 942 Millionen Euro oder 35 Prozent. Auch die Einkommenssteuereinnahmen sanken im vergangenen Jahr um 60 Millionen Euro - schwindelerregende Summen.

München investiert - das kostet Geld

Unterm Strich belaufen sich die Gesamteinzahlungen auf rund 7,05 Milliarden Euro, die Gesamtauszahlungen summieren sich auf rund 7,02 Milliarden Euro. Trotz dieser Corona-Einbußen blieb das Investitions-Niveau in der Stadt hoch: Insgesamt wurden Investitionen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro getätigt.

Schuldenstand auf dem höchsten Niveau seit 2005

Das alles wirkt sich auch auf die Schulden der Stadt aus. Zum Stichtag 31.12.2020 betrug der Schuldenstand rund 1,5 Milliarden Euro und lag damit auf dem höchsten Stand seit 2005. Im Vergleich zum Vorjahr (636 Millionen Euro) stieg der Schuldenstand um 907 Millionen Euro. Dementsprechend errechnet sich eine Pro-Kopf-Verschuldung von zirka 988 Euro (2019:  412 Euro).

Weil aber in den nächsten Jahren ebenfalls investiert werden wird (unter anderem schlägt das Schulbauprogramm und die Verkehrsinvestitionen mit Milliardensummen zu Buche), zeichnet sich in den nächsten drei Jahren jeweils ein Defizit im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbereich ab. München muss also sparen, wo es nur geht.

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Stadtkämmerer Christoph Frey: "Durch die Gewerbesteuerkompensation und das vom Stadtrat beschlossene Haushaltssicherheitspaket ist die Landeshauptstadt München 2020 haushalterisch mit einem blauen Auge davongekommen. Es geht nicht mehr darum 'ob' die Stadtverwaltung Einsparungen vornimmt, sondern nur noch darum, in welcher Höhe eingespart werden muss und gleichzeitig die Pflichtaufgaben erfüllt werden können."

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9 Kommentare
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  • planet78 am 15.02.2021 17:07 Uhr / Bewertung:

    450 Millionen kostet alleine die Sanierung vom Gasteig. Also alles halb so wild.

  • Ludwig III am 15.02.2021 17:58 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von planet78

    Die ist obendrein noch komplett vermeidbar. Da geht es nur um Luxusproblemchen.

  • Ludwig III am 15.02.2021 16:54 Uhr / Bewertung:

    "Wegen Corona" allein ist es sicher nicht so teuer geworden. Die "Maßnahmen" waren ja nicht alternativlos.

    Zwar hat man beim Schutz der Risikogruppen so kläglich versagt, dass man es fast schon für Vorsatz halten muss.

    Hingegen die breite Bevölkerung wurde drangsaliert, so gut es ging. Weit über jede Infektionswirksamkeit hinaus, einerseits. Aber hinsichtlich der Wirksamkeit wiederum unterblieb vieles, was möglich gewesen wäre.
    Nach dem Motto: Alles, was mit Arbeit zu tun hat, mit ÖPNV, muss auf bleiben. Alles, was die Bürger moralisch möglichst beeinträchtigt, wird verlangt. Die Wirkung der "Maßnahmen" auf das Infektionsgeschehen hingegen, kann man fast als sekundär annehmen. Als ob es gar nicht darum gegangen wäre.

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