Vorfahrt für die Straßenbahn: Tram-Westtangente kommt früher

Mehr als eine halbe Milliarde Euro sollen bis 2025 in Sanierung und Ausbau des ÖPNV in München fließen. Vor allem in Tram-Linien steckt die Stadt das Geld. Und die Westtangente soll doch schneller fertig werden.
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München setzt in der Verkehrswende voll auf die Tram.
München setzt in der Verkehrswende voll auf die Tram. © Ronald Zimmermann

München - Das eigene Auto soll in München immer unwichtiger werden. Schon in den nächsten drei Jahren sollen 80 Prozent der Wege in einem "umweltverträglichen" Verkehrsmittel zurückgelegt werden - also im E-Leih-Auto, zu Fuß, auf dem Rad oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Stadt hat Großes vor

Dieses Ziel hat sich die Stadt gesetzt und um es zu erreichen, hat das Mobilitätsreferat nun einen ehrgeizigen Plan erstellt. Für mehr als eine halbe Milliarde Euro sollen in München bis 2025 Trambahnlinien gebaut und das Netz saniert werden. Die Stadt geht davon aus, dass sie Zuschüsse bekommt und dann noch 342 Millionen selbst tragen muss.

Insgesamt sind sieben Tram-Strecken geplant: Die Tram-Westtangente, die von Laim bis Obersendling reicht, die Tram-Nordtangente durch den Englischen Garten, die Verlängerung der Tram 16/17 zur S-Bahn Johanneskirchen und die Tram Münchner Norden zur Erschließung des neuen Wohnquartiers Bayernkaserne.

Auch in Ramersdorf-Perlach ist eine Tram geplant

Außerdem will die Stadt die Tram Y Nord bauen. Das ist eine neue Direktverbindung vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Am Hart. Ebenfalls auf der Liste stehen eine Tram auf der Wasserburger Landstraße und eine Tram Ramersdorf-Perlach.

Außerdem soll das Geld in einen neuen Trambetriebshof an der Ständlerstraße und in einen zweiten U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach fließen. Auch die U-Bahnhöfe will die Stadt für 46 Millionen Euro sanieren.

Die Tram Westtangente soll unter Hochdruck gebaut werden

Eines der wichtigsten Projekte ist die 8,35 Kilometer lange Tram-Westtangente. Zumindest ein Teil davon soll nun doch bereits Ende 2025 in Betrieb gehen. Wie die AZ berichtet hatte, sollte sich die Fertigstellung um mehr als ein Jahr verzögern. Den ersten Abschnitt zwischen Romanplatz und Waldfriedhof will die Stadt aber nun doch bereits ab Frühjahr 2023 bauen.

Für den SPD-Verkehrsexperten Nikolaus Gradl ist das ein Erfolg: "Der Alarmruf ist angekommen." Der erste Abschnitt, der zum Großteil auf der Fürstenrieder Straße liegt, solle nun "unter Hochdruck" gebaut werden, so Gradl. Sieben Tage die Woche sollen die Bauarbeiter laut Gradl an der neuen Linie werkeln, damit sie doch im Zeitplan fertig wird.

Kostenpunkt: 83,8 Millionen Euro

Der Abschnitt ab Waldfriedhof bis zur Aidenbachstraße zieht sich aber noch länger. Ein Grund ist, dass die Brücke über die Garmischer Autobahn erst saniert werden muss, sagt Stadtrat Paul Bickelbacher, der sich bei den Grünen um den Verkehr kümmert. Er rechnet damit, dass der Rest 2027 fertig ist. Insgesamt soll die Tram-Westtangente 83,8 Millionen Euro kosten.

Die Tram-Westtangente ist auch deshalb so bedeutend, weil sie mehrere unterschiedliche Linien miteinander verbindet: Die S-Bahnstation in Laim mit dem Laimer Platz, wo die U5 fährt, und schließlich die U-Bahnstation Holzapfelkreuth der U6.

Schwabing und Neuhausen sollen besser verbunden werden

Doch auch in anderen Ecken der Stadt wird nun an neuen Verbindungen geplant. Für fast 30 Millionen Euro will die Stadt eine Tram-Nordtangente bauen, die durch den Englischen Garten führt und die Stadtteile Neuhausen und Schwabing besser miteinander verbinden soll. Sie soll vom Elisabethplatz durch die Franz-Joseph-Straße verlaufen.

Es ist eine Abzweigung zur Münchner Freiheit geplant. Außerdem soll die Tram die Passagiere von der Giselastraße durch den Englischen Garten bringen. Der Teil von der Leopoldstraße in die Franz-Joseph-Straße könnte schon 2025 in Betrieb genommen werden, schätzt das Mobilitätsreferat.

Ab 2024 wird voraussichtlich im Norden gebaut

Ebenfalls zu den besonders bedeutenden neuen Tramlinien gehört die Verbindung zur Bayernkaserne im Münchner Norden. Der erste Abschnitt von Schwabing Nord über den DB-Nordring und die Bayernkaserne bis zum U-Bahnhof Kieferngarten soll ab 2024 gebaut werden.

Mit dem Bau des zweiten Abschnitts zur U-Bahnhaltestelle Am Hart beginnt die Stadt erst 2027, wenn der erste Teil bereits fertig sein soll. Das Mobilitätsreferat rechnet mit Kosten von 41,7 Millionen Euro.

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Schneller soll es mit der neuen Tram nach Johanneskirchen gehen. Diese wird voraussichtlich 2025 fahren. Sie ist nur etwa einen Kilometer lang und soll den S-Bahnhof Johanneskirchen besser anbinden, wo die S-Bahn zum Flughafen hält. Kosten: 12,8 Millionen Euro.

Weniger Belastung durch Zuschüsse von Bund und Freistaat?

Die Stadträte Gradl und Bickelbacher sind davon überzeugt, dass sich die Stadt das leisten muss. U-Bahnen, sagt Bickelbacher, würden das Zehnfache kosten. Er hofft, dass sich die Stadt einen Teil des Geldes wieder zurückholen kann, nicht nur durch Zuschüsse von Bund und Freistaat, sondern zum Beispiel auch durch höhere Parkgebühren oder eine Art Citymaut.

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24 Kommentare
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  • Hosenband am 09.12.2021 10:17 Uhr / Bewertung:

    Alle aufgeführten Projekte sind dringend nötig und schon lagen überfällig. Jetzt können der grün-rote Stadtrat und der OB zeigen, ob sie was auf die Reihe bekommen oder nicht. Ich bin skeptisch, habe aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

  • Der Münchner am 09.12.2021 09:53 Uhr / Bewertung:

    Mit dem Ausbau unserer MVG Verdrußlinien, wie schon der Weiss Ferdl richtigerweise erwähnte, werden wir das Klima auf der Welt nicht retten. Ich gehöre einer Generation an, die noch wegen Keuchhusten nach Bad Reichenhall auf Kur geschickt wurde. Wir erlebten in München noch Smogalarm! Da hast bei der richtigen Wetterlage den Gehweg gegenüber nicht mehr gesehen. Heutzutage wenn ich mit meinem indischen Bekannten die Donnersberger Brücke zur S-Bahn begehe, meint dieser wie schön die Münchner es doch haben. Ihr lebt in einem Luftkurort. Die Autos werden wegen dem Tramausbau sicherlich auch nicht weniger werden. Das andere Antriebsarten bzw. Antriebsenergiearten kommen werden, war schon in den 70ziger Jahren, spätestens nach der Ölkrise bekannt. Erdöl ist nun halt mal endlich! Das sich die breite Masse in unserem Land, das Stück Freiheit mit dem Kfz überall relativ problemslos hinzukommen nehmen läßt, kann ich mir nicht vorstellen. Auch großer Unterschied zwischen wollen und machbar!

  • 1Muenchner am 09.12.2021 09:29 Uhr / Bewertung:

    Und wo ist da jetzt der Mehrwert gegenüber der Busverbindung? Auch der tollste Ökostrom aus Wasser, Wind und Sonne bringt einen beachtlichen CO2 Fussabdruck mit, der kaum über die Laufzeit der Tram amortisiert werden kann. Es ist eher eine Verschiebung des CO2 von München in die Regionen der Anlagenhersteller ("Not in my Backyard")...

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