Volkshochschule München hat noble Außenstelle am Starnberger See – doch kaum jemand weiß es
München/Berg - Am Steg sitzen und kreativ Schreiben üben, nebenan am Kieselstrand Spanischvokabeln pauken oder oben am Hang, auf der Villenterrasse, über Wissenschaftsphilosophie oder die Meisterwerke der Renaissance debattieren.
Erstaunlich, dass längst nicht alle Stadtbewohner wissen, dass die Münchner Volkshochschule seit 1953 eine ganz zauberhafte Außenstelle am Starnberger See hat – am Ostufer in Leoni (Gemeinde Berg) nämlich, im Seminarzentrum "Haus Buchenried".
Münchner Volkshochschule am Starnberger See: Von Philosophie bis Karriere
Über 400 Wochen- und Wochenendseminare bietet die VHS übers Jahr auf dem 14 Hektar großen Hanggrundstück an, zu dem – nur durch einen kleinen Weg getrennt – auch ein Strandstück mit Steg gehört.
Es geht um Philosophie, Gesellschaftsthemen, Musik, Kunst, Sprachen, Karriere, und das allerschönste hier: Lernbegierige übernachten für recht kleines Geld im Seminarzentrum, Seeblick, Bademöglichkeit und kulinarische Versorgung inklusive, da kommen zum Lernspaß auch noch schönste Urlaubsgefühle dazu.

Die Geschichte des "Hauses Buchenried"
Es lohnt sich aber auch, sich in die recht spannende Geschichte des "Hauses Buchenried" zu vertiefen. Die Kulturhistorikerin Ingvild Richardsen hat dazu über Monate in Archiven geforscht und zum 70. Jubiläum jetzt die Broschüre "Haus Buchenried 1827 bis 1953" veröffentlicht.
Dabei beleuchtet sie ein Kapitel, über das bisher wenig bekannt war. Über ein halbes Jahrhundert, von 1877 bis 1933, hatte das heutige "Haus Buchenried", zu dem zwei historische Gebäude, die repräsentative "Weinmann-Villa" (am Hang) und das kleinere "Hackländer-Haus" (am Ufer) gehören, wechselnde Besitzer jüdischer Herkunft: Über 40 Jahre lebte die Familie des Papierfabrikanten Louis Weinmann und seiner Frau Julie dort.

Das jüdische Erbe der "Villa Weinmann" und des "Hackländer-Hauses"
"In der Weinmann-Zeit hat sich hier ein unfassbar vielfältiges kulturelles Leben abgespielt", sagt Christian Haager, der Haus Buchenried seit 2014 als Akademieleiter führt. Durch Zufall hatte die Kulturhistorikerin auf der Fraueninsel das Gästebuch der "Villa Weinmann" gefunden, aus dem sich ablesen lässt, wie viele Künstlerinnen, Dichter, Philosophen, Schauspielerinnen und Unternehmer im "Salon" von Julie Weinmann am Starnberger See zu Gast gewesen sind. Männer und Frauen aller sozialer Schichten, die miteinander diskutiert haben, gemalt, gedichtet, musiziert, gefeiert.
Die Malerin Clara Porges gehörten dazu, die Frauenrechtlerin Marie Haushofer, die Maler Edmund Harburger und Alfred Feiks, die Schriftstellerin Erna Pariser, der Philosoph Max Scheler. Danach (1919-1927) bewohnten der Apotheker und Fabrikant Karl Weinreben und seine Frau Johanna die Villa, 1928 zogen der Verleger Kurt Wolff und seine Frau Elisabeth ein.

VHS-Haus am Starnberger See: Verbindungen zum Nationalsozialismus
1933 aber hat diese Phase ein jähes Ende genommen. Die neuen Besitzer, der Dirigent Wilhelm Rolf Heger und seine Frau Emmi Kalla-Heger, hatten enge Kontakte zu führenden Nationalsozialisten, zeitweise wurde das Gelände an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt vermietet.
Richardsens Forschungsarbeit klärt aber auch, dass die letzten jüdischen Eigentümer nicht enteignet worden sind – aus den Quellen ergeben sich jedenfalls keine Hinweise darauf.
"Haus Buchenried": Lernen in der alten Villa
Die "Weinmann-Villa" und das "Hackländer-Haus" stehen bis heute da. In den letzten Jahren ist die Villa durch einen Neubau erweitert worden, dazu kamen drei Gästehäuser – wodurch es nun 55 Zimmer (barrierefrei), acht Seminarräume und großzügige Aufenthaltsräume gibt.
Wer jetzt spontan Lust bekommt, mal hier draußen am Starnberger See etwas Neues zu lernen: Mittlerweile hat die Anmeldung für das Herbst-/Winterprogramm in Haus Buchenried begonnen – man muss schnell sein, die Kurse sind schnell ausgebucht.
Mehr Infos und Anmeldung: www.mvhs.de, Beratung: Tel: 089/ 48 006-6700, Mail: buchenried@mvhs.de