Viktualienmarkt soll Weltkulturerbe werden

Die Versammlung der Standlbetreiber spricht sich für diese Idee aus, der neue Markthallen-Chef ist ebenfalls angetan. Jetzt soll die Unesco zu überzeugt werden.
von  Michael Graeter
Einkaufsszene vom Viktualienmarkt, der ein gutes und zentrales Stück München ist.
Einkaufsszene vom Viktualienmarkt, der ein gutes und zentrales Stück München ist. © Petra Schramek

Die Versammlung der Standlbetreiber spricht sich für diese Idee aus, der neue Markthallen-Chef ist ebenfalls angetan. Jetzt soll alles auf den Weg gebracht werden, um die Unesco zu überzeugen.

Die Einzigartigkeit, Eigenwilligkeit und das Familiäre des Viktualienmarkts soll geschützt werden. Nicht nur wegen des Tanzes der Marktweiber mit Obsthändlerin Christa Lang an der Spitze, der heute wieder stattfindet – diesmal in Gegenwart von OB Christian Ude, Markthallen-Chef Boris Schwartz, Marktsprecherin Elke Fett und TV-Star Christine Neubauer auf dem Podium.

Das ist der spaßige Teil des städtischen Schlaraffenlands. Für ein sehr ernst gemeintes Anliegen haben die Standl-frauen auf ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung im „Pschorr“ einen Beschluss gefasst, der Furore machen wird: Sie wollen, dass der Viktualienmarkt, der schon vom Denkmalamt unter Ensembleschutz gestellt wurde, zum „Weltkulturerbe“ ernannt wird – ein Titel, den die Unesco vergibt. Er beruht auf der von über 189 Staaten ratifizierten Welterbe-Konvention von 1972.

Mit Jubel wurde die überraschende Idee von Standl-Sprecherin Elke Fett aufgenommen. Es gab bei dem Markt-Meeting nur zwei Enthaltungen. Als Erster wurde Boris Schwartz über den Beschluss der Sitzung informiert – und der neue Markthallen-Chef war spontan angetan.

Schwartz gestern zur AZ: „Die hohe Qualität des Viktualienmarktes ist für die Landeshauptstadt und den Tourismus eine Kultureinrichtung. Ich stehe positiv zu der Sache. Es bedeutet aber einen langen Verfahrensweg, der mit großen Auflagen verknüpft ist.“

Erika von Heimberg, Juristin der Marktfrauen-Vereinigung, ist beauftragt worden, die vorgeschriebenen Schritte einzuleiten. Dazu gehört auch in erster Linie, das Amt für Denkmalpflege einzubinden. „Wir wollen, dass unser Markt, der uns am Herzen liegt wie nichts auf der Welt, so bleibt wie er ist. Gegen eine Renovierung hat niemand etwas. Ein Weltkulturerbe braucht auch ein Klo“, sagte die Marktfrauen-Repräsentantin Elke Fett, der die Idee bei der Besichtigung eines historischen Gebäudes in München kam und die dann sofort an den Markt dachte.

Elke Fett weiter: „Wir haben jetzt auch die Ur-Zuweisung in Kopie in Händen, aus der das Grundkonzept des Marktes zu ersehen ist. Wir wollen, dass wirklich alles, wie es da steht, so bleibt, auch die persönliche Händlernote. Von der Oma ist der Stand bisher immer an die Enkel weitergeben worden. Die neuen Pachtverträge, das sieht man jetzt schon, machen die Herzlichkeit des Marktes kaputt. Alles wird austauschbar.“

Elke Fett kritisierte auch, dass die früheren Marktfunktionäre ziemlich lasch und manchmal fahrlässig mit diesem Juwel der Stadt umgegangen seien. „Seit Monaten stehen immer einige Standl leer und könnten längst vergeben werden. Früher wurden auch Verkaufsstellen zugelassen, obwohl sich darunter nicht zulässige Hydranten befanden.“

 

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