„Viele denken mehr über ihr Auto nach als über ihr Bett“
Hinlegen, Bettdecke drüber und morgens beim Weckerklingeln springt man quietschfidel auf und rein in den Tag? Funktioniert bei den Wenigsten – und großen Anteil daran hat, wie man schläft und worin. Ein Gespräch mit Robert Waloßek über Bauchschläfer, die richtige Betthöhe und zu viel Kitsch.
AZ: Herr Waloßek, wie haben Sie denn geschlafen?
ROBERT WALOßEK: Ich habe sehr gut geschlafen!
Obwohl es so warm war?
Für mich ist das kein Problem. Manchen Menschen hilft für ein kühlendes Schlafgefühl duftender Lavendel auf dem Nachttisch, morgens und dann erst wieder spät abends gut durchlüften und nur leichte Kost am Abend. Guter Schlaf ist aber eine sehr individuelle Sache, da gelten bei jedem unterschiedliche Prinzipien, auf die man eingehen muss.
Eine gute Matratze und acht Stunden reichen nicht?
Da geht es um Schlafgewohnheiten: die Art des Liegens, ob man Bauchschläfer ist oder Rückenschläfer. Ob man im kühlen Bereich des Zimmers schlafen will oder im warmen, im dunklen oder hellen. Es gibt Menschen, die schlafen fünf Stunden und sind damit zufrieden, es gibt Langschläfer, die brauchen zehn. Da muss man über Gespräche hinkommen und rausfinden, was das Beste im Einzelfall ist. Und dann erst kommt das Schlafprodukt.
Bettenrid wird 100: Eine Münchner Bettgeschichte
Kann man zu viel schlafen?
Das kommt auf den Tag an: Hatte ich einen Streit? Habe ich zu viel gegessen? Sport gemacht? Einen spannenden Film gesehen?
Ist der spannende Film das Schlimmste, das man vorm Einschlafen tun kann?
Da gibt es viele verschiedene Dinge. Sicher ist ein Horrorfilm aufwühlend. Auch ein Problem ist aber zu viel Alkohol: Wer zu viel trinkt, wacht nachts immer wieder auf. Von diesen Faktoren in einer Regelmäßigkeit würde ich auf jeden Fall abraten.
Ist ein wahnsinnig kitschiger Film, der einen emotional aufwühlt, auch schlimm?
Ich würde immer nach einem Film noch eine Auszeit nehmen: in Ruhe einen guten Tee trinken, über den Film sprechen, vielleicht nochmal ums Haus gehen – dann kann ich gut schlafen.
Wie ist der perfekte Schlaf?
Das ist natürlich der, der auch mit der Tiefschlafphase verbunden ist, der tief ist, bei dem man sich wirklich auch erholen kann und den Körper auf den Basiszustand herunterfährt. Nach einem guten Schlaf merken Sie am nächsten Tag auch, dass Sie mehr Energie haben, um glücklich zu sein.
Es heißt, dass man eine ungerade Zahl an Stunden schlafen soll, weil man dann nicht aus dem Tiefschlaf aufwacht.
Daran glaube ich gar nicht. Es geht wieder um den Einzelnen: Jeder schläft anders, hat andere Bedürfnisse und Schlafphasen.
Wie viele Menschen kennen ihre Schlafbedürfnisse?
Die wenigsten. Ich glaube, dass die meisten sich viel mehr Gedanken über ihr Auto machen als darüber, wie sie schlafen oder über ihr Bett. Guter Schlaf ist ein Thema, das ernstgenommen werden sollte, es aber noch nicht so sehr wird. Wenn man Schlafprobleme lange ignoriert, sich über Wochen und Monate nicht damit auseinandersetzt, kann das fatale Auswirkungen haben, bis hin zu Bluthochdruck oder Herz-Rhythmus-Störungen.
Sehen Sie, ob ein Mensch gut schläft oder was er für eine Matratze braucht?
Nein, dafür muss man Gespräche führen. Zum Beispiel ist es auch relevant, wie der Partner eines Menschen schläft, ob er sich in der Nacht viel herumwirft, ob er früher aufsteht.
Schlafen die meisten Menschen verkehrt?
Ja. Ich glaube, dass der überwiegende Teil der Menschheit verkehrt schläft und auch nicht die richtigen Produkte hat. Da kauft man mal schnell eine Matratze und hofft, dann besser zu schlafen – aber eigentlich liegt es nicht an der Matratze, sondern an der gesamten Situation. Am Kissen, am Lattenrost, an der Raumtemperatur, an der Höhe des Bettes...
An der Höhe?
Wer morgens nicht aus dem Bett kommt, hat oft einfach ein zu niedriges Bett, aus dem er quasi krabbeln muss, um aufstehen zu können. Der Trend geht gerade zum sogenannten Boxspringbett: ein sehr hohes, wie ein Sterne-Hotel-Bett.
„Schlafen ist doch keine Kunst. Gut schlafen schon.“ Das Buch zu 100 Jahre Bettenrid. Verlag Palm und Enke. 19,95 Euro
- Themen: