Verwaltungsirrsinn in München sorgt für Ärger: "Einer modernen Stadtverwaltung unwürdig"
München – Kann ein Brief keinem Empfänger zugeordnet werden, landet er oft einfach auf dem Boden unter den Briefkästen – das kennen wohl die allermeisten Menschen, die in größeren Wohnanlagen wohnen. In München aber kann diese Praxis sehr teuer werden - weil auf eine Rechnung, die nie angekommen ist, Mahnungen folgen. Und weil in München oft Rechnungen von der Stadt an alte Adressen kommen. Obwohl man sich doch beim Umzug regulär umgemeldet hat.
Stadtkasse bekommt Adressen nicht immer vom KVR in München
Darauf hat die AZ im Jahr 2023 aufmerksam gemacht, als sie über einen solchen Einzelfall berichtete. Und die Stadt klarstellte, sowas komme durchaus vor, weil die Stadtkasse neue Adressen nicht immer vom KVR bekomme. Das sei in der Regel aber kein Problem, argumentierte man tiefenentspannt. Dann komme der Brief als unzustellbar zurück und man recherchiere halt innerhalb der Stadtverwaltung, ob die neue Adresse bekannt sei.
Anbindung an die Stadtkasse könnte "frühestens im Jahr 2025 erfolgen"
Die CSU konnte es nicht fassen – und hakte nach, wann denn die Stadtkasse an das Datensystem der Stadt angeschlossen werden solle. Erstmal gar nicht, hieß es kürzlich von der IT-Referentin Laura Dornheim (Grüne). Nun teilte die Stadtverwaltung der CSU offiziell mit, dass eine Anbindung "frühestens im Jahr 2025 erfolgen könnte".
Fast noch interessanter ist aber, wie viele Fälle eigentlich die paar Einzelfälle sind, als die die Stadtverwaltung interne Recherchen nach Adressdaten versucht darzustellen – die zustande kommen, weil man es nicht auf die Kette bekommt, Ummeldungen intern zwischen allen Stellen der Stadt weiterzugeben.
"Einer modernen Stadtverwaltung unwürdig"
Von sage und schreibe "jährlich rund 10.000 Mahnrückläufern" ist vonseiten der Verwaltung nun die Rede, bei denen "die aktuelle Adresse manuell ermittelt werden muss".
CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kann es nicht fassen. "Eine irre Fallzahl!", sagt er der AZ. "Es ist absurd, dass 10.000 Mal im Jahr eine manuelle Kontrolle der Mahnrückläufer erfolgen muss." Das sei "einer modernen Stadtverwaltung unwürdig", es binde Personal, "das wir dringend für andere Aufgaben bräuchten".
Angesichts des Aufwands erschienen ihm die von der Verwaltung angegebenen Personalkosten von rund 18.000 Euro unrealistisch. "Und selbst das ist zu viel Geld, um es einfach aus dem Fenster rauszuschmeißen", sagt Pretzl. Die Stadt München habe schließlich keinen einzigen Euro zu verschenken.