Verstörender Prozess am Landgericht München: Vergewaltiger heiratet Opfer

München - Nur zwei Tage nach der Hochzeit platzte die Illusion vom großen Glück zu zweit. Rechtsanwalt Daniel K. (40), der Ehemann von Galina F. (26, Name geändert), wurde von der Polizei festgenommen. Seit 16 Monaten sitzt er nun in U-Haft. Am Dienstag hat der Prozess gegen ihn begonnen.
Der Vorwurf: Er soll unter anderem zwei Frauen, die sich über das Portal "couchsurfing.com" bei ihm einquartiert hatten, vergewaltigt haben. Eines der beiden Opfer: seine frisch angetraute Ehefrau.
Doch die junge Frau wusste nichts von dem Missbrauch. Der Mann hatte seine Opfer vor den Vergewaltigungen betäubt. Die Taten sollen sich zwischen dem 26. Juli 2015 und dem 10. Mai 2016 zugetragen haben. Erst als eine dritte "Couchsurferin" nach dem Aufenthalt in der Wohnung des Angeklagten im Westend misstrauisch wurde, kamen die Taten ans Licht.
Die Polizei durchsuchte die Wohnung und fand neben 32.000 kinderpornografischen Video- und Bilddateien auch Videos von Vergewaltigungen. Gemacht mit einem Babyfon mit Kamerafunktion. Der Sex-Täter, der dort zu sehen war? Der Hausherr selbst. Daniel K. wollte sich mit den Videos auch noch erregen können, wenn die Frauen seine Wohnung längst verlassen hatten.
Der Angeklagte ist geständig - seine Frau hat das Recht zu schweigen
Daniel K. gibt alles zu. Über seine Anwälte räumt er die gesamte Anklage ein. Nur in zwei eher nebensächlichen Punkten korrigiert er die Ankläger: So sei in den gefüllten Kondomen, die man im Video erkennen kann, kein Ejakulat gewesen, sondern eine Mischung aus Body-Lotion und Wasser. Und er habe die Frauen auch nicht mit K.O.-Tropfen betäubt, sondern dafür Tavor-Tabletten benutzt.
Weitere Fragen zur Sache will er nicht beantworten. Dafür erzählt er zum Prozessauftakt ausführlich seine Lebensgeschichte. Mit leiser Stimme, immer leicht vornüber gebeugt, berichtet der 40-Jährige von seiner glücklichen Kindheit in der Nähe von Mainz.
Die Familien-Idylle endete, als er 13 wurde und sein älterer Bruder an Leukämie erkrankte. Der Bruder starb und die Familie brach wenige Jahre später auseinander. Als seine erste Liebesbeziehung scheiterte, habe er angefangen, sich Pornodateien aus dem Internet zu besorgen. Damals war er 19 Jahre alt.
Nach München kam der Jurist vor zehn Jahren. Hier arbeitete er bei einer renommierten Kanzlei. Ein stressiger Job. An dieser Stelle bricht sein Bericht vorerst ab. Da die Erzählung in die Nähe des intimen Tatgeschehens kommt, beantragen seine Verteidiger den Ausschluss der Öffentlichkeit.
Am Donnerstag soll der Prozess fortgesetzt werden. Ob Galina F. erscheinen wird, ist noch ungewiss. Ebenso, ob die Polin, wenn sie denn aus ihrer Heimat anreist, überhaupt aussagen will. Muss sie nicht. Als Ehefrau steht es ihr frei zu schweigen.
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