Vermüllte Isar: Anwohner fordern mehr Sauberkeit
München - Grauer Himmel, kühler Wind, leichter Regen: Das Wetter ist schon seit mehreren Tagen schlecht, als die AZ am Freitag mit einem Anwohner die Isar entlang geht. Und dennoch: Im Gebüsch liegen Flaschen, weiße Taschentücher scheinen zwischen den Zweigen hervor und Chipstüten glänzen im Matsch. Relikte von Feiern an schöneren Tagen.
Isar wird bei schönem Wetter zur Müllhalde
"Heute ist es hier vergleichsweise sauber", erklärt Oliver Freiland, der schon seit fünf Jahren an den Frühlingsanlagen bei der Isar lebt. Wenn es regnete, seien weniger Menschen am Fluss, und so gebe es am nächsten Morgen auch weniger Müll. Bei schönem Wetter allerdings sähe es morgens aus wie auf einer Müllhalde.
"Ich verstehe nicht, dass die Stadt das zulässt", ärgert sich Freiland. "Wenn man hier abends entlanggeht, fühlt man sich kaum noch sicher, und am Morgen ist dann alles voller Abfall." Er hat deswegen vor einiger Zeit dem Stadtrat geschrieben, mit Ideen, wie man die Situation verbessern könnte. Freiland bot sogar an, für mehr Mülleimer selber zu zahlen. Eine Antwort bekam er nie.
Müll und die Aggression der Feierenden machen Sorgen
Dabei hat er eigentlich Verständnis für alle, die abends an der Isar feiern wollen. "Es ist ja klar, dass die Leute raus wollen", sagt Freiland. Auch der Lärm und die Musik, die bis spät nachts auch in seiner Wohnung zu hören sind, stören ihn nicht: "So ist das nun mal." Aber den Müll und die zunehmende Aggression der Feiernden betrachtet er mit Sorge. "Die Polizei steht hier abends mit Mannschaftsbussen. Das kann doch nicht die Lösung sein", sagt er.

Freiland findet, hier müsse die Stadt härter durchgreifen: "Es kann doch nicht sein, dass 95 Prozent der Leute sich gut benehmen - und wir aber die fünf Prozent, die hier randalieren, einfach so machen lassen."
Seitens der Stadt wünscht sich Freiland kreative Lösungen. "Wenn etwas nicht funktioniert, kann man es ja wieder lassen, aber man kann die Situation doch nicht einfach so akzeptieren." Er deutet auf die blauen Dixietoiletten, die die Stadt aufgestellt hat. "Da würde ich auch ungern hineingehen", sagt er. "Warum stellt die Stadt dort nicht einmal bessere Toiletten auf, am besten mit einer Klofrau?"
Auch das Pfand würde Freiland für Glasflaschen, die rund um die Isar gekauft wurden, erhöhen. "Auf dem Weihnachtsmarkt zahlt man für eine Tasse Glühwein einen Euro Pfand, wieso nicht auch hier?" Die acht Cent Pfand seien einfach zu wenig. Wenn alles nichts helfe, dann könnte er sich auch ein Glasflaschenverbot vorstellen. Ein Alkoholverbot auch? "Nein, das dann doch nicht", meint Freiland.
Für die Ordner würde er sich mehr Befugnisse wünschen. "Wenn Sie sich auf der Wiesn daneben benehmen, dann kommt sofort ein Ordner auf Sie zu. Dann benehmen Sie sich - oder Sie fliegen raus."
Müll an der Isar: Tut die Politik zu wenig?
Seit Jahren sei das Problem von Müll und Partys an der Isar nun schon bekannt, klagt Freiland. Die Politik tue aber viel zu wenig. "Ich würde mir ja mal wünschen, dass der Stadtrat hier abends einmal langgeht und den Dialog mit den Feiernden sucht", meint er. "Da wird es nicht viel Dialog geben. Und am nächsten Morgen können sie dann ja einmal mit zum Müllsammeln gehen."
Die Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändert, hat Freiland eigentlich schon aufgegeben. Und so gibt es auch weiterhin nur eine Sache, die dem Müll an der Isar etwas Einhalt gebieten kann: ein paar Tage schlechtes Wetter.