Vermisste Mutter und Tochter: Polizei geht von Mord aus
München - Wo sind Maria G. und ihre Tochter Tatiana? Mutter und Tochter weden seit über eine Woche vermisst. Am Montag hat die Münchner Polizei nun weitere Details bekannt gegeben.
Es ist ein schrecklicher Verdacht, dem die Mordkommission nachgeht. Roman H. soll am Verschwinden seiner Frau Maria und deren 16-jähriger Tochter Tatiana beteiligt sein, beide vielleicht sogar getötet und die Leichen anschließend beseitigt haben.
"Wir gehen aktuell davon aus, dass Mutter und Tochter tot sind“, sagt Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. Die Leichen der beiden seit gut einer Woche vermissten Frauen wurden bisher allerdings noch nicht gefunden. Roman H. gab sich zunächst als besorgter Ehemann und Stiefvater. Er ging zur Polizei, erstattete Vermisstenanzeige.

Polizei veröffentlicht Fotos des Verdächtigen
Angeblich, so behauptete er, wollten Maria und Tatiana am Samstag, 13. Juli, shoppen. Ihr Ziel sei das Einkaufszentrum Neuperlach gewesen. Doch im Pep kamen Mutter und Tochter nie an. "Es gibt keinen Beleg, dass sie tatsächlich dort waren", sagt Marcus da Gloria Marins. Von einem ihrer Handys soll eine Nachricht verschickt worden sein. Angeblich wollten die Mutter, eine Angestellte, und die Tochter, eine Gymnasiastin, ein Kleid für eine Party kaufen.
Ob Maria und Tatiana tatsächlich die Nachricht verschickt haben, ist unklar. Es könnte auch der Mörder gewesen sein, um die Ermittler auf eine falsche Fährte zu locken. Seit dem Verschwinden der Frauen sind beide Handys jedenfalls ausgeschaltet und deshalb auch nicht mehr zu orten. Es gebe bei der Vermisstenanzeige "Plausibilitätslücken", die der Ehemann nicht habe erklären können, sagt Pressesprecher da Gloria Martins.
Roman H. wurde von der Polizei zunächst als Zeuge befragt. Dabei verstrickte er sich offenbar in Widersprüche. Am Sonntag bekam der 44-jährige Logistiker schließlich in seiner Wohnung in Ramersdorf Besuch von der Kripo. Die Beamten hatten einen Haftbefehl dabei. Er lautet auf "Totschlag in Tatmehrheit mit Mord". Tatmehrheit bedeutet, es liegen verschiedene Delikte vor.
Tatort könnte die Wohnung der Familie gewesen sein
Am Montag kam der 44-Jährige vor den Ermittlungsrichter. Der Verdächtige schweigt zur Sache. Er bleibt in U-Haft. Roman H. und Maria G. sind erst seit einem Jahr verheiratet, im letzten Herbst zogen sie und die Tochter aus erster Ehe in die Neubausiedlung in der Ottobrunner Straße.
Die Familie soll über eine zweite Wohnung in der Nähe verfügen. Beide Wohnungen sind versiegelt. Experten der Spurensicherung versuchen, Blut oder andere belastende Beweise zu finden. Die Ermittler gehen davon aus, dass Mutter und Tochter vielleicht schon am Freitag, möglicherweise in der Nacht auf Samstag getötet wurden. Tatort könnte die Wohnung der Familie gewesen sein.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass Maria und Tatiana dort starben, hätte der Täter die Leichen in Plastikfolie packen, sie mit dem Lift in die Tiefgarage schaffen und mit einem der beiden Autos der Familie fortschaffen können. In diesem Fall müssten in der betreffenden Wohnung, in dem VW oder dem Hyundai Mikrospuren zu finden sein.
Leichenspürhunde können erschnüffeln, ob in einem Auto eine Leiche transportiert wurde, oder ob in einem Raum eine Leiche lag. Vergrabene Tote können sie bis in zwei Meter Tiefe aufspüren. Die 20-köpfige Sondereinheit der Mordkommission ermittelt ohne Pause.
Wichtig ist zu klären, wo sich Roman H. aufhielt – am 12. Juli und in den Tagen danach. "Jeder noch so kleine Hinweis kann entscheiden", sagt Marcus da Gloria Martins. Vielleicht ist Roman H. gesehen worden, als er mit einem der Autos unterwegs war oder eines der Fahrzeuge irgendwo parkte.


Das sagt ein Kriminologe
Der Kriminologe Christian Pfeiffer äußerte sich allgemein und sagte, in rund 70 Prozent der Fälle, in denen Frauen getötet werden, seien Täter die Partner oder Ex-Partner. "Der gefährlichste Mann im Leben einer Frau ist der Ehemann oder der feste Partner. Da droht die höchste Gefahr, dass man getötet wird, dass man vergewaltigt wird, dass man zusammengeschlagen wird."
Gerade bei den Tötungsdelikten sei das Risiko in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nur geringfügig gesunken, sagte der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufklärungsquote der Polizei bei solchen Fällen liege bei mehr als 95 Prozent. Häufiges Motiv sei, dass der Mann die Frau für immer "besitzen wolle, sie nicht gehen lassen wolle. "Das muss die Polizei nun aufklären."
Zeugenaufruf: Wir bitten Personen, die hinsichtlich des Tatverdächtigen sowie der beiden Pkw, insbesondere am Freitag, 12.07., Samstag, 13.07. oder Sonntag, 14.07.2019, Beobachtungen im Bereich der Ottobrunner Straße 31 oder auch an jeder anderen Örtlichkeit gemacht haben, sich umgehend mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0, oder auch mit jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
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