Verkehrsdebatte im Stadtrat: Annäherung an ein autofreies München

München - Mehrere Pläne für eine autofreie – oder zumindest autoärmere – Stadt wurden am Mittwoch im Stadtrat beschlossen. Zuvor sorgten sie für teils zähe Diskussionen.
Eine der geplanten Maßnahmen, um die Autos zumindest zeitweise zu verbannen, sind die Sommerstraßen. Hier hat der Stadtrat jetzt für den Plan der Stadtverwaltung gestimmt, auf der Schwanthalerhöhe im Sommer für zehn Wochen acht Parkbuchten zu "Parklets" umzugestalten, die dann von Flaneuren statt Autofahrern genutzt werden können. Außerdem soll der Alpenplatz in Obergiesing im Sommer für den Autoverkehr gesperrt werden – 23 Parkplätze fallen hier auf Zeit weg.
München: Parkplätze fallen auf Zeit weg
"Für eine Stadt von der Größe Münchens nicht wirklich revolutionär", ärgerte sich Stadtrat Tobias Ruff (ÖDP) über die zaghaften Vorschläge der Verwaltung, die Sommerstraßen umzusetzen. Stadträtin Sabine Bär (CSU) sah das anders. Sie sagte: "Die Anwohner haben teilweise einfach große Angst davor, dass sie keine Parkplätze finden." Generell befürworte ihre Fraktion schon die Sommerstraßen, allerdings an anderen Plätzen. Die CSU-Vorschläge für Alternativen in der Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße (Schwabing-Freimann), der Türkenstraße zwischen Schelling- und Blütenstraße (Maxvorstadt) und der Fallmerayerstraße (Schwabing-West) werden jetzt als zukünftige Standorte geprüft.
Beschlossen wurde am Mittwoch auch der Grundsatzbeschluss zur autofreien Altstadt. Dieser Plan sieht zunächst strengere Parkregeln vor: So soll künftig in der blauen Altstadt-Parkzone ein Ticket nach 19 Uhr nicht mehr einen Euro kosten, sondern, wie den Rest des Tages, 2,50 Euro. Gegen den Plan der Stadt, das Parken auf eine Stunde zu reduzieren, hat die ÖDP einen Änderungsantrag gestellt, der Zustimmung fand. Das Argument von Tobias Ruff: "Bei Halbierung der Parkzeiten besteht die Gefahr, dass sich der Verkehr verdoppelt."
Ausbau der Radwege
Als nächster Schritt prüft die Stadt, an mehreren Orten in der Altstadt Parkplätze zu streichen: zuerst in der Dienerstraße und am Rindermarkt. Ein Konzept zum Altstadt-Radlring soll auch kommen.
Der Wegfall von 120 Parkplätzen für zwei Radwege in der Fraunhoferstraße ist jetzt ebenfalls beschlossene Sache. Die CSU hatte bis zuletzt dafür gekämpft, erneut die Bürger und Händler in der Straße anzuhören. Doch ihr Antrag fand keine Mehrheit. Entsprechend groß war die Kritik von Fraktionschef Manuel Pretzl: "Das hat mit Verkehrswende nichts zu tun, sondern ist praktizierte Rücksichtslosigkeit."
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