Verhandlungs-Eklat: "Zeuge" aus Gerichtssaal geschmissen
München – Tumult im Gerichtssaal: Im Prozess gegen den Co-Chef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen mussten Sicherheitskräfte am Dienstag einen Mann vor die Tür setzen, der sich ungefragt als Zeuge anbieten wollte. Der Mann kam am Morgen in Anzug und Krawatte in den Saal des Münchner Landgerichts und setzte sich auf den Zeugenstuhl. Sicherheitskräfte forderten umgehend Verstärkung an als sich abzeichnete, dass der Mann nicht freiwillig gehen würde.
Das Mikrofon wurde auf stumm geschaltet, um dem Mann kein Gehör zu verschaffen. Der Vorsitzende Richter Peter Noll forderte den ungebetenen Gast schließlich eindringlich auf, den Platz zu verlassen. "Sie sind kein Zeuge, entweder Sie gehen jetzt freiwillig oder Sie werden entfernt." Als der Mann trotz mehrfacher Warnungen sitzen blieb, packten ihn Ordner an den Armen und führten ihn aus dem Saal.
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Warum der Mann sich in den Prozess drängen wollte, blieb unklar. "Uns ist ein Zeuge in die Arme gelaufen, den keiner geladen hat", sagte einer der Anwälte.
In dem Prozess muss sich Fitschen zusammen mit seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weiteren Angeklagten wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch verantworten. Alle fünf sollen vor vier Jahren im Zivilprozess um Schadenersatzforderungen für die Pleite der Kirch-Gruppe die Richter durch Falschaussagen getäuscht haben. Die Angeklagten hatten das stets zurückgewiesen. Der Medienunternehmer Leo Kirch hatte sein Leben lang die Deutsche Bank für die Pleite seines Unternehmens verantwortlich gemacht, weil sich der frühere Chef Rolf Breuer öffentlich über die mangelnde Kreditwürdigkeit des Unternehmens geäußert hatte.
Der ungebetene Zeuge hatte sich zuvor schon einmal in dem laufenden Prozess zu Wort gemeldet. Aus dem Zuschauerraum hatte er dem Richter zugerufen, er wolle eine Erklärung abgeben. Richter und Staatsanwälte gingen darauf aber nicht ein – zumal der Mann den Vorsitzenden Richter mit dem Vornamen ansprach. Bei der Staatsanwaltschaft habe sich der Mann während der jahrelangen Ermittlungen auch nicht als Zeuge gemeldet, sagte Staatsanwalt Florian Opper in einer Prozesspause. Juristische Konsequenzen habe der Auftritt für den Mann aber nicht. "Das war zwar lästig, aber nicht strafbar."
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Die angeklagten Top-Banker der Deutschen Bank mussten während des Vorfalls aber nicht um ihre Sicherheit fürchten: Fitschen wird routinemäßig von einem Leibwächter begleitet, der während des gesamten Prozesses in der vordersten Reihe im Saal bleibt. Zudem sitzt in dem Prozess stets ein Wachtmeister oder eine Wachtmeisterin mit Schlagstock im Raum.
Nach dem Vorfall nahm das Verfahren wieder seinen Lauf: Zum dritten Mal wurde Staatsanwältin Christiane Serini als Zeugin befragt und schilderte den Richtern, wie ihre ersten Vernehmungen der Angeklagten abgelaufen waren.
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