Vergewaltigt, verprügelt, verfolgt - Laylas Flucht aus Uganda

Zum CSD-Motto „Vielfalt verdient Respekt. Grenzenlos!“: In rund 70 Ländern wird weltweit Homosexualität bis heute verfolgt – auch in Uganda, der Heimat von Layla (28).
Sandra Henoch |
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Gewalt gegen Frauen ist in Kampala, der Hauptstadt von Uganda, an der Tagesordnung (Symbolbild).
Dai Kurokawa/dpa Gewalt gegen Frauen ist in Kampala, der Hauptstadt von Uganda, an der Tagesordnung (Symbolbild).

"Ich helfe dir. Du bist noch jung, ich kann dich korrigieren“, sagte Laylas Onkel zu ihr, bevor er sie zum ersten Mal vergewaltigte. Layla, die eigentlich anders heißt, kommt aus Uganda, sie ist 28 Jahre alt, und sie ist lesbisch.

In Uganda ist Homosexualität ein absolutes Tabu und wird mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft. Viele Menschen werden durch Regierung und Medien aufgestachelt, und immer wieder kommt es zu Lynchjustiz.

Layla hatte Glück, ihr gelang nach einem langen Martyrium die Flucht nach Deutschland, wo sie sich ein neues Leben aufbauen will. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, doch die junge Frau kämpft weiter.

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Vom Onkel missbraucht - er wollte sie „korrigieren“

Layla war 14, als sie merkte, dass sie Gefühle für Mädchen hat. „Ich dachte zuerst, ich sei von einem Dämon besessen. Ich habe gebetet, dass die Gefühle weggehen. Aber das hat nicht geklappt.“

In dieser Zeit trug sie gerne die Klamotten ihres verstorbenen Vaters, was zuerst die Großmutter, dann den Onkel, der seit dem Tod der Eltern für Layla und ihre Geschwister sorgte, stutzig machte. Der Onkel missbrauchte sie mehrmals pro Monat, um sie zu „korrigieren“, wie er es nannte.

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie zog aus ihrem Heimatdorf weg und startete mit fast 18 Jahren ihr eigenes, kleines Unternehmen. In einem Club lernte sie schließlich ihre erste Freundin Lillian und andere lesbische Frauen kennen. Acht Monate lang hatte sie hier ihre eigene Familie, bis eine der Freundinnen in einer Zeitung geoutet wurde.

Für die Nachbarn war es nicht schwer, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen, und bereits kurze Zeit später versammelte sich ein Mob vor ihrer Wohnung. Sie konnte in dieser Nacht entkommen, musste jedoch im Ghetto in der Hauptstadt Kampala untertauchen. „Viele von uns lebten dort. Es war ein furchtbarer Ort, überall Drogen und Gewalt, aber immerhin blieben wir hier unerkannt.“

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Lynchjustiz auf offener Straße

In Kampala lernte Layla auch ihre zweite Freundin Akello kennen. Die beiden schafften es, eine heimliche Beziehung zu führen, bis Akellos Bruder Patrick sie in flagranti erwischte.

„Wir bettelten ihn an, nichts zu sagen. Er ging mit meiner Freundin und kam eine Woche später mit ihren Eltern zurück.“ Die Familie brachte sie in eine Kirche, in der sie eine Art Exorzismus über sich ergehen lassen musste. „Ich war eine Woche lang dort. Sie zwangen mich, Öl zu trinken, wedelten mit Weihrauch um mich herum und bespritzen mich mit Weihwasser. Wenn man da rauskommt, ist man definitiv der Meinung, verrückt zu sein.“

Danach ging sie kaum mehr aus, doch eines Tages erwischte Patrick sie zu Hause. Gemeinsam mit mehreren Männern ging er auf sie los. Sie schrien, „wir müssen Leute wie dich loswerden“, während sie Layla krankenhausreif prügelten und ihr dabei einen Zahn ausschlugen.

Sie gewann an diesem Tag Gewissheit, dass sie als lesbische Frau nicht in Uganda bleiben konnte. Sie ging nur noch mit Sonnenbrille und Hoodie aus der Wohnung, erhielt Todesdrohungen am Telefon und versteckte sich bei Billy, einem schwulen Mann.

Schließlich sah Patrick sie auf der Straße und outete sie als Lesbe – eine lebensbedrohliche Situation, denn in solchen Fällen kann es passieren, dass der Mob Menschen zu Tode prügelt.

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Von Kenia nach Deutschland

Schließlich konnte Layla nach Kenia ausreisen und gelangte von dort über einen Mittelsmann nach Deutschland. „Ich hatte noch nie etwas von Frankfurt gehört, ich war ja nur wenige Jahre auf der Schule. Ich dachte, überall wird Englisch gesprochen, doch in Deutschland sprachen sie eine Sprache, die ich nicht kannte.“

Die erste Woche in Freiheit verbrachte sie in dem Keller eines Paares, das sie schließlich nach München brachte, wo sie Asyl beantragte.

„Ich hatte noch nie von Flüchtlingen oder Asyl gehört, ich ging einfach in das Gebäude und fragte nach dem Roten Kreuz. Das war das Einzige, das ich kannte.“

Inzwischen lebt Layla in Traunstein und kämpft dafür, dass sie in Deutschland bleiben kann. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, doch Layla gibt nicht auf. Ihre Anwältin Gisela Seidler hat Klage gegen die Ablehnung eingelegt, bei der Lesbenberatungsstelle Letra hat sie dann Hilfe, Schutz und eine neue Familie gefunden.

Für Layla würde ein Leben in Deutschland Sicherheit bedeuten, und sie hätte die Chance, sich einen Traum zu verwirklichen. „Ich will Krankenschwester werden. Es ist großartig, im Leben anderer etwas zu verändern.“

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