Verdi will Wahl des Vize-Aufsichtsratschefs anfechten
München - Gerade erst hat der Stadtrat den umfassenden Sanierungsplan der Städtischen Kliniken verabschiedet, doch statt einer Ruhepause steht den Krankenhäusern jetzt neuer Ärger ins Haus. Nach der überraschenden Wahl des Vertreters des Marburger Bunds, Christoph Emminger, zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden ist das Vertrauen zwischen den Gewerkschaftsvertretern in dem Gremium zerrüttet. Verdi erwägt sogar, die Abstimmung für ungültig erklären zu lassen.
„Wir prüfen gerade, ob die Wahl korrekt war,“ sagt Dominik Schirmer. Der Verdi-Gesundheitsexperte war jahrelang Vize im Aufsichtsrat und so hätte es auch bleiben sollen, sagt Schirmer. Darauf hätten sich Marburger Bund und Verdi im Vorfeld der Wahl Ende Juli verständigt.
Dass es nun doch anders gekommen ist, macht ihn wütend.
Schirmer spricht von „Vertrauensbruch“. Seiner Darstellung nach habe es zwischen Verdi und der Ärztegewerkschaft die Abmachung gegeben, sieben der acht Arbeitnehmerposten im Aufsichtsrat nach dem Reißverschlussverfahren zu vergeben, also zwischen ihnen beiden aufzuteilen. Zudem sei abgemacht gewesen, dass Schirmer Aufsichtsratsvize bleibt. Zwei Wochen vor der Wahl habe ihm Emminger dann aber vorgeschlagen, den Posten zu teilen, was Verdi abgelehnt hat.
Kurz vor der entscheidenden Sitzung habe Emminger dann verkündet, selbst zu kandidieren. Die Kampfabstimmung gewann der Arzt knapp – und auch durch ein Kuriosum.
Die Wahl wurde geheim per Zettel durchgeführt, jedoch nicht ganz: Auf den Wahlzetteln musste sowohl der Name des Gewählten als auch des Wählenden notiert werden. Im zweiten Wahlgang bekamen Emminger drei und Schirmer zwei Stimmen. Ein Wahlzettel war ungültig: Der von Schirmer selbst, weil er seinen Namen dort nicht zweimal, sondern nur einmal notiert hatte.
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Schirmer prüft nun, ob diese Art der „geheimen“ Wahl überhaupt zulässig ist. Eine demokratische Entscheidung akzeptiere er: „Aber ich glaube nicht, dass das korrekt war.“
Emminger war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In einer Mitteilung des Marburger Bunds heißt es jedoch, dass es keine Absprachen gegeben habe: „Eine derartige Absprache vor einer Wahl wäre nach unserer Auffassung weder stil- noch sinnvoll.“
Statt Konflikte auszutragen solle man sich wieder sachlicher Arbeit zuwenden.
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