Verdi: So düster ist es um den Nahverkehr bestellt
Weil Bundesmittel zu versiegen drohen, sorgt sich die Gewerkschaft um die Zukunft des Nahverkehrs – und macht eine Protestfahrt zum Landtag.
München - Wenn bei der MVG Sonderfahrten gebucht werden, dann geht es in der Regeln um Party, Spaß und Halligalli. In dieser Straßenbahn waren gestern allerdings nur lange Gesichter zu sehen.
Die Gewerkschaft Verdi macht sich Sorgen um den öffentlichen Nahverkehr. Denn Bund und Länder haben sich bislang nicht über die künftige Höhe der Regionalisierungsmittel einigen können. Ob die Kommunen in Zukunft noch genügend Geld für eine vernünftige Verkehrsentwicklung zur Verfügung haben werden, ist derzeit also noch völlig unklar.
Um ein Zeichen zu setzen, hat Verdi gestern deshalb im Rahmen eines bundesweiten Aktionstags eine Protestfahrt zum Landtag gemacht. Auch eine reiche Stadt wie München könne im Nahverkehr schließlich nicht für alles alleine aufkommen, sagte Cornelius Müller, der Verkehrsexperte bei Verdi in München.
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Allein schon mit den Erhaltungsmaßnahmen sind laut Verdi viele Kommunen finanziell überfordert. In Mülheim an der Ruhr beispielsweise wurden schon einige Straßenbahnlinien abgestellt, in Essen haben die Verkehrsbetriebe viele Beschäftigte entlassen. Ähnliches drohe auch in München, prophezeit Verdi, sollten die Bundesmittel bald versiegen.
Gestrichene Buslinien, höhere Fahrpreise – vielleicht sogar das Aus für die Verlängerung der U5 nach Pasing: Verdi-Mann Müller hält das alles für denkbar. Schließlich sei auch das Entflechtungsgesetz, das den Kommunen zum Unterhalt von Bus und Bahn bislang Bundesgeld in die Kassen gespült hat, noch nicht verlängert worden. „Das halten wir für fatal“, so Müller bei der Protestfahrt.
In den nächsten Tagen will Verdi deshalb fleißig Unterschriften sammeln. Am 2. Juli sollen die fertigen Listen dann in Berlin an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) übergeben werden. Sollte das etwas bringen, vielleicht mietet Verdi dann noch einmal eine Tram – dann aber eine Partytram.