"Und wie heißt du?" - Wie Flüchtlinge Deutsch lernen
München - "Hallo, ich heiße Mohammed, ich komme aus Syrien und ich bin Medizinstudent.“ Der junge Mann aus Syrien (20) sagt das mit einem angenehm weichen Akzent, ein bisschen schüchtern noch, aber sehr flüssig.
Überraschend gut für einen jungen Menschen, der erst vor drei Wochen in München angekommen ist, daheim noch nie ein Wort Deutsch gehört hat. Und der erst seit zehn Tagen im Deutschkurs der Münchner VHS in der Flüchtlingsunterkunft an der McGraw-Kaserne sitzt (eine Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne).
269 Menschen wohnen dort aktuell und warten darauf, innerhalb von drei Monaten in andere Gemeinschaftsunterkünfte in Bayern weitervermittelt zu werden.
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In den ersten Unterrichtsstunden sei es noch schwer gewesen, überhaupt etwas zu verstehen, erklärt Mohammed dann auf Englisch.
Aber jetzt mache das Deutschreden schon großen Spaß. „Ich will ja unbedingt sehr schnell eure Sprache lernen, damit ich bald weiter studieren kann.“
„Komm rein“ heißt das Pilot-Sprachprojekt, das die VHS mit Unterstützung des Sozialreferats, der Regierung von Oberbayern und der Inneren Mission auf die Beine gestellt hat. 20 Menschen sitzen dabei täglich zwei Stunden im Kurs. Wie lang sie teilnehmen können, hängt davon ab, wie schnell die Weitervermittlung erfolgt.
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„Es geht uns hier darum, den Neuankömmlingen gleich in den ersten Tagen die wichtigsten Grundbegriffe beizubringen“, sagt Gunhild Brössler von der VHS. „Da lernen sie, wie man sich in Bayern begrüßt, sich vorstellt und andere nach ihrem Namen fragt.“ Auch Details zu hiesigem Essen und Trinken erfahren sie – und spazieren mit den Lehrern in die City, um zu lernen, wie U-Bahn, Bus oder Tram funktionieren, wie man einkauft, wo sich Ärzte befinden. „Das lenkt sie für eine Weile von ihren oft traumatischen Fluchterlebnissen ab und sie gewinnen Sicherheit im Alltag.“
Geht’s nach der Münchner Volkshochschule, sollen andere Kommunen die Idee von „Komm rein“ bald übernehmen. Das Team um Gunhild Brössler arbeitet deshalb an einem „Leitfaden für den DAF-Unterricht“ (Deutsch als Fremdsprache) und einem Schulungskonzept für Lehrer. Wo und wie der junge Mohammed sein Deutsch verfeinern kann, steht allerdings in den Sternen. Gestern musste er schon seine paar Habseligkeiten packen und weiter ziehen. Nach Marktoberdorf im Ostallgäu.