Wegen Klausel kein Pflegebonus für Starnberger Klinikum: "Ein fatales Signal"
Hohe Patientenzahlen, enormer Stress, Überstunden und dauerhaft Schuften mit Maske: Pflegefachkräfte und Intensivpflegende hat die Corona-Pandemie an vorderster Front und mit voller Wucht getroffen. Zur Anerkennung hat die Bundesregierung im Sommer einen zusätzlichen Pflegebonus beschlossen.
500 Millionen Euro Pflegebonus
500 Millionen Euro hat der Bund für die Krankenhäuser locker gemacht, Intensivpflegekräfte erhalten 3.305,73 Euro, Vollzeit-Fachkräfte 2.203,82 Euro steuerfrei. Die Mitarbeiter im Klinikum Starnberg aber bekommen: nichts davon. Eine Entwicklung, die Florian Krötz, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Klinikum Starnberg, "ausgesprochen bedauerlich" findet.
Warum gibt's kein Geld für Starnberg?
Wie kann das sein? Das Gesundheitsministerium hat eine Einschränkung vorgenommen: Den Pflegebonus erhalten nur jene Häuser, die im Jahr 2021 mehr als zehn mit Covid infizierte Patienten behandelt haben, die mehr als 48 Stunden, also länger als zwei Tage, beatmet wurden. Bundesweit sind das dem Ministerium zufolge 837 Krankenhäuser. Das Klinikum Starnberg zählt aber nicht dazu, denn hier waren es, wie Krötz der AZ berichtet, neun Intensivpatienten, die länger als zwei Tage beatmet wurden.
Ein Patient zu wenig
Ein Patient zu wenig also, um vom Pflegebonus zu profitieren - bei den Mitarbeitern sorgt das für Unverständnis, so Krötz. Seit Beginn der Pandemie seien 1.150 Covid-Patienten im Klinikum versorgt und über viele Wochen isoliert behandelt worden. "Bei 312 Planbetten ist das in Bezug auf unsere Größe eine enorme Belastung", sagt der Chefarzt. Für ihn ist klar: "Die Mitarbeiter, die durch die Corona-Pandemie nun schon seit über zweieinhalb Jahren extrem belastet sind, hätten den Pflegebonus als Anerkennung für ihr Engagement wirklich verdient gehabt."

Man hat sich an die Vorgaben gehalten
Unmut herrscht in Starnberg auch, weil man im Umgang mit den Intensivpatienten vollkommen den Vorgaben der Behörden entsprochen habe: Um eine umfassende medizinische Versorgung aller Patienten sicherstellen zu können, habe man die meisten beatmungspflichtigen Patienten in die Lungenfachklinik in Gauting oder nach Herrsching überwiesen, teilt das Klinikum mit. Die Klinikbelegung sollte im gesamten Landkreis koordiniert werden, um zu verhindern, dass bei Notfällen alle Betten mit Covid-Intensivpatienten blockiert sind - genau so habe man es gemacht, sagt Krötz.
Das Klinikum wird für gewissenhaftes Handeln bestraft
Für ihn liegt der Fehler bereits in den Kriterien des Pflegebonus: "Anhand des Kriteriums, wie viele Patienten beatmet wurden, lässt sich die Belastung eines Krankenhauses durch die Coronaversorgung nicht ausreichend abbilden", so der Chefarzt. Medizinisch sei es ohnehin geboten, Patienten so lange wie möglich ohne künstliche Beatmung zu versorgen. Genau so stehe es auch in den medizinischen Behandlungslinien. "Dies haben wir befolgt und werden nun dafür abgestraft", moniert Krötz.
Ungerechte Regelung?
Die jetzige Regelung für den Pflegebonus sei ungerecht, insbesondere für die Pflegekräfte auf Normalstationen, die oftmals Patienten hätten, die ebenso aufwendig betreut werden müssten wie ein Intensivpatient. Fair wäre es ihm zufolge, wenn die tatsächliche Anzahl der Covid-Pflegetage und die Pflegeschwere als Kriterium für eine solche Anerkennung gelten würde.
"Ein fatales Signal"
Gerade auf der Normalstation hätten die Pflegekräfte aufgrund des Betreuungsschlüssels meist eine Vielzahl dementer, vollpflegebedürftiger oder bettflüchtiger Covid-positiver Patienten zu betreuen. "Das macht die Regelung noch ungerechter und gibt den Pflegekräften auf der Normalstation das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden. Ein fatales Signal."
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