Starnberger See entdecken: Fernab von Protzenhausen

Ein neuer Band mit 200 Bildern zeigt eiszeitliche Ursprünge, die Fischerei, Landschaftsmalerei und romantische Villen. Über 50 Autoren porträtieren Fischer, Taucher, Künstler, Köche und die Orte am See.
Eva von Steinburg
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Das Cover.
Volk Verlag 13 Das Cover.
Ein häufiges Bild: Enten fliegen über das tiefblaue Wasser.
Foto: Volk Verlag 13 Ein häufiges Bild: Enten fliegen über das tiefblaue Wasser.
Eine Mammutherde zu Zeiten der Würm-Eiszeit.
Foto: Volk Verlag 13 Eine Mammutherde zu Zeiten der Würm-Eiszeit.
Blick über Leutstetten auf den Starnberger See um 1810: Die kolorierte Lithographie vom Wasser mit Gebirgspanorama hält Sommerfrischler, großbürgerliche Ausflügler und Künstler fest, die bei der Arbeit sind.
Foto: Volk Verlag 13 Blick über Leutstetten auf den Starnberger See um 1810: Die kolorierte Lithographie vom Wasser mit Gebirgspanorama hält Sommerfrischler, großbürgerliche Ausflügler und Künstler fest, die bei der Arbeit sind.
Aquarell von Edward Harrison Compton, 1881 in Feldafing geboren.
Foto: Volk Verlag 13 Aquarell von Edward Harrison Compton, 1881 in Feldafing geboren.
Die historische Karte zeigt den Dampfer Wittelsbach.
Foto: Volk Verlag 13 Die historische Karte zeigt den Dampfer Wittelsbach.
Historische Ansicht des "Gasthaus zum Fischmeister" in Ambach. Der frühere Familienbetrieb der Bierbichlers wird von einer Kooperative "ohne Chef" geführt. In den 80er Jahren war das Gasthaus die Künstlerklause von Herbert Achternbusch.
Foto: Volk Verlag 13 Historische Ansicht des "Gasthaus zum Fischmeister" in Ambach. Der frühere Familienbetrieb der Bierbichlers wird von einer Kooperative "ohne Chef" geführt. In den 80er Jahren war das Gasthaus die Künstlerklause von Herbert Achternbusch.
Um 1900: der Ambacher Fischer Michael Reiser mit einem der letzten Einbäume vom See. Einbäume waren lange das wichtigste Boot am See.
Foto: Volk Verlag 13 Um 1900: der Ambacher Fischer Michael Reiser mit einem der letzten Einbäume vom See. Einbäume waren lange das wichtigste Boot am See.
Eislaufen im Winter 1913/1914. Das letzte tragfähige Eis gab es 1963.
Foto: Volk Verlag 13 Eislaufen im Winter 1913/1914. Das letzte tragfähige Eis gab es 1963.
In Berg: Am frühen Morgen zappelt ein Hecht im Netz.
Foto: Volk Verlag 13 In Berg: Am frühen Morgen zappelt ein Hecht im Netz.
Besuchen: Porzellanfarbiges Damwild lebt im Höhenrieder Park.
Foto: Volk Verlag 13 Besuchen: Porzellanfarbiges Damwild lebt im Höhenrieder Park.
Fischermeister Michael und Hans Strobl mit einem Waller von 68,5 Kilo.
Foto: Volk Verlag 13 Fischermeister Michael und Hans Strobl mit einem Waller von 68,5 Kilo.
Malerei der Starnbergerin Nataly Maier.
Foto: Volk Verlag 13 Malerei der Starnbergerin Nataly Maier.

Starnberg - Die Cabrio-Dichte soll hier die Höchste der Republik sein. Laut "Spiegel" ist die Gegend um den Starnberger See eine "Insel der Seligen", was die Kaufkraft betrifft. Doch das Klischee hinkt natürlich. Längst nicht alle Bürger der Anrainergemeinden sind irgendwie "geldig".

Insider-Tipps von echten Starnbergern

Die Villen von "Protzenhausen" und das Bonzen-Klischee schrecken viele. Doch die Geschichte und die Geschichten vom See sind facettenreich. Auf Initiative der Autorin Eva Dempewolf, die in Starnberg aufwuchs, haben über 50 Insider Landschaft, Wasser und die Menschen beschrieben. Ihr neuer Band "Der Starnberger See - ein Porträt in Texten und Bildern" lädt ein zum "Spazierlesen", wie die Herausgeberin es nennt.

Teil Eins beleuchtet die Eiszeit, traditionelle Bootswerften und die Fischerei. Auch archäologische Entdeckungen unter Wasser. Es gibt Kapitel über die Historie der See-Postkarte, Anmerkungen zum Villenbau und kühner, modernster Architektur. Wachsweiche Möweneier vom See waren das Lieblingsfrühstück von König Ludwig II., erfährt der Leser in der Abteilung Kulinarik.

Geschichtsunterricht von der Eiszeit bis heute

Im zweiten Teil geht es geografisch einmal rund um den See: Internationale Einrichtungen, wie die Akademie für politische Bildung in Tutzing und das von Konrad Lorenz begründete Max-Planck-Institut in Seewiesen werden vorgestellt, die Künstlerklause von Herbert Achternbusch am Ostufer oder ein römischer Gutshof bei Leutstetten am nördlichen See-Ende.

Der 312-Seiten-Band liefert auch beim lockeren Durchblättern Überraschendes; etwa historische Schwarz-Weiß-Fotos. Bis etwa 1900 waren Einbäume am Starnberger See als Arbeitsboot der Fischer in Gebrauch. Fischer waren die ersten Siedler am See. Später besaßen die Klöster die Fischrechte am Würmsee. Eine Fischerzunft in klassischer Form hat es aber am Starnberger See nie gegeben. Fischer mussten ihren Fang zuerst dem Hof anbieten, der sehr niedrige Preise zahlte.

Früher Fischerdorf, heute Villenviertel

Kaum eine Fischerfamilie konnte von ihrem Einkommen leben. So herrschte in den ärmlichen Fischerhäuschen oft eine drangvolle Enge. Heute gibt es 34 Fischereiberechtigte und Berufsfischer, die Renken, Hechte und Saiblinge aus dem Wasser ziehen. Der schwerste Fisch im See ist der Waller. Der bisher größte Fang war 2,48 Meter lang und 68,5 Kilo schwer.

Artenreichtum und künstlerische Vielfalt

200 Bilder zeigen die Fischarten, dazu Gemälde der Landschaft vor der Alpenkette. Die prunkvolle Kulisse war ein frühes Objekt für Naturstudien von Landschaftsmalern. Später entwickelten sich freie Interpretationen, impressionistische Formate.

Als Freund und Sammler der Expressionisten fand Lothar Günther Buchheim am Wasser "die farbflammenden Seelenbilder der Natur", die er zuerst auf Fernreisen gesucht hatte, heißt es in einem Text. Schlussfolgerung: "Für Kreative ist der See unentrinnbar attraktiv".

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Kapitel über Kino-Events am See und die Volkshochschule Starnberg zeugen von der sympathischen Bodenständigkeit der Herausgeberin. Seit 2002 gibt es übrigens eine stylische Jugendherberge in Possenhofen, direkt am romantischen Schlosspark - ein Geheimtipp! Das Haus eröffnet die Möglichkeit - auch mit weniger Geld - für eine Zeit am Starnberger See zu residieren.


Eva Dempewolf (Hrsg.): Der Starnberger See, Volk Verlag München, 39,90 Euro

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  • Witwe Bolte am 06.01.2023 11:40 Uhr / Bewertung:

    Ganz ganz früher war der STA-See ein gigantischer Eisklumpen, deren Höhe ungefähr bis zum Andechser Bräustüberl reichte. Also gab es auch damals einen Klimawandel, obwohl kein (Diesel-)Auto rumtuckerte oder gar Braunkohle-Kraftwerke die Umwelt mit CO2 belasteten. Was sagen die Klimakleber/FFF wohl dazu?

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