Sisi- und Ludwig-Fans bekommen ein neues Highlight am Starnberger See
Starnberg - Kaiserin Elisabeth und Ludwig II. – um auf ihren Spuren zu wandeln, muss man nicht unbedingt nach Neuschwanstein oder Wien fahren. Auch rund um den Starnberger See gibt es viele historische Orte, an denen sie verweilten, sich trafen, die Heimat genossen. Die Regionalmanagerin für die Regionen Starnberger See und Ammersee, Isabell Bauch (34), hat das Konzept der Sisi- und Ludwig-Führungen erarbeitet. Sie seien ihr "Herzensprojekt".
AZ: Frau Bauch, Sie haben mehrere spezielle Führungen zu Ludwig II. und Sisi rund um den Starnberger See entwickelt. Warum faszinieren der Märchenkönig und die österreichische Kaiserin aus bayerischem Hause noch immer?
ISABELL BAUCH: König Ludwig II. ist auf mysteriöse Art und Weise im Starnberger See ums Leben gekommen. Die Menschen interessiert immer noch, was damals passiert sein könnte – die Todesumstände wurden bis heute nicht geklärt. Er hat selbst einmal geschrieben: "Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und anderen." Dem wird er bis heute gerecht und bleibt bis heute ein Mythos.

Und Sisi?
Es gibt kaum jemanden, der die Sisi-Klassiker mit Romy Schneider nicht kennt. Aber auch durch die neuen Verfilmungen etwa bei Netflix reißt das Interesse nicht ab. Wir wollen zugänglich und erlebbar machen, was die Region Starnberg-Ammersee ausmacht und die Geschichte über die beiden und darüber hinaus auch weitertransportieren. So kann man heute zum Beispiel in Starnberg mit dem Zug anreisen und von dort aus mit dem Schiff weiterfahren – ganz wie einst Ludwig es tat.
Die Führungen bewegen sich also an Orten, an denen Sisi und Ludwig historisch belegt auch waren. Welche zum Beispiel?
Wenn wir bei Ludwig bleiben: Man steht zum Beispiel nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der er tot aufgefunden wurde – wo heute das Gedenkkreuz im See daran erinnert. Man kommt auch am ungewohnt schlicht gehaltenen Schloss Berg vorbei, wo er viel Zeit verbrachte und wohin er kurz vor seinem Tod als Gefangener gebracht wurde. Auch an seinem früheren Reitstall kommen wir vorbei, das Gebäude steht noch immer.
Welches Gefühl löst das bei Ihnen aus, wenn Sie an diesen Orten stehen?
Erst gestern war ich am Glockensteg der Roseninsel, das Wetter am See war mystisch und man weiß: Genau auf diesen Wegen haben Sisi und Ludwig ihre Seele baumeln lassen. Das ist faszinierend und spannend.
Nun kennen Sisi viele vor allem durch die Filme mit Romy Schneider. Diese fiktive Figur unterscheidet sich deutlich von der Realität. Kommt man der wahren Sisi mehr auf die Spur?
Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben: die tatsächliche Sisi zu vermitteln. Jeder kennt die Romy-Schneider-Filme und für jeden ist das automatisch Sisi. Aber die Wirklichkeit ist nicht ganz so romantisch, wie es uns in den Filmen vermittelt wird.
"Sisi trug auf der linken Schulter ein Tattoo"
Wie war sie wirklich?
Sie war eine bemerkenswerte und besonders kluge Persönlichkeit, die ihrer Zeit sehr voraus war und ein wenig rebellisch "aus der Reihe tanzte" – nach Freiheit und Unabhängigkeit strebte. Sie war schon damals viel auf Reisen, was für eine Person in ihrer Rolle außergewöhnlich war. Was viele auch nicht wissen: Sie trug auf der linken Schulter ein Tattoo! Sie hat sich auf einer ihrer Seereisen einen Anker tätowieren lassen. Man sagt in einer Hafenkneipe – belegt ist dies allerdings nicht. Der Kaiser und ihre Töchter sind damals empört gewesen. Sie hatte aber auch dunkle Jahre in ihrem Leben, gerade als ihr Sohn Rudolf ums Leben kam. Sie war ab da in sich gekehrt – bis hin zur Todessehnsucht –, hat fast nur noch schwarz getragen.
Die Liebe zur Heimat hat sie stets begleitet, sie kam immer wieder zu Ihrem Sehnsuchtsort zurück.
24 Mal war sie als Kaiserin hier am Starnberger See. Bei diesen Aufenthalten war sie im Hotel Strauch untergebracht, das heutige Hotel Kaiserin Elisabeth.
Warum blieb sie nicht einfach bei Ihren Eltern im Schloss Possenhofen?
Das war damals für sie als Kaiserin nicht üblich. Sie musste – zudem mit einer Schar Entourage – standesgemäß untergebracht werden.

Wie gut ist das damalige Hotel in seiner ursprünglichen Form noch erhalten?
Das Hotel Kaiserin Elisabeth – augenblicklich nicht zugänglich – wird saniert und erweitert, die Planungen dazu laufen derzeit. Gerade weil das Hotel noch so originalgetreu aus der Zeit von Sisi erhalten ist, liegt das Hauptaugenmerk darauf, dass dies auch weiterhin so bleibt. Von außen kann man es anschauen. Es gibt dort auch einen Garten, der ausschließlich mit Sondergenehmigung im Rahmen einer der Führung zugänglich ist – dort steht eine große Sisi-Statue zur Erinnerung an Elisabeth.
Das Schloss Possenhofen kann man nicht betreten, richtig?
Nein, man kann es nur von außen besichtigen. Es ist in Privatbesitz.
"Ein unglaublich schönes Fleckerl Erde"
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort?
Das ist eine schwere Frage! Ich finde, jeder Ort hat etwas Besonderes. Ein Highlight ist ganz klar die Roseninsel, weil sowohl Ludwig als auch Sisi diese als einen Lieblingsort in der Region empfunden haben. Ich finde aber, wenn man im früheren Schlosspark, heute "Paradies" - so nennt sich das Erholungsgelände bei Possenhofen - am See entlang spaziert, hinter sich das Schloss Possenhofen, vor sich den See und den Blick zur Votivkapelle an der gegenüberliegenden Seeseite, ist das ein unglaublich schönes Fleckerl Erde! Noch dazu mit dem Wissen, dass Sisi hier entlang geritten ist oder auch einen Spaziergang gemacht hat.

Auf der Roseninsel haben sich Sisi und Ludwig getroffen. Wie kam es dazu?
Ludwig war sehr menschenscheu und hat sich auf der Roseninsel zurückgezogen. Dort hat er Elisabeth empfangen, ihre Verbindung zueinander war vor allem durch ihre familiären Beziehungen sowie durch gemeinsame Interessen und Begegnungen geprägt.
Gibt es Orte, die man im ersten Moment nicht mit den beiden in Verbindung bringt?
Zum Beispiel das historische Strandbad in Feldafing. Das damalige Strandbad gibt es so nicht mehr, aber unweit befindet sich das heutige Strandbad Feldafing – an diesem Uferbereich ist Sisi selbst als Kaiserin baden und schwimmen gegangen. Es war unüblich und nicht der Hofetikette entsprechend, dass eine Kaiserin schwimmen geht. Damals konnten zudem nicht viele schwimmen, aber sie hatte ihre unbeschwerte Kindheit am Starnberger See verbracht und es dort erlernt.
Sind die Touren auch für Einheimische geeignet – also kann man noch Neues entdecken?
Absolut! Man kommt im Alltag vielleicht immer wieder an bestimmten Orten vorbei, ist sich deren Geschichte aber gar nicht bewusst. Viele wissen nicht, welche Schätze aus längst vergangenen Zeiten sich hier verbergen.
Über die Führungen und kostenlosen Audiotouren:
Die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (gwt) im Landkreis Starnberg bietet mehrere geführte Touren unter dem Motto "Auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwig II. und Kaiserin Elisabeth" an. Es gibt sowohl festgelegte Termine, als auch die Möglichkeit, für Gruppen individuelle Touren zu gestalten. Infos: www.starnbergammersee.de Ein weiteres Angebot, das kostenlos ist: Es gibt auch Audiotouren, diese wurden während der Corona-Pandemie entwickelt, wie Isabell Bauch erzählt. Ohne App können an den jeweiligen Handlungsorten QR-Codes abgescannt werden. Diese Audiotouren sind mit Hörbuchcharakter gestaltet, das heißt, an den einzelnen Stationen erzählen "Wegbegleiter" von damals.
Mehr dazu: www.starnbergammersee.de
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