Polizei hebt illegales Bordell im Wohngebiet aus

Schmucke kleine Häuschen mit gepflegten Gärten prägen das Bild im Heimgartenweg in Neuried. Eine richtige Familienidylle, direkt am Münchner Stadtrand gelegen.
Doch immer öfter parken in der Straße Autos mit auswärtigen Kennzeichen und fremde Männer betreten eiligen Schrittes ein bestimmtes Haus. Die Besucher bleiben nie für lange Zeit. Meist gehen sie wieder nach einer halben Stunde. Oft passiert das genauso eilig, wie sie gekommen sind.
Das ungewöhnliche Treiben in dem Haus bleibt nicht lange unentdeckt. In der Nachbarschaft wird man hellhörig. Einige fangen an, im Internet zu recherchieren und stoßen auf die Angebote diverser Liebesdamen, die ausgerechnet in Neuried ihre Dienste anbieten: die halbe Stunde 50 Euro, die volle Stunde 120 Euro.
Lesen Sie auch: U-Bahn-Unfall vertuscht? - Die MVG wehrt sich
Vor allem Familien mit kleinen Kindern sind angesichts des schamlosen Treibens in ihrer Nachbarschaft sauer. "Wenn die Kinder mittags von der Schule kamen, haben sie die Frauen und auch die Freier gesehen", erzählen Anwohner. Ende Mai informieren einige von ihnen die Polizei. Das K 35, die Sitte, beginnt zu ermitteln. Am letzten Dienstag stürmen 50 Beamte am Nachmittag das unscheinbare Haus im Heimgartenweg. Ein Freier, der gerade auf dem Weg zu einem Schäferstündchen ist, überlässt den Ermittlern großzügig den Vortritt und verduftet.
Puffmutter und Prostituierte in U-Haft
"Wir haben drei Prostituierte angetroffen", berichtet Kriminalhauptkommissarin Eva Pooske. Die Damen im Alter von 40, 54 und 55 hatten separate Zimmer mit jeweils einem Bett und einem Schrank für ihre persönlichen Sachen.
Die polnischen Liebesdamen mussten nach der Rotlicht-Razzia umziehen. Ihr Geld wurde beschlagnahmt. Sie sitzen inzwischen in U-Haft. Gegen die Frauen wird wegen illegaler Prostitution ermittelt.
Neuried hat lediglich 8.500 Einwohner. Bordellbetriebe sind laut Gesetz aber erst ab einer Bevölkerungszahl von 30.000 erlaubt.
Auch die Puffmutter sitzt in U-Haft. Gegen die 34-Jährige aus Polen wird ermittelt. Sie hatte das Haus zusammen mit ihrem Freund (34) gemietet und umgebaut. Die sechs Zimmer sind knallrot und pink gestrichen, damit sich die zahlende Kundschaft in dem Etablissement auch wohlfühlt.
Offiziell war das Geheimbordell eine Unterkunft für Arbeiter einer polnischen Baufirma.
Demnächst werden Maler in dem Einfamilienhaus anrücken. Kaum anzunehmen, dass auch der neue Mieter Verwendung für sechs knallrote Zimmer hat.