Paul H. (27): So wahllos stach er auf seine Opfer ein
Grafing - Ein Urlaubsschnappschuss zeigt Paul H. an einem Strand. Er wirkt wie ein Sonnyboy, lächelt entspannt in die Kamera. Schwer vorstellbar, dass dieser Mann gestern mit einem Messer wahllos auf vier Menschen eingestochen hat.
Auf einem Internetportal beschreibt er seine Vorlieben für fremde Länder: Er sei schon viel gereist, vor allem durch Portugal und Spanien, außerdem habe er in Ägypten und Mallorca in Clubs und Hotels als Animateur gearbeitet.
Bluttat von Grafing: Eine Kleinstadt im Schockzustand
Das klingt nach einem reiselustigen, aufgeschlossenen Menschen. In den Vernehmungen macht Paul H. allerdings einen völlig anderen Eindruck. „Es ist schwierig, von ihm eine plausible und zusammenhängende Auskunft zu erhalten. Er redet wirres Zeug“, sagte LKA-Kriminaldirektor Lothar Köhler am Dienstagnachmittag. Den Mord und die drei Mordversuche gibt der Verdächtige aber zu.
Vor der Tat in Grafing Drogen genommen
Informationen, dass der 27-Jährige Kontakte zu Islamisten hat, gibt es nicht. Beim Staatsschutz und den Geheimdiensten ist er ein unbeschriebenes Blatt.
Paul H. hat jedoch psychische Probleme. Der 27-Jährige hat vier Wochen in einer psychiatrischen Klinik verbracht. Zuletzt war er vom 8. auf 9. Mai in seiner Heimatstadt Gießen in Behandlung. Auch dort war es zu einem Polizeieinsatz gekommen, Paul H. hatte ebenfalls wirres Zeug geredet.
Laut Innenminister Joachim Herrmann soll Paul H. immer wieder Drogen genommen haben. In seiner gestrigen Vernehmung sagte der Verdächtige, er habe auch am Abend vor dem Amoklauf Cannabis geraucht.
Am Montag packte der gelernte Schreiner seine Sachen und fuhr aus Hessen mit dem Zug über Fulda nach München. Am Hauptbahnhof stieg er aus. Möglicherweise wollte er weiter nach Österreich oder Ungarn reisen.
Um 1.38 Uhr kam Paul H. in Grafing an
Die Nacht wollte er eigentlich in einem Hotel verbringen. Doch der 27-Jährige hatte nur zehn Euro in der Tasche. Paul H. ist arbeitslos und lebt bereits seit zwei Jahren von Sozialhilfe.
Paul H. (27): Das ist der irre Attentäter von Grafing
Paul H. ging zurück zum Hauptbahnhof. Dort lernte er einen Ungarn kennen, mit dem er sich einige Stunden in Bahnhofsnähe aufhielt. Später stieg Paul H. am Stachus in die S 4 in Richtung Ebersberg. Um 1.38 Uhr verließ er in Grafing den Zug. „Der Ort war vermutlich zufällig sein Ziel“, sagt Lothar Köhler. Der Verdächtige habe keinerlei Beziehung zu Grafing gehabt. Auch die Opfer scheint er völlig wahllos angegriffen zu haben.
Paul H. soll nun auf seine Schuldfähigkeit überprüft werden. Am heutigen Mittwoch wird sich entscheiden, ob Haftbefehl gegen ihn ergeht oder der 27-Jährige in der Psychiatrie untergebracht wird.
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