München: Familie entscheidet im Streit um Otfried-Preußler-Gymnasium

Seit 2013 trägt das Gymnasium in Pullach den Namen Otfried Preußlers – eine Wahl, die seit Monaten sehr umstritten ist. Nun hat die Familie genug von dem Hickhack.
AZ/dpa |
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Die Tochter des Kinderbuchautors Otfried Preußler, Susanne Preußler-Bitsch, hat im Streit um die Benennung des Gymnasiums in Pullach nach ihrem Vater eine Entscheidung getroffen. (Archivbild)
Die Tochter des Kinderbuchautors Otfried Preußler, Susanne Preußler-Bitsch, hat im Streit um die Benennung des Gymnasiums in Pullach nach ihrem Vater eine Entscheidung getroffen. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

Pullach – Das staatliche Gymnasium in Pullach im Landkreis München darf sich nach dem Willen der Familie von Otfried Preußler nicht mehr nach dem Kinderbuchautor ("Der Räuber Hotzenplotz") benennen. 

Otfried-Preußler-Gymnasium: Familie zieht Nutzungserlaubnis des Namens zurück

"Es wäre keinesfalls im Sinne des Namensgebers, dass eine Schule seinen Namen tragen muss, obwohl sie diesen massiv ablehnt", teilte Preußlers Tochter und Testamentsvollstreckerin Susanne Preußler-Bitsch mit. Sie ziehe die erst 2013 erteilte Nutzungserlaubnis daher zurück.

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Preußler-Bitsch erklärte weiter, sie reagiere auch auf einen nach ihrer Ansicht unwürdigen, rufschädigenden Umgang des Gymnasiums mit ihrem verstorbenen Vater. "Es geht auch darum, künftig weiteren Schaden von Schule, Autor und Kultusministerium abzuwenden." Durch die Rücknahme der Zustimmung werde die Schule von dem ungeliebten Namen befreit.

Preußlers "Erntelager Geyer": Wird hier das Leben in der Hitlerjugend beschönigt?

Das Pullacher Gymnasium begründete seine ablehnende Einstellung unter anderem mit Preußlers früherer Zeit als Soldat sowie seinem Frühwerk "Erntelager Geyer", das er 1940 als 17-Jähriger verfasst hatte. Darin werde das Leben in der Hitlerjugend beschönigt, wie es hieß.

Auch die in einigen Werken dargestellten Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei seien fragwürdig, befand die Schulleitung und beantragte die Rückkehr zum früheren Namen, Staatliches Gymnasium Pullach im lsartal. Auch das Kultusministerium war damit befasst, hatte aber zu Beginn des neuen Schuljahres noch nicht entschieden. 

Die Werke des 2013 verstorbenen Preußler zählen zu den Klassikern der Kinder- und Jugendbuchliteratur, darunter "Die kleine Hexe" oder "Krabat". Mit 17 war Preußler zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim. 1949 folgte Preußler nach seiner Freilassung.

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  • Nickel.K. am 23.10.2024 10:49 Uhr / Bewertung:

    Auch dieses Beispiel zeigt, dass einige Leute in unserer Gesellschaft nicht begriffen haben, dass man als authentischer Autor immer aus seiner ganz persönlichen Situation berichtet. Diejenigen, die jetzt über Herrn Preußler herfallen, haben vielleicht als 17 jährige über Ernteeinsätze während eines Pfadfinderlagers geschrieben, an dem sie teilgenommen haben. Statt blindwuetig um sich zu beißen und zu kläffen, sollten sie sich einmal fragen, ob sie in ihrer Familie mal geforscht haben, was da so gesungen, geschrieben und geredet wurde. Ottfried Preußler ist ein unübertroffener Autor und zu Recht beliebt und verehrt. Die Kinder danken es ihm durch die Freude beim Lesen seiner Texte.

  • Wickie712 am 23.10.2024 00:45 Uhr / Bewertung:

    Als ich neulich vorbeigeradelt bin dachte ich nur: Ach da ist ja dieses Gymnasium.
    Aber Verkehrsregeln lernt da keiner, wie die über die Fahrbahnen latschen und co.
    Hat die Schullietung nun Angst vor der kleinen Hexe (spätpubertärische Posttraumatische Belastungsstörung aufgrund eines Referats zum Thema "Kleine Hexe)?
    Oder sind die lustigen Geschichten manchem nicht bekommen?

    Ich lehne auch jeden Kontakt zu meinen Großeltern ab, da beide Großväter auch im II.WK mitkämpfen mussten, mein Uropa in beiden (I.+II.WK), meine Oma auch mitmachen mussten. Sie durften ja nichts anderes, außer sie wollten nicht mehr leben, was sie jetzt aber schon seit Jahren auch nicht mehr tun (hat aber nicht mit der Vergangenheit zu tun).

    Ich verstehe die Erben und den Entzug der Genehmigung zur Nutzung des Namens.

  • Bongo am 22.10.2024 14:48 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Ding:
    Von dem, auf den Sie anspielen, habe ich in meinem Beitrag nichts geschrieben. Für das, was Sie sich zusammemreimen, kann ich ebenfalls nichts! Es geht allein um Preußler und dessen Verhalten als 17jähriger, das ihm nach über 80 Jahren vorgehalten wird, was ich geradezu als lächerlich empfinde.

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