Fischereiverein Oberschleißheim sorgt sich um gefährdete Fischarten

Oberschleißheim - Sebastian Ulrich weiß, dass sein Hobby, das er voller Begeisterung ausübt, manche Menschen kaum nachvollziehen können: Er setzt sich für Fische ein. "Sie sind nass, kalt, still, glitschig und meistens sieht man sie nicht einmal. Viele finden die Augen von Fischen sogar ekelhaft. Der Schutz der Fische benötigt somit besonders viel Aufmerksamkeit von denen, die um deren Probleme wissen", sagt der 31-Jährige der AZ. Er ist promovierter Tierarzt an der LMU - und Gewässerwart des Fischereivereins Oberschleißheim.
Früher ein Massenfisch, heute das Sorgenkind des Verbands
Der Großteil der bayerischen Fischarten ist bedroht, darüber hat die AZ kürzlich bereits zum Tag der Fische berichtet. Besonders schlecht steht es laut Bayerischem Landesfischereiverband (LFV) um die Nase, den Fisch des Jahres 2020. Sie hat sich vom Massenfisch zum Sorgenkind entwickelt.
Doch es gibt Hilfe - nicht nur für den friedlichen Algenfresser. Zum Beispiel vom Fischereiverein Oberschleißheim, berichtet Ulrich stolz.
Der Verein engagiere sich erfolgreich dafür, gefährdeten Fischarten die Wiederansiedlung zu ermöglichen, etwa durch die Revitalisierung des Würm- und Dachauerkanals.

Fischereiverein entfernt Müll aus bayerischen Flüssen
Die Fischer lockern das Kiesbett auf, schaffen durch Wurzelstöcke Unterstände für die glitschigen Flussbewohner oder verwenden alte Christbäume, um sie als Totholz ins Wasser zu legen.
Natürlich gehört es auch dazu, Müll zu entfernen. "Letztes Jahr haben wir fünf alte Feuerlöscher im Dachauerkanal gefunden", schildert Ulrich. "Wäre einer dieser Feuerlöscher ausgelaufen, hätte dies den Tod des Fischbestandes flussabwärts bedeutet", ist er sicher. "Mit den oben genannten Maßnahmen hat die Nase eine Chance sich zu etablieren und von unserem Gewässer in andere Gewässer auszuwandern, insofern keine unüberwindlichen Barrieren im Weg sind", sagt der Experte.
Barriere im Würmkanal nur für größere Fische überwindbar
Das ist der Knackpunkt, der dem Fischfreund Kummer bereitet, denn: "So eine Barriere versuchen wir seit Jahren zu entfernen, stoßen jedoch immer wieder auf taube Ohren bei den Verantwortlichen." Dabei handelt es sich laut Ulrich unter anderem um ein Denkmal aus der Zeit des Nationalsozialismus im Würmkanal, das, wenn überhaupt, nur größere Fische überwinden können. "Somit können solche Fische wie Nasen nicht flussaufwärts ziehen, um neue Gewässerabschnitte zu besiedeln. Flussabwärts können die Fische inzwischen bis in die Amper wandern, was uns sehr freut", sagt der Gewässerwart.
Weitere Barrieren für die Fische seien die kleinen Wehre rund um Schloss Lustheim. "Diese Schlosswehre können durch kleine Kanäle umgangen werden, die aber leider jedes Jahr im Herbst von der Schlossverwaltung trocken gelegt werden", schildert Ulrich. Er und seine Fischerkollegen retten in Absprache mit der Verwaltung die Fische vorher.
"Wir arbeiten seit fünf Jahren an unseren Gewässern"
Die Arbeit des Vereins zahlt sich aus, berichtet Ulrich: "Letztes Jahr haben wir zum ersten Mal eine weitere gefährdete Fischart - den Streber - in unseren Gewässern nachweisen können."
Ulrich weiter: "Wir arbeiten seit fünf Jahren an unseren Gewässern. Es ist nicht immer einfach, allen Mitgliedern die Notwendigkeit der Etablierung von Fischarten, die keinen direkten offensichtlichen Nutzen als Speisefisch haben, schmackhaft zu machen." Dennoch sagt er: "Jedoch haben wir weitergekämpft für einen Barben-, Nasen-, Gründling- und Hechtbestand, der ohne jeglichen Besatz auskommt. Sie erhalten sich selbst. Gerne würden wir das auch für den Streber erreichen."