Tag der Fische: Tiere in prekärer Situation
München - "Der Großteil der in Bayern heimischen Flussfischarten ist gefährdet bis hin zu vom Aussterben bedroht" – mit diesem dramatischen Satz leitet der Bayerische Landesfischereiverband (LFV) eine Mitteilung anlässlich des Tags der Fische an diesem Samstag ein. Besonders an einem Vertreter der Flussbewohner sei die Bedrohung deutlich zu sehen: der Nase, die auch Fisch des Jahres 2020 ist. Sie galt früher in der bayerischen Donau noch als Massenfisch. Die AZ hat beim LFV nachgefragt.

Wie schlimm steht es um in Bayern heimische Flussfischarten?
"Dem Fischzustandsbericht des Bayerischen Landesamts für Landwirtschaft vom Dezember 2018 ist zu entnehmen, dass von den 75 ursprünglich in den Gewässern Bayerns vorkommenden Fischarten 66 auch heute noch anzutreffen sind", sagt Robert Asner vom LFV der AZ. Doch: "Der Großteil – 57 Prozent – der heimischen Fischarten ist in der Roten Liste aufgeführt." Besonders hervorzuheben sei der oft verschwindend geringe Anteil an "Mittel- und Langdistanzwanderfischarten". Dazu gehört eben auch die Nase.
Was sind die größten Gefahren für Nase, Äsche und Co.?
Asner: "In vielen Fließgewässerstrecken in Bayern entspricht die aktuelle Fischlebensgemeinschaft nicht mehr der natürlicherweise vorhandenen Fischregion (Forellenregion, Äschenregion, etc.)." Verantwortlich hierfür ist laut Asner meist der Aufstau vieler Fließgewässer für die energetische Nutzung durch Wasserkraftwerke.
Die Nase im Speziellen kämpft beispielsweise mit Wanderbarrieren, dem Fehlen von Laichplätzen, Jungfischhabitaten, Wintereinständen und Alt- oder Nebengewässern.
Was tun Artenschützer dagegen?
Asner erklärt, dass der Bestand der Äsche in südbayerischen Fließgewässern in bedeutendem Maße durch Artenschutzmaßnahmen, insbesondere durch die Kormoranvergrämung, gestützt wird. Ohne diese Maßnahme wäre eine weitaus geringere Anzahl an Äschen zu verzeichnen.
Und wie sieht es in der Isar im Vergleich zur Donau aus?
Laut Asner stellt sich die Situation für die Nase zumindest im oberen Bereich der Isar etwas besser dar, da dieser weniger durch große Staubereiche geprägt ist. "Es gibt hier auch noch Relikte der ursprünglichen Isar wie beispielsweise die Pupplinger und Ascholdinger Au. Hier finden sich zum Teil noch alle wichtigen Schlüsselhabitate für die Nase wie Laichplätze, Jungfischhabitate und Wintereinstände", so der Experte. Zentrale Bedeutung komme auch hier der Durchgängigkeit zu, damit die Nase aus der Donau ihre Laichgründe in der Isar erreicht und auch wieder zurückkommt.
Huch(en)! Ein Fisch, der in München lebt? Der LFV-Experte sagt, in der Isar lebe auch der stark bedrohte Huchen. "Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass der Huchen in der Isar, sogar im Stadtgebiet München, ablaicht."
Welche Wünsche hat der Fischexperte nun anlässlich des Tags der Fische für die Zukunft der Tiere?
Der Lebensraum der Fische sei etwa durch den Neubau von zumeist Kleinwasserkraftwerken stark gefährdet. Was es brauche, seien "Revitalisierung und Renaturierung der Fließgewässer". Asner appelliert: "Nur wenn wir es schaffen, den im Gewässer lebenden Tieren einen adäquaten Lebensraum zur Verfügung zu stellen, können wir diesen wunderbaren Schatz für unsere Nachkommen erhalten."
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