"Es kamen Busladungen voll mit Kindern": Seebad Starnberg ändert die Eintrittspreise

Ab Samstag müssen Sechs- bis Zwölfjährige im Seebad Starnberg wieder Eintritt zahlen, das hat der Stadtrat beschlossen. Das kostenlose Angebot hatte dort zuletzt für einen Ansturm gesorgt – mit negativen Folgen.
Leonie Fuchs |
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Drei Kinder vergnügen sich in einem Pool. Im Starnberger Seebad haben sich im letzten Jahr ganze Jugendtreffs gebildet. (Symbolbild)
Drei Kinder vergnügen sich in einem Pool. Im Starnberger Seebad haben sich im letzten Jahr ganze Jugendtreffs gebildet. (Symbolbild) © Symbolbild: imago

Starnberg - Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nichts wie raus..." – zum Seebad Starnberg. Vielleicht nicht mit dem bekannten Schlager von Cornelia Froboess im Ohr, aber mit der gleichen Idee im Kopf, haben sich viele Kinder und Jugendliche aus München seit Mai 2024 meist in den Ferien in Bussen aufgemacht, um das Seebad zu besuchen.

Damals hatte der Starnberger Stadtrat beschlossen, sechs- bis zwölfjährigen Seebad-Besuchern freien Eintritt zu gewähren. Offenbar handelte es sich dabei jedoch nicht um die beste Idee. Denn jetzt heißt es Schluss mit kostenlosem Schwimmspaß, wie der Stadtrat kürzlich entschieden hat. Die Gründe: Lärm, Dreck und zu hohe Kosten für die Stadt.  "Das Projekt freie Eintritte für Kinder bis zu zwölf Jahren läuft am 14.02.2025 aus", ploppt direkt als Gästeinformation vom Seebad-Team auf, wenn man die Webseite des Freibads aufruft. Ab Samstag gelten demnach für den Besuch des Seebads, zu dem auch ein Hallenbad sowie eine Sauna gehören, wieder die ursprünglichen ermäßigten Preise für die Altersgruppe.

Der kostenlose Eintritt sorgte für einen "unfassbar hohen Zulauf" 

Im Mai 2024 war das gratis Schwimmvergnügen für die kleineren Besucher im Rahmen einer generellen Neuausrichtung der Eintrittspreise eingeführt worden, wie Thomas Beigel (CSU) der AZ berichtet. Er ist als Starnberger Stadtratsmitglied im Referat Finanzen tätig. Doch das kostenlose Angebot wurde offenbar zu gut angenommen. Es habe einen "unfassbar hohen Zulauf" gegeben, bestätigt auch Christian Fries, Sprecher der Stadt, der AZ.

Das Seebad Starnberg.
Das Seebad Starnberg. © Seebad Starnberg

Eine Zählung, die jedoch laut Beigel noch nicht abgeschlossen sei, hat ergeben: Mehr als 33.000 Kinder und Jugendliche gingen binnen acht Monaten dort gratis schwimmen. Für die Stadt bedeutete dies einen sechsstelligen Einnahmeverlust, wie aus einem Stadtratsantrag der CSU hervorgeht. Rechnet man dem zufolge mit einem Tageskartentarif von neun Euro, summiert sich der Verlust auf insgesamt 297.000 Euro in dem Zeitraum, beim Kauf von Drei-Stunden-Karten ginge es um Einbußen von insgesamt 198.000 Euro. 

"Es kam zu vielfachen Tagen, wo 300 Kinder im Schwimmbad waren, aber keiner bezahlt hat", berichtet Beigel weiter. Auch Fries spricht von "Busladungen voll mit Kindern". Lediglich drei Prozent der minderjährigen Nutzer seien dabei aus Starnberg selbst gewesen, so der Stadtratsprecher Beigel. Vielmehr seien Kinder, Jugendliche und Familien aus einem Umkreis von 80 bis 100 Kilometern angereist, um für lau zu baden. Auch aus dem Großraum München hätten insbesondere Jugendliche im Alter von zehn bis zwölf Jahren dem Angebot zugesprochen.

"Es war laut und verdreckt"

Letztere haben Beigel zufolge Ferienprogramme der Stadt München genutzt und sind vor allem in den Ferien busseweise nach Starnberg gekarrt worden. "Wenn sechs Busse nach Starnberg fahren, wird das Schwimmbad übernommen", so Beigel. Für das Seebad bedeutete die hohe Nachfrage auch negative Folgen: Denn insbesondere Jugendliche sahen das Seebad offensichtlich als neue Party-Destination – "wenn man es höflich ausdrücken will", fügt Beigel hinzu. Es wurden kostenlose Geburtstage gefeiert "mit Kuchenessen und Tralala". Aufgeräumt wurde danach offenbar nicht. "Es war laut und verdreckt", fasst der Stadtratsvertreter zusammen.

Ganz so drastisch sieht es der Sprecher der Stadt, Fries, nicht. Er meint: "Es war meistens nichts Dramatisches. Es wurde zum Beispiel nicht auf den Bademeister gehört, Regeln wie, nicht vom Beckenrand springen' missachtet." 

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Die Zahl der Hausverbote und Rausschmisse seien laut Beigel angestiegen – ohne Wirkung. "Die Jugendlichen hatten super Ideen", sagt er und lacht. Sie hätten einfach angekündigt, am nächsten Tag wiederzukommen, denn der Eintritt sei ja frei gewesen. Hausverbote und Rausschmisse seien natürlich ein stumpfes Schwert, wenn die Betroffenen am nächsten Tag einfach zurückkehren könnten. 

Beschädigungen, Schmutz und Ruhestörungen belästigten andere Gäste

Auch den anderen Besuchern seien die jüngeren Gäste negativ durch Beschädigungen, Schmutz und Ruhestörungen aufgefallen. "Unsere zahlenden Gäste wurden durch den höheren Geräuschpegel belästigt", sagt Fries. "Und es war natürlich viel voller im Schwimmbad."

Der gratis Eintritt lohnte sich folglich nicht nur wirtschaftlich nicht, er sorgte Beigel zufolge gar für höhere Kosten. Denn durch eine solche Menge an zusätzlichen Gästen wurde auch mehr Personal benötigt wie Bademeister und Reinigungskräfte. Mit der angespannten Haushaltslage sei dies nicht mehr vereinbar gewesen, sagt Beigel und berichtet, dass das Schwimmbad vor einigen Jahren erst aufwendig für 25 Millionen Euro saniert wurde.

Doch beide Sprecher zeigen Verständnis gegenüber dem jungen Publikum. "Es ist schön, wenn so viele Kinder und Jugendliche zu uns kommen", sagt Fries. Lediglich das Ausmaß sei das Problem gewesen. Auch Beigel nimmt es mit Humor und lacht immer wieder freundlich, wenn er über die Jugend-Treffs im Seebad berichtet. Die könne es ja auch weiterhin geben, besänftigt er. Nur eben keine kostenlosen mehr.

Ab Samstag gelten im Seebad Starnberg folgende Preise für Kinder bis zu zwölf Jahren: 90 Minuten: 4 Euro, bis 3 Stunden: 6 Euro.

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  • Wickie712 am 17.02.2025 06:57 Uhr / Bewertung:

    Grundsätzlich ist der freie Eintritt ja nicht verkehrt, nru was daraus gemacht wird ist nicht akzeptabel.
    In der kleinen Gemeinde Birstein ist der eintritt für Kinder und Jugendliche auch gratis, aber die Gemeinde hat keinen See daneben und es gibt einen Bademeister, der vollkommen respektiert wird. der pfeift im wahrsten Sinne die Kinder zusammen, wenn sie sich daneben benehmen.

    Ist in Starnberg und München sicherlich anders. Zudem brauchen Kommunen wir Starnberg oder Weilheim die Eintrittsgelder.

  • mlazar am 14.02.2025 19:21 Uhr / Bewertung:

    Problematisch wirds wenn die Kinder allein kostenfrei ins Bad dürfen. Das hat hier in München im Südbad auch schon zu katastrophalen Zuständen geführt. Die Kinder führen sich auf, streiten und es gibt Schlägereien. Das Bad ist praktisch nicht mehr benutzbar.

  • Dorothea S. am 14.02.2025 16:29 Uhr / Bewertung:

    Was sind das für Kinder? Woher kommen die? Wo sind die Eltern? Alles was umsonst ist, ist nichts wert und auf fremdes Eigentum wird schon lange nicht mehr aufgepasst. Manieren gibts auch nicht mehr. Also sofort wieder Eintritt verlangen und Rüpel bekommen einen Platzverweis und Hausverbot.

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