Erding: Säugling im Plastikkorb vor Hotel ausgesetzt

Nur wenige Stunden nach der Geburt wird der Bub in Altenerding gefunden. Es geht ihm gut, er ist gesund. Die Polizei sucht die Eltern.
von  Ralph Hub
In diesem Plastikkorb wurde das Baby vor einem Erdinger Hotel ausgesetzt.
In diesem Plastikkorb wurde das Baby vor einem Erdinger Hotel ausgesetzt. © Polizei

Erding - Der kleine Bub heißt Simon. Er kam am Montag in München zur Welt. Doch seine Mama konnte sich nicht selbst um ihn kümmern. Sie legte ihr Baby in einen Korb mit Wäsche und stellte ihn am Dienstagmorgen vor einem Hotel in Erding ab – in der Hoffnung, dass der Kleine bald gefunden wird.

Es ist kurz vor 6 Uhr. Martina Schubert geht wie jeden Morgen kurz vor Arbeitsbeginn an die frische Luft. Der 39-Jährigen gehört in Erding das Hotel "Die Glaskuppel" in der Otto-Hahn-Straße. "Ich wollte mich kurz auf die Bank setzen und in aller Ruhe eine Zigartette rauchen", sagt sie.

Ein Korb mit Wäsche erregt ihre Aufmerksamkeit "Nanu", denkt sie, "hat da jemand seine Wäsche vergessen?" Neugierig greift sie nach der Decke und schlägt sie zurück. "Ich war völlig überrascht", sagt Martina Schubert, "vor mir lag ein Baby."

Die Hotelbesitzerin hat selbst zwei Kinder, deshalb sieht sie sofort, dass es erst wenige Tage alt ist. "Der Kleine hat tief geschlafen und keinen Muks von sich gegeben." Martina Schubert schnappt sich den Korb und nimmt ihn mit ins Hotel. Von der Rezeption aus verständigt sie die Polizei. Minuten später stehen ein Streifenwagen, ein Sanka und ein Notarzt vor dem Hotel.

Der Notarzt untersucht das Baby. Es ist gesund, es geht ihm gut und es ist vor allem nicht unterkühlt, was für Neugebohrene lebensgefährlich ist.

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"Es sieht nach einer Tat aus Verzweiflung aus"

Die Mutter hat ihr Baby warm eingepackt, einen Schnuller und ein Babyfläschchen mit in den Korb gepackt. Man spürt regelrecht, wie schwer es ihr gefallen sein muss, das Kind wegzugeben. "Der Korb war so platziert, dass er rasch gefunden wird", sagt Stefan Kühnel von der Kripo in Erding. Die Fahnder gehen davon aus, dass die Mutter nicht wollte, dass ihrem Kind etwas zustößt. "Es sieht eher danach aus, als ob sie aus Verzweiflung gehandelt hat", glaubt Stefan Kühnel.

Die Mutter hat zu ihrem Baby auch einen Zettel gelegt. Darauf steht: "Simon, 6.6.2016, München. SSW 37". Ein Hinweis darauf, dass der kleine Simon in der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kam.

"Wir sind vor allem auf der Suche nach der Mutter beziehungsweise den Eltern", sagt Günther Beck, Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt.

Die Polizei überprüft die Aufnahmen von Videokameras in der Umgebung des Hotels. Die Eltern könnten aus München stammen, aber genauso gut aus Erding oder der Umgebung. Simon kam offenbar nicht in einer Klinik zur Welt. Die Polizei fragt bei Geburtshäusern und Hebammen nach.

Und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Die Ermittler wollen wissen: Wem ist eine Frau aufgefallen, die bis zu Wochenbeginn schwanger war, nun aber kein Kind hat? Wem ist in der Nacht auf Dienstag eine Frau oder ein Paar vor dem Hotel in Altenerding aufgefallen, das einen Korb abgelegt hat?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Erding unter der Rufnummer 08122 / 968-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

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