Die versteckte Designer-Kapelle am Irschenberg
Irschenberg - Auch wenn der Name ihres Erfinders nicht jedem geläufig ist: Die Leuchte "Tolomeo" hat jeder schon einmal gesehen, ob auf einem Schreibtisch, an der Wand, als Leselicht oder als Stehlampe. Der Italiener Michele de Lucchi entwarf 1987 diesen zeitlosen Klassiker des Industrie-Designs aus matt-silbrigem Metall, der in vielen Büros und Privaträumen anzutreffen ist.

Viel weniger bekannt ist, dass der 1951 in Ferrara geborene Architekt auch die oberbayerische Landschaft verschönert hat. Seit mittlerweile 2012 steht sozusagen im zweiten Stockwerk des Irschenbergs zwischen Niklasreuth und dem bereits im Leitzachtal gelegenen Hundham am Auer Berg eine ökumenische Kapelle nach einem Entwurf de Lucchis. Es ist eine trotz der Nähe zur Autobahn vergleichsweise abgelegene Voralpenlandschaft mit vielen Einödhöfen, aber ohne dörfliches Zentrum. Weil weit und breit eine Pfarrkirche fehlt, haben die Bauern dort eigene Hofkapellen errichtet. In diese Tradition reiht sich de Lucchis Bau ein.
Designer-Kapelle inmitten von Einödhöfen
Errichtet wurde sie von einer Münchner Familie, die nach dem Besuch einer Ausstellung so sehr von seinen Modellen fasziniert war, dass sie sich entschloss, eines davon im Maßstab 1:1 umzusetzen. Als Baugrundstück wählten die Bauherren die Wiese vor ihrem Ferienhaus.
Leicht ist die Kapelle nicht zu finden. Sie steht neben dem Hof Kuhberg, der allerdings auf manchen Karten nicht verzeichnet ist. Man kommt zwar über enge Sträßchen mit dem Auto hin, aber noch besser ist es, der gut ausgeschilderten Hofkapellenwanderung zu folgen, einer Rundtour, die innerhalb von vier Stunden von der Leonhardikapelle bei Hundham zum Hocheck mit dem gleichnamigen, etwas altmodischen Berggasthof und wieder zurückführt.
Auf dem Weg durch weite Wiesen, kleine Waldstücke und Weiler hat man einen wunderbaren Blick auf den Wendelstein und die Berge rund um den Spitzingsee, später auch in Richtung Bad Aibling und Rosenheim.
Kapelle St. Jakob: Schlicht und schwer zu finden
Die Kapelle St. Jakob ist der einzige Neubau unter den vielen Hofkapellen des Auer Bergs. Konfessionelle Symbole hat der Architekt vermieden, nur die Muschel am Eingang verweist auf den Patron.
Im Inneren gibt es keinen Altar, nur eine hölzerne Bank, zu der mehrere Stufen emporführen. Auf ihr steht eine Schale aus Metall. Darüber befindet sich ein rundes Fenster, das den Blick auf drei markante Bäume und ein Kreuz lenkt, dessen Vertikale exakt auf den Kirchturm der Pfarrkirche in Irschenberg ausgerichtet ist.
Es ist ein schlichter Ort, der auch religiös unmusikalische Menschen anspricht. Und weil weit und breit außer Landwirtschaft nichts los ist, wird das auch so bleiben.
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