Besuch bei Bauer Dittert: Wo bayerische Melonen wohnen
Adelshofen/München - Im Internet gibt's Videos über die perfekte Klopf-Technik, Schnitz-Anleitungen und Tipps, wie man ein Maximum an Wodka in sie hineinbekommt. Wassermelonen gehören in Deutschland zum Sommer einfach dazu. Sie kommen allerdings fast immer aus Spanien, Griechenland und Italien. Für die Münchner gibt's aber auch regionale Melonen.
Melonen-Bauer Johannes Dittert: Inspiriert von einem Spezl
Johannes Dittert hatte zusammen mit seiner Frau Anna einen ganz normalen Bauernhof mit Kühen, ein paar Hühnern und ein bisserl Gemüse in Adelshofen im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Bis vor ein paar Jahren ein Spezl von ihm aus dem Urlaub in der Toskana zurückkam und in seinem Garten einfach mal ausprobiert hat, selbst Melonen anzubauen. "Die Idee hab ich ihm dann geklaut", erzählt Dittert lachend.
Dittert pflanzt die Melonen schweren Herzens unter Tunnel
2017 hat er das erste Mal alle möglichen Melonen-Samen ausgesät: rote und gelbe, große und kleine Wassermelonen, Cantaloupe-, Galia- und kanarische Honigmelonen. Das funktioniert in Bayern wunderbar. Nur Frost und Regen mögen die Melonen, die zur Familie der Kürbisgewächse gehören, nicht.
Darum pflanzt Dittert sie schweren Herzens unter Tunnel. "Die gefallen mir eigentlich nicht im Landschaftsbild, aber es geht leider nicht anders", so Dittert. Aber er versucht, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten und verwendet die Planen mehrfach. Vor den Tunneln blüht eine Bienenweide, auf den Wegen liegt Unkraut-Flies. Das lässt das Regenwasser durch, aber kein Unkraut wachsen.
Was von den Melonen übrig bleibt, wird zu Bauernhof-Eis
Anfang April startet Dittert mit der Aussaat, dann kommen die Setzlinge eine Woche in ein Zelt und ab Mitte Mai in den Boden auf seinem 1200 Quadratmeter großen Feld. Ab Mitte Juli sind die ersten Früchte reif. Den richtigen Zeitpunkt zum Ernten macht Dittert nicht mit der berühmten Internet-Klopftechnik aus. Er achtet auf andere Kennzeichen, etwa die Farbe der Stängel. Die Cantaloupe-Melonen sind reif, sobald die Wespen sich für sie zu interessieren beginnen.
Johannes Dittert erntet etwa 2.000 bis 3.000 Melonen im Jahr
Ditterts Betrieb ist nicht biozertifiziert, aber er verwendet keinerlei chemischen Pflanzenschutz. Anders als man meinen möchte, hält sich auch der Wasserverbrauch in Grenzen. Zwei bis drei Melonen benötigen nur rund 60 Liter pro Jahr.
Etwa 2.000 bis 3.000 Melonen erntet Dittert pro Jahr. Die meisten verkauft er direkt auf seinem Hof, aber auch an ein paar Gaststätten und Hofläden. Vor einiger Zeit kam ein Beitrag über ihn im Fernsehen. Daraufhin sind Menschen aus ganz Deutschland zu ihm gefahren, um Melonen zu kaufen. "Das widerspricht eigentlich dem regionalen Gedanken", sagt Dittert, dem auch Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Die übrig gebliebenen Melonen werden zu Bauernhof-Eis verarbeitet.
Lieferdienst Knuspr bringt die Dittert-Melonen nach München
Wer in München wohnt, muss nicht bis nach Adelshofen fahren, denn Knuspr hat die Dittert-Melonen im Sortiment. Der Lieferdienst ist spezialisiert auf Lebensmittel von regionalen Produzenten. Victor Kaczinski arbeitet dort im Einkauf und ist stets auf der Suche nach lokalen Alternativen, auch für exotische Lebensmittel.
"Unsere Kunden kann man immer wieder für etwas Neues begeistern", erzählt Kaczinski. Und so kamen die Melonen dort von Anfang an gut an. Die regionalen Produzenten umwirbt Knuspr gerade mit dem Programm "Genusshelden", das diese in Sachen Marketing, Verpackung und Knowhow unterstützt und ihnen auch finanziell entgegenkommt. Die Produzenten sollen sich schließlich voll auf die Herstellung ihrer Lebensmittel konzentrieren.
Die Dittert-Melonen werden gleich nach der Ernte verkauft
Für Johannes Dittert ein Segen. Zeit ist für ihn kostbar, denn er und seine Frau betreiben ihren Melonenanbau nur im Nebenerwerb. Allein davon könnten sie ihre beiden kleinen Söhne noch nicht ernähren. Zum Glück leben seine Schwiegereltern ebenfalls auf dem Hof und packen kräftig mit an.
Noch bis Ende August läuft die Ernte in diesem Jahr. Danach geht in Adelshofen nahtlos das Geschäft mit Kürbissen weiter. Aber wir lassen den Herbst jetzt noch links liegen und bleiben bei den Sommerfrüchten. Die AZ war sich noch auf der Hinfahrt sicher, dass bayerische Melonen gar nicht so süß sein können wie etwa spanische. Aber die Rechnung - mehr Sonnenstunden ist gleich mehr Süße - stimmt nicht.

Ditterts Melonen sind nicht nur süßer, sondern auch wesentlich saftiger als die Exemplare, die man sonst im Handel bekommt. Ein paar junge Männer haben sich genau deshalb sogar schon beschwert, erzählt Dittert lachend: "Die berühmte Wodka-Melone funktioniert mit unseren Wassermelonen nämlich nicht". (Dafür bohrt man ein Loch in die Melonenschale und lässt über Nacht den Inhalt einer Flasche Wodka hineinlaufen, Anm. d. Red.).
Normalerweise sind Melonen wochenlang unterwegs bis sie bei uns im Supermarkt liegen. In dieser Zeit verlieren sie Wasser. Ditterts Melonen werden direkt nach der Ernte verkauft. Sie sind so saftig, dass sie keine zusätzliche Flüssigkeit mehr aufnehmen können. Aber es wäre eh ein bisserl schad, so köstliche Melonen in Wodka zu ertränken.
Melonen Dittert, Haspelstraße 6a ,82276 Adelshofen, www.knuspr.de
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