Bayerns listigster Maibaum-Dieb: Er ist schon 72

Der charmante Senior überlistet in Buch die (weiblichen) Wachen und gibt per Handy das Zeichen zum Baumklau. In der AZ schildert er, wie's gelaufen ist.
von  lkr
Die Triumph-Parade: Ein Bulldog samt Maibaum, zwei Feuerwehrfahrzeuge und über 30 Beteiligte marschieren am Freitag Abend in Buch ein.
Die Triumph-Parade: Ein Bulldog samt Maibaum, zwei Feuerwehrfahrzeuge und über 30 Beteiligte marschieren am Freitag Abend in Buch ein. © Gaulke

Buch - Im April sind die Nächte im Münchner Umland mitunter unruhig. Dann ziehen junge Männer um die Häuser, spähen aus, suchen nach Verborgenem. Vor allem Orte, in denen ein neuer Maibaum aufgestellt wird, sind besonders anfällig für diese Art von fremden nächtlichen Besuchern. Und da wird auch schon einmal ein 72-Jähriger zum Geheimagenten.

So geschehen: vergangene Woche in Buch.

Es muss die Burschen aus Oberpframmern und Moosach im Landkreis Ebersberg ganz schön gewurmt haben, dass ihr generalstabsmäßig geplanter Maibaumklau am Gründonnerstag in Hofolding haarscharf an einem defekten Akkubohrer gescheitert war. Das sollte nicht noch einmal passieren. Deshalb setzten die Burschen beim zweiten Versuch ihre, nun ja, Geheimwaffe ein.

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"Ich bin ein erprobter Spion", sagt Edy nicht ohne Stolz

 

Die heißt Edy Wild. Der gebürtige Münchner führt in dritter Generation einen Friseursalon in Ramersdorf. 72 Jahre alt ist er – aber alles andere als altersmüde. Ein Spruchdeifi obendrein. Als den "Friseur aus München" kennt man ihn in der Geländereiterszene. Der Pferde wegen ist er übrigens vor 45 Jahren nach Moosach gezogen – und geblieben.

In der Ebersberger Gemeinde tritt er als "Baderwaschl" – quasi das Moosacher Pendant zur Bavaria – regelmäßig beim Derblecken auf. Unter dem Pseudonym "Der Zeck" schreibt er schmissig über das Ortsgeschehen. Auch als Schauspieler ist er im Ort bekannt.

Wer sollte so einem bekannten Gesicht misstrauen? Eben. Die vier (weiblichen) Wachen des Bucher Maibaums waren jedenfalls nicht skeptisch, als sich der 72-Jährige am Sonntagabend zum Feiern selbst in ihre Wachhütte einlud.

Wären sie es besser gewesen, denn Edy Wild war in geheimer Mission unterwegs. Er ließ seinen Charme spielen und gelangte so an die Handys der weiblichen Wachen – und schaltet die Geräte unbemerkt aus.

 

Starker Gin Tonic als Rache für den Maibaumklau

 

"Ich komme leicht mit den Menschen ins Gespräch und habe dann einfach auf den Telefonen rumgedrückt", sagt er der AZ. Zudem sei er ein "erprobter Spion". Im Jahr zuvor habe er auf ähnliche Weise einen Maibaumklau in Poing vorbereitet.

Während das gemütliche Beisammensein im Bucher Stadl seinem Ende zugeht, bereitet sich draußen die Burschenbande auf den Überfall vor. Informiert wird sie von Wild via SMS und Whatsapp.

"45 Leute lagen auf der Lauer", sagt Florian Gessner von der Feuerwehr. Gegen halb drei hätten einige der Männer den richtigen Moment abgepasst und die Türen sowie Fenster der Hütte zugehalten. Ein anderer Teil der Truppe habe derweil das Diebesgut auf den Baumwagen geladen. "Als wir schon fast fertig waren, tauchte noch ein anderer Verein auf, der den Baum klauen wollte. Deren Hilfe brauchten wir aber gar nicht mehr", sagt Gessner. Nachdem der Baum das Ortsschild passiert hatte, wurden die Wachen ordnungsgemäß wieder freigelassen.

Der nun enttarnte Übeltäter, oder wie er sagt: "Wohltäter", wurde trotzdem nicht verstoßen. Auf den Schreck gab's von den Damen im Stadl noch einen Nachttrunk. "Der starke Gin Tonic war dann vermutlich ihre Rache an mir", sagt Wild.

Der 35 Meter lange Maibaum wurde von den Dieben in Moosach zwischengelagert. Gegen eine Auslöse von 120 Brotzeiten und 300 Litern Bier wurde der Baum schon wieder zurückgegeben.

Wenn er am 1. Mai in Buch aufgestellt wird, sind die Moosacher und Oberpframmerner übrigens wieder dabei. Diesmal als Hilfe beim Aufstellen. Zum Fest ist Edy Wild natürlich auch eingeladen.

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