U-Bahnhöfe der Olympialinie: Münchens neue Denkmäler

In den Stationen der U3 im Norden weht der unverfälschte Geist der 70er. Denkmalschutz sorgt nun dafür, dass das so bleibt.
von  Myriam Siegert
Petuelring: Das Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) setzt die U-Bahnhöfe der sogenannten Olympialinie auf die Denkmalliste.
Petuelring: Das Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) setzt die U-Bahnhöfe der sogenannten Olympialinie auf die Denkmalliste. © Bernd Wackerbauer

München - München hat bald fünf Denkmäler mehr. Und die sind außergewöhnlich – und unterirdisch.

Das Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) setzt die U-Bahnhöfe der sogenannten Olympialinie auf die Denkmalliste: Olympiazentrum, Petuelring, Scheidplatz, Bonner Platz und Münchner Freiheit. Die Bahnhöfe werden jeweils vom Zugang an der Oberfläche bis zum Bahnsteig unter Schutz gestellt, bei der Münchner Freiheit kommt außerdem das Forum als Zugangsbauwerk dazu.

Auch noch alt: Die blauen Fliesen an der Münchner Freiheit.
Auch noch alt: Die blauen Fliesen an der Münchner Freiheit. © Bernd Wackerbauer

U-Bahnhöfe der Olympischen Spiele als Denkmal

U-Bahnhöfe aus den 70er Jahren als Denkmal? Das hängt auch mit der Bewerbung für eine Eintragung des Olympiageländes in die Liste des Unesco-Welterbes zusammen, die die Stadt vorbereitet, erklärt das Denkmalamt. Auf der Denkmalliste steht das Olympiagelände bereits. Die Infrastruktur, die die Menschen zu den Spielen brachte, gehöre da dazu.

Generalkonservator Mathias Pfeil erklärt, die U-Bahnhöfe hätten wegen des Zusammenhangs mit den Olympischen Spielen eine besondere historische Bedeutung. "München präsentierte sich als offene und moderne Stadt, veranstaltete Spiele für Jedermann, die dank der U-Bahn einfach und kostengünstig zu erreichen waren", sagt Pfeil.

Historische Bilder: Olympische Spiele 1972 in München

Die U-Bahnhöfe: Architektur mit Kunst und Liebe zum Detail

Bei den Denkmaleigenschaften geht es aber natürlich auch um die Planung und Gestaltung, die Architektur. Die Bahnhöfe, hätten das Leitbild der Spiele gewissermaßen in den Untergrund geholt, so Pfeil. Dies zeige sich etwa an der Farbgestaltung mit den orangenen Elementen, die an jedem der Bahnhöfe zu finden sind.

Damals hat man sich viel Mühe gegeben, was viele besondere Details zeigen: Am Olympiazentrum etwa hat der Künstler Waki Zöllner mit Abgüssen auf- und absteigende Kreise an die Wand gebracht, mit dem gleichen System sind am Scheidplatz die Abgüsse eines echten U-Bahnwagens in die Wände über den Gleisen eingelassen. Am Petuelring zieren 20 Reliefs die Wände, die zum Teil mit Blattgold versehen sind. Die farbgewaltigen Wandfliesen am Scheidplatz "sind alle Handarbeit, keine ist gleich", sagt Pfeil. "Damals wurden durchaus wertvolle Materialien verarbeitet." Überhaupt seien alle Stationen wie aus einem Guss, so Pfeil. "Vom Corporate Design her aus heutiger Sicht vorbildhaft."

Fliesenkunst: Auch am Scheidplatz, hier eher in Weltall-Optik.
Fliesenkunst: Auch am Scheidplatz, hier eher in Weltall-Optik. © Bernd Wackerbauer

Das Forum an der Münchner Freiheit wurde von Erhard Duwenhögger gestaltet und wird für seine offene Gestaltung gelobt. Optisch fällt die Münchner Freiheit ansonsten etwas aus der Reihe. Und wurde hier nicht vor nicht allzu langer Zeit komplett renoviert? Aus dem Denkmalamt heißt es, auch an dieser Station seien von den grundsätzlichen Qualitäten genug erhalten: "Alles, was blau ist, ist alt."

Historisches München: Das "alte" Schwabing

Denkmalschutz: MVG befürchtet Restriktionen 

Nicht überzeugt von der Maßnahme ist die MVG: U-Bahnhöfe seien Funktionsgebäude, so Sprecher Matthias Korte. Daher müssen sie sich der Nachfrage und den jeweils aktuellen Sicherheitsnormen jederzeit anpassen. "Wenn dabei die Anforderungen in puncto Sicherheit und Leistungsfähigkeit in einem Widerspruch zum Denkmalschutz stehen, haben wir ein großes Problem, welches – im schlimmsten Fall – zur Stilllegung einer Anlage führen kann", so Korte.

In jedem Fall entstehe nach Kenntnis der MVG Mehraufwand. "Wir bekommen also zusätzliche Restriktionen und werden in unserer Entscheidungsfreiheit weiter eingeschränkt", so Korte. "Daher sind wir alles andere als begeistert von der Idee, U-Bahnhöfe unter Denkmalschutz zu stellen und werden das Vorhaben genau prüfen."

Das BLfD beteuert, Denkmalschutz bedeute kein Veränderungsverbot, es brauche nur eine denkmalrechtliche Erlaubnis für eventuelle Baumaßnahmen. Diese werden dann von den Denkmalschutzbehörden fachlich begleitet, damit die Aspekte, auf die sich der Denkmalschutz begründet, bestmöglich erhalten bleiben.

Lesen Sie hier: Alte Paketposthalle in München wird zum Kulturquartier

Lesen Sie hier: Tram im Englischen Garten - Gutachten prüft Bäume

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.