TU München: Die Uni geht ins Kloster
München – Professor Wolfgang A. Herrmann kann seine Freude kaum verstecken: „Dieser Ort ist das Bekenntnis der TU zum Erbe ihrer bayerischen Heimat“, verkündet der TU-Präsident stolz in den frisch restaurierten Hallen des Roten Salons von Raitenhaslach.
Große Worte, die in dem altehrwürdigen Klostergebäude besonders wirken: Bereits 1146 wurde das Zisterzienserkloster bei Burghausen (Kreis Altötting) gegründet.
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In den 1762 vollendeten Prälatenstock zieht nun wieder Leben ein. Nachdem er 200 Jahre in Privatbesitz war, haben die Stadt Burghausen und die TU das spätbarocke Gebäude restauriert und zum „TUM Science & Study Center“ gemacht: Hier sollen Konferenzen, Klausuren, Workshops, aber auch Diskussions-Veranstaltungen über aktuelle Themen stattfinden.
Man könnte sich schlechtere Orte für den Uni-Betrieb vorstellen. In fast jedem Raum, den man betritt, finden sich ein aufwendig gestaltetes Deckenfresko, verschnörkelte Türrahmen, Holschnitzereien. Und dazwischen plötzlich moderne Beleuchtungsröhren und gläserne Rauchdicht-Türen.
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Die müssen sein – ansonsten hat man die 1000 Quadratmeter Nutzfläche aber so originalgetreu wie möglich belassen. Die Wände, die Fenster, die Gemälde, alles wurde gereinigt und repariert, stammt aber aus der Bauzeit.
Sogar die hohe Decke der „Aula Maior“, des Festsaals, ziert noch das überraschend weltliche Original-Deckenfresko von Johann Martin Heigl: Es zeigt die vier römischen Gottheiten Vulkan, Neptun, Ceres und Diana, die für die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft stehen.
Keine dauerhafte Beheizung
In dem Prunksaal für bis zu 180 Personen können standesamtliche Trauungen ausgerichtet werden, aber auch Veranstaltungen der Stadt Burghausen. Im Winter ist die Nutzung des Saals nicht möglich, da die Deckenfresken keine dauerhafte Beheizung vertragen.
20 Millionen Euro hat die Restaurierung des Prälatenstocks gekostet, finanziert wurde sie vom Freistaat, der Stadt Burghausen, dem Bundesbauministerium, der Messerschmitt Stiftung und der TU. Fünf Lehrstühle erforschten von 2007 bis 2009 die Bauhistorie, 2013 begann die Restaurierung. Am 4. Juni wird das Gebäude offiziell eröffnet.
Vor allem wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden kommen hier zusammen, sicher auch mal ein Professor mit seiner Forschungsgruppe, erklärt TU-Präsident Herrmann. Aber: „Das Gebäude soll kein Elfenbeinturm sein“. Das gesamte Gelände bleibt frei zugänglich, es wird öffentliche Führungen geben und eine Cafeteria im „Gartenstöckl“ mit Blick auf den Prälatengarten.
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