Trotz Tourismusboom droht Betten-Blase - bekommt München zu viele Hotels?
München – Es würde einen fast wundern, wenn eine Pressemeldung zu München einmal anders anfangen würde als mit einer Wachstumsmeldung: Mieten, Zuzug, alles geht nach oben – und auch beim Tourismus und der Hotellerie werden gerade wieder Zuwächse vermeldet. Innerhalb der Branche warnt man nun: Das könnte sich auch schnell ändern.
14,5 Prozent mehr Übernachtungen gab es in den ersten fünf Monaten 2018, verglichen mit dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. 6,1 Millionen Übernachtungen wurden demnach bis Mai 2018 gezählt. Noch "dynamischer" als 2017 sei der Trend, heißt es vom Marktbeobachter Dr. Lübke und Kelber.
Fast die Hälfte der Gäste in München sind Ausländer
Vor allem internationale Gäste strömen mehr nach München, haben Dr. Lübke und Kelber beobachtet, sie machen inzwischen fast die Hälfte aller Übernachtungen aus. Für das Gesamtjahr geht die Immobilienfirma von weiteren guten Nachrichten aus: "Insgesamt erwarten wir über das Gesamtjahr 2018 eine erneute Zunahme von Übernachtungen von etwa acht Prozent in Richtung 17 Millionen", sagt Daniela M. Bense von Dr. Lübke und Kelber.
Das Mehr an Übernachtungsgästen lockt Investoren. Man muss sich nur im Bahnhofsviertel umsehen oder zuletzt auch in Haidhausen, wo inzwischen mehrere neue Hotelprojekte umgesetzt werden – gerne von großen Ketten. Aber auch in den Vierteln weiter weg vom Zentrum, nehmen wir Obersendling, werden neue Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Im Juli eröffnete die Leonardo Gruppe in der Hofmannstraße ihr deutschlandweit erstes Haus, das unter der Marke NYX geführt wird. Das Hotel mit 225 Zimmern soll vor allem Trend- und Lifestyle-affine Kunden ansprechen.
74.552 Betten habe es 2017 in München gegeben, ist aus den Zahlen von Dr. Lübke und Kelber zu entnehmen. Acht Prozent mehr als noch 2016.
Bis Ende 2019 soll es in München 5.200 Zimmer mehr geben
Die Auslastung lag bei 59,9 Prozent. Das wird steigen, vermuten die Marktbeobachter, ob es aber reicht? Acht weitere Hotelprojekte, die bis 2019 fertig werden sollen, sind derzeit im Bau. Bis Ende 2019 sollen mehr als 5200 neue Zimmer auf den Hotelmarkt kommen.
Also alles positiv? Gerade noch, bald vielleicht schon nicht mehr, mahnen manche Hoteliers. Conrad Mayer, München-Chef des Hotel- und Gaststättenverbands bewertet die vielen Neubauten kritisch: "Ich habe schon Sorgen, dass wir uns an den Spitzen orientieren."
Ist der Boom vorbei, könnte die Blase platzen
Gerade erlebe man Boom-Zeiten. Das könne aber schnell vorbei sein. Schon ein sanfter Knick in der Nachfrage könne zu einem "Heulen und Zähneknirschen" führen. Inzwischen bekäme man sogar zur Wiesn-Zeit in der Stadt noch Zimmer: "Nicht einmal mehr die Bauma ist ausgelastet."
Vor allem große Projektentwickler würden oftmals nicht beobachten, was sonst noch gebaut wird, erklärt er den weiteren Bau-Boom. Wenn es nicht läuft, könnten sich diese auch recht schnell wieder zurückziehen.
Seit etwa zwei Jahren erlebe die Stadt eine drastische Zunahme an Hotelbetten, in München und dem Landkreis gebe es inzwischen 82 000 Betten – Manhattan habe 70 000 rechnet Mayer vor. "Wir sind der Meinung, dass eine Grenze gefunden werden muss."
Wenn eine Delle in der Nachfrage kommt, warnt Mayer, könnten die negativen Folgen schnell spürbar sein. Innerhalb von einem Jahr sogar. Vor allem Mittelständler könnten unter Druck geraten, wenn weniger Gäste kommen und die Preise wegen zu vieler Bettenangebote fallen. Noch mehr Hotels brauche es also nicht: "Die Häuser, die da sind, reichen für den Bedarf."
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