Trotz offener Bordelle: Illegale Sexarbeit bleibt ein Problem in München

Während der Corona-Pandemie war Prostitution lange verboten, viele Frauen arbeiteten dennoch weiter – illegal. Mittlerweile sind die Bordelle wieder offen, das Problem der illegalen Prostitution besteht jedoch weiterhin. Auch in München.
von  Michael Schleicher
Viele Prostituierte sind wegen der Corona-Krise auf Hotelzimmer und Apartments ausgewichen. (Symbolbild)
Viele Prostituierte sind wegen der Corona-Krise auf Hotelzimmer und Apartments ausgewichen. (Symbolbild) © imago/Sven Ellger

München - Zu viel Körperkontakt – und das in Zeiten von Maskenpflicht und Mindestabstand: Die Sexarbeit war während der Corona-Pandemie eine der Branchen, die am stärksten von den Einschränkungen betroffen war. Monatelang waren Bordelle und andere Etablissements geschlossen, die meisten Prostituierten standen plötzlich ohne Job da.

Viele von ihnen arbeiteten dennoch weiter, im Verborgenen. Illegal in Hotelzimmern oder Privatwohnungen, um sich ihren Lebensunterhalt weiterhin finanzieren zu können. Auch die Münchner Polizei bekam es seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 vermehrt mit Fällen von illegaler Prostitution zu tun.

Polizei: Viele Prostituierte in München arbeiten weiter illegal

Zwar stellte die Polizei fest, dass nach den Schließungen der Bordelle "der Großteil der in München arbeitenden Prostituierten ihre Arbeit einstellten und überwiegend in ihre Heimatländer zurückkehrten", wie ein Sprecher auf AZ-Nachfrage erklärte. "Jedoch verblieb auch ein Teil in München, um weiterzuarbeiten."

Die illegale Prostitution ergab sich in der Folge einerseits durch die Nichtbeachtung des geltenden Sperrbezirks in München, andererseits logischerweise durch die Missachtung der Corona-Regeln.

Dem Polizeisprecher zufolge erhöhte sich der Anteil der arbeitenden Prostituierten außerhalb von legalen Bordellbetrieben erheblich. Und auch jetzt, wo die Bordelle mittlerweile wieder geöffnet haben, arbeiten viele Prostituierte weiterhin im illegalen Bereich – in München vor allem innerhalb des Sperrbezirks.

Zahl der Verfahren geht steil nach oben

Dass die illegale Prostitution in München während der Corona-Zeit zugenommen hat, zeigen auch konkrete Zahlen der Münchner Staatsanwaltschaft: Gab es 2019 noch 87 Verfahren wegen der Ausübung von verbotener Prostitution (§ 184f StGB), so waren es im ersten Corona-Jahr 2020 bereits 209.

Der Trend geht steil nach oben. Im Jahr 2021 waren es bis Ende Juli sogar 215 Verfahren, wie die Staatsanwaltschaft München I auf AZ-Nachfrage mitteilte. "Darunter fallen alle Beschuldigten, die innerhalb des Sperrbezirks die Prostitution angebahnt oder ausgeübt haben, also auch (aber nicht ausschließlich) solche, die während der Corona-Zeit illegal weitergearbeitet haben", konkretisiert Sprecherin Anne Leiding.

Die Verfahren wegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und Zuhälterei sind in den genannten Zahlen nicht mitgerechnet. In diesen Fällen blieb die Verfahrensanzahl im Laufe der letzten Jahre ungefähr gleich oder sank sogar.

Illegale Prostitution: Diese Strafen kann es geben

Die Prostituierten können im Falle der illegalen Ausübung nur belangt werden, wenn sie zuvor nachweislich über die Sperrbezirksregelungen aufgeklärt wurden. Wird dann dennoch eine Prostitutionsausübung innerhalb des Sperrbezirks festgestellt, liegt zunächst eine Ordnungswidrigkeit vor. Laut Polizei ist dann ein Betrag im mittleren dreistelligen Bereich fällig. Bei weiteren Wiederholungsfällen liegt eine Straftat vor, die mitunter Geldstrafen im vierstellen Bereich und sogar Freiheitsstrafen zur Folge haben kann.

Sexarbeit im Verborgenen gibt es schon länger. "Corona hat das noch beschleunigt", sagte Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen, zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. "Viele waren ja gezwungen, während des Lockdowns heimlich zu arbeiten, weil sie keine Unterstützung bekommen haben."

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