Trickbetrüger: Münchner Taxifahrer rettet Rentnerin vor falschen Polizisten

Slobodan S. ist Taxifahrer in München. Der 49-Jährige hat eine 82-jährige Rentnerin davor bewahrt, einem falschen Polizisten 1.900 Euro auszuhändigen.
von  Nina Job
Taxifahrer Slobodan S.
Taxifahrer Slobodan S. © job

München - Das Münchner Jahr 2017 war – neben vielem anderem – auch geprägt von einem Kriminalitätsphänomen, das vor allem Ältere betrifft. Die Täter geben sich als Polizisten aus, um sich das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen (lesen Sie dazu: "Die fiesen Maschen der Betrüger"). Das Tatwerkzeug der Betrüger ist das Telefon. Sie gehen professionell und psychologisch geschickt vor. Die Masche ist erschreckend erfolgreich und triff auch die Polizei empfindlich. Denn sie erschüttert das Vertrauen vieler Bürger in den „Freund und Helfer“.

Der Erfolg der Täter erschreckt. 3.000 Bürger erstatteten 2017 Anzeige. 39 von ihnen wurden um die Rekordsumme von über vier Millionen Euro betrogen. "Für viele bedeutete das den wirtschaftlichen Ruin", sagt Uwe Dörnhöfer, Leiter der 20-köpfigen Ermittlungsgruppe, die die Täter jagt.

Zum Jahresende gibt es aber auch einige gute Nachrichten: Die Münchner Polizei konnte in den vergangenen Monaten 26 Täter festnehmen. Außerdem konnte sie viele Taten gerade noch rechtzeitig verhindern.. Einer Rentnerin aus der Maxvorstadt brachten Polizisten, kurz nachdem sie betrogen worden war, ihr Geld wieder zurück. Und auch Privatpersonen verhinderten, dass Senioren betrogen wurden.

Renterin wollte eine Frau treffen, um ihr Geld zu übergeben

Der Taxifahrer Slobodan S. ist einer von ihnen. Der AZ berichtete er von einer denkwürdigen Fahrt mit einer 82-Jährigen aus Grünwald. Slobodan S. ist seit mehr als zehn Jahren Taxifahrer. Am 29. August hatte er Innendienst und saß in der Zentrale in Grünwald, als eine Rentnerin anrief, um einen Wagen zu bestellen. "Alle waren unterwegs. Also bin ich selbst gefahren", erzählt der 49-Jährige. Eine ältere Dame stieg ein, die ihm eine Adresse in Solln nannte. Dort wollte sie eine Frau treffen, um ihr Geld zu übergeben. „Ich kann mich nicht mehr genau an die Summe erinnern. Es waren 1.600 oder 1.900 Euro“, berichtet Slobodan S. Der Taxifahrer wunderte sich und fragte nach, aber die Frau wollte nicht weiter darüber sprechen. Slobodan S. bot der Rentnerin an, auf sie zu warten und sie wieder nach Hause zu bringen. Am Ziel angekommen, suchten beide nach einem Schild mit dem türkisch klingenden Namen. "Doch den Namen gab es nicht."

Die ganze Geschichte kam dem Taxifahrer noch merkwürdiger vor. Schließlich entdeckte die Frau in unmittelbarer Nähe das Geldtransfer-Institut Moneygram. Von dort wollte sie nun das Geld nach Istanbul in die Türkei schicken. "Es war offensichtlich, dass die Frau nicht die Wahrheit sagen wollte. Sie hatte richtig Angst", sagt Slobodan S.

Falsche Polizisten: Opfer sollte mit niemandem sprechen

Im Nachhinein ist klar, warum: Falsche Polizisten hatten ihr eingetrichtert, dass sie mit niemandem darüber sprechen sollte. Mit dem Geld sollte sie eine angebliche Strafe wieder gut machen. Geldtransfer-Dienste ermöglichen Blitzüberweisungen ins Ausland. Der Empfänger kann das Geld wenige Minuten später bar in Empfang nehmen. Absender und Empfänger füllen nur ein Formular aus. Mit der sogenannten Transaktions-Nummer kann das Geld in Empfang genommen werden. Polizei und Geldinstitute warnen immer wieder davor, Geld auf diese Weise an unbekannte Empfänger zu transferieren.

Der Taxifahrer begann nun, auf die Frau einzureden: "Überweisen Sie das besser nicht! Sie schenken das Geld her!" Auch der Angestellte riet der Frau davon ab – sie überwies das Geld schließlich nicht. Slobodan S. fuhr die Frau anschließend direkt zur Polizei. "Bis dahin war ihr nicht klar, dass sie Betrügern aufgesessen war", sagt ein Polizeisprecher.

Lesen Sie hier: Schüsse auf Polizistin und brutale Morde - Polizei München kann Täter fassen

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.