Trennung von Müll in München: Die Münchner Abfallwirtschaft (AWM) im Fokus

München nennt sich Meister im Mülltrennen – und könnte doch so viel mehr tun. Fast 70 Prozent des Restmülls wären recycelbar.
von  Florian Zick/Anja Perkuhn
Der Müll in München - ein Problem?
Der Müll in München - ein Problem? © imago

Als Helmut Schmidt 1990 bei der Münchner Abfallwirtschaft (AWM) angefangen hat, fuhren jeden Tag noch 500 Lastwagen zur Deponie. Seitdem hat sich viel verändert. Die Mülltrennung wurde eingeführt, teilweise ein Einwegverbot erlassen. 500 Lastwagen mit Restmüll würden die Münchner heute jedenfalls nicht mehr vollbekommen – und das trotz Bevölkerungswachstum.

Zumindest statistisch gesehen trennt in Deutschland keine Stadt so gut wie München. 370 Kilogramm Müll macht jeder Stadtbewohner im Jahr. Davon sind knapp 200 Kilogramm Restmüll. In Berlin zum Beispiel liegt das Restmüll-Aufkommen um 22 Prozent höher.

"Die Leute trennen wirklich ganz ordentlich"

Schmidt ist deshalb einigermaßen stolz auf die Münchner: "Die Leute trennen wirklich ganz ordentlich", sagt der AWM-Chef.

Und trotzdem: Auch hier landet in der Restmülltonne immer noch viel zu viel, was dort gar nicht hingehört.

Vergangenes Jahr hat der Abfallwirtschaftsbetrieb mal wieder eine Müll-Analyse vorgenommen – mit einem ziemlich erschreckenden Ergebnis: Fast 70 Prozent von dem, was in der schwarzen Tonne landet, sind eigentlich Wertstoffe und könnten wiederverwertet werden.

30.000 Tonnen Papier im Restmüll

Biomüll, Glas, Papier? Ist alles kein Restmüll – und landet trotzdem dort.

Biomüll, Papier, Glas – sogar Elektroschrott: Alles wird einfach munter zusammengeworfen. Vor allem der Biomüll macht Probleme: Fast 40 Prozent des Restmülls müssten nicht verbrannt werden, sondern könnten kompostiert und in satte Gartenerde umgewandelt werden. Ähnliches gilt für Papier: 30.000 Tonnen landen in München jedes Jahr im Restmüll und somit letztlich im Heizkraftwerk-Nord.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb hat deshalb mit lokalen Werbekampagnen fürs Mülltrennen begonnen. Bei einem Pilotversuch in Neuhausen zeigten diese bereits erste Erfolge.

Die Einführung einer gelben Tonne für Verpackungsmüll lehnt die Stadt trotzdem weiter ab. "Nur 13 Prozent der Kunststoffe lassen sich überhaupt wiederverwerten", sagt AWM-Chef Schmidt. Ein Großteil der Plastikfolien sei verdreckt oder geruchsbelastet und damit nicht mehr brauchbar. PET-Flaschen und anderes Hartplastik seien gut recycelbar, sagt Schmidt. Aber der restliche Kunststoffmüll: "Da ist unsere Müllverbrennung viel effizienter", behauptet Schmidt.

Mülltrennung: Wie es andere machen

Man kann staunend nach Schweden schauen: Das Land recycelt 99 Prozent seines Mülls. Die Schweden sind darauf bedacht, so wenig Müll wie möglich zu produzieren – und ansonsten wiederzuverwenden, zu recyceln, Recycling-Alternativen zu nutzen.

"Alternative" bedeutet aber meist "Verbrennen" – so generiert Schweden 20 Prozent seiner Heizwärme.

Schwierig nachzumachen, aber interessant: Beinahe müllfrei ist die japanische Kleinstadt Kamikatsu. Seit 2003 reinigen die 1.700 Bewohner ihren Müll selbst und sortieren ihn – nach 34 Kategorien. Eine Müllabfuhr gibt es nicht, jeder trägt seinen Abfall selbst ins städtische Recycling-Zentrum. 80 Prozent des Mülls werden so recycelt, wiederverwendet oder kompostiert. Bis 2020 sollen es 100 sein. Dasselbe Ziel hat San Francisco, darum sind alle Haushalte zur Mülltrennung verpflichtet, Plastiktüten sind verboten. Die Recyclingquote: knapp 75 Prozent.

In Hamburg sind Altpapier- und Biotonnen seit 2011 für Grundeigentümer verpflichtend – und wer penibel trennt, wird mit niedrigeren Müllgebühren belohnt.

Das Glasflaschen-Problem: München in Scherben?

Nicht nur in den Tonnen gibt’s ein Problem: Auch auf den Straßen.

Im ganzen Stadtgebiet liegen zerbrochene Bierflaschen auf den Trottoirs – unter Jugendlichen scheint’s derzeit offenbar ein Sport zu sein, diese über die Schulter zu werfen und mit völliger Absicht zu zerdeppern. Die acht Cent Pfand liefern offenbar einen zu geringen Anreiz, seine Flaschen wieder ins Geschäft zurückzubringen. Die Brauereien ärgert’s übrigens auch: Denn im Sommer werden regelmäßig die Flaschen knapp.


Leseraufruf - Und Ihre Meinung zum Müll?

Bio-, Papier-, Restmüll: Ist das System gut? Wie trennen Sie? Ist Recycling überflüssig? Und was ist mit den Scherben auf dem Gehweg?

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