Traumata und Verletzungen nach OEZ-Amoklauf: München zahlt 200.000
München - Die Wunden waren nicht verheilt, der Schock nach dem Massaker am OEZ steckte noch in den Knochen, da versprach die Stadt rasche und vor allem unbürokratische Hilfe. Gute zwei Wochen nachdem am 22. Juli 2016 ein 18-Jähriger neun Menschen und dann sich selbst erschossen hatte, richtete sie einen Hilfsfond - gefüllt mit einer halben Million Euro - ein.
Bisher wurden daraus knapp 200.000 Euro ausgezahlt. An erster Stelle an die Familien der neun Getöteten und der vielen Verletzten. Weil sie kurz nach den Erlebnissen zum Teil nicht in der Lage waren, "ihre Bedarfe durch Quittungen, Rechnungen etc. nachzuweisen", bekamen sie nach Angaben des Sozialreferats im Januar einen Pauschalbetrag ausbezahlt.
Die Landeshauptstadt übernahm auch die Kosten für die Bestattungen in München. Unmittelbar nach dem Amoklauf wurden drei der jugendlichen Todesopfer auf dem Münchner Nord- und Ostfriedhof unter rührender Anteilnahme der Münchner beigesetzt. Die anderen Opfer wurden in ihre Heimatländer überführt und dort bestattet. In vier Fällen übernahm das Bayerische Rote Kreuz die Kosten, bei zwei Getöteten der türkische Staat.
Die Zahl der Betroffenen ist enorm
Aber nicht allein die Familien der Getöteten sowie die Verletzten und ihre Angehörigen haben Leid erfahren. Zahlreiche Besucher des OEZ durchlebten an diesem Tag im Juli Traumatisches: Währen draußen Schüsse fielen, verschanzten sie sich über Stunden in ihren Verstecken, bangten um ihre Leben.
Die Angst überzog die ganze Stadt. Gerüchte und Fehlinformationen ließen Massenpaniken entstehen, kilometerweit vom Tatort entfernt. Zahlreiche Menschen verletzten sich dabei. In elf Fällen wurde auch ihnen mit dem Geld aus dem Fonds geholfen.
Zusätzlich zu den Geldern der Stadt wurden Spenden zur Unterstützung der Opferfamilien und Schwerverletzten gesammelt. Knapp 6.500 Euro gingen bis Ende Dezember auf das entsprechend Konto ein.
Kurz nach den Geschehnissen vom 22. Juli war vor allem therapeutische Hilfe gefragt, wie es in einer Mitteilung des Sozialreferats heißt. Am Münchner Krisentelefon konnten Betroffene bis Januar mit Fachpersonal über ihr Leid reden, knapp hundert Menschen meldeten sich. Im Laufe der Zeit übernahm die Stadt aber auch zunehmend die Kosten für medizinische Behandlungen oder Sachschäden.
Zum Jahrestag: Die Stadt bereitet sich vor
Für die Koordination der Maßnahmen wurde ein Sonderstab im Büro des Bürgermeisters eingerichtet. Er soll auch vorerst installiert bleiben, die Verantwortlichen rechnen mit langfristig notwendigen therapeutischen und medizinischen Behandlungen, manche traumatischen Erfahrungen treten erst Jahre später zutage. Auf jeden Fall wolle man den Jahrestag am 22. Juli abwarten, heißt es aus dem Sozialreferat. Dennn dann sei die Gefahr von Flashbacks besonders hoch: Das erlebte und mitunter verdrängte Trauma aus der Vergangenheit könnte sich dann plötzlich Bahn brechen und die Betroffenen in der Realität einholen.
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