Transrapid am Münchner Flughafen wird offiziell geprüft
München - Ziemlich genau 18 Jahre ist es her, da schwärmte der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) in seiner unsterblich gewordenen Transrapid-Rede von den Vorzügen dieses Verkehrsmittels ("Wenn Sie... in zehn Minuten..."). Stoibers Nachfolger Günther Beckstein (CSU) versenkte das ehrgeizige Milliardenprojekt, doch jetzt kommt eine "Magnetbahn" am Münchener Flughafen wieder auf die politische Tagesordnung - allerdings in viel bescheidener Form.
Projekt am Münchner Flughafen wird geprüft
Die Magnetschwebebahn "TSB" (Transportsystem Bögl), die von der Oberpfälzer Baufirma Max Bögl praktisch fertig entwickelt wurde, soll – wenn überhaupt – nur auf dem weitläufigen Areal des Münchner Flughafens auf einem Oval ihre Runden drehen. Geschwindigkeitsrekorde werden mit dem TSB-System nicht aufgestellt: Maximal 150 km/h schaffen die Fahrzeuge.
Als Hauptanwendungsgebiet werden Strecken von unter drei bis 50 Kilometern angegeben - ganz im Gegensatz zum Transrapid seligen Angedenkens, der mit 500 km/h in den legendären zehn Minuten vom Hauptbahnhof zum 40 Kilometer entfernten Airport rasen sollte. "Vielleicht", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) beim Start der Machbarkeitsstudie am Montag München, habe man das System Transrapid "zu komplex und kostenintensiv aufgestellt". Die erste "TSB"-Strecke wird es aber nicht sein, die im Erdinger Moos im Falle eines positiven Votums der Machbarkeitsstudie entsteht.
Am Bögl-Firmensitz in Neumarkt (Oberpfalz) steht ja bereits eine 850 Meter lange Teststrecke, auf der die vollautomatischen Magnetbahnen bereits 83.000 Kilometer in 125.000 Einzelfahrten zurückgelegt haben. Im kommenden Monat soll im chinesischen Chengdu eine 3,5 Kilometer lange TSB-Strecke in Betrieb genommen werden.
Bayerische Firma Bögl hat Transrapid-Technik parat
Dafür habe man praktisch alles in 630 Container gepackt und sei nach China gefahren, sagte Geschäftsführer Johann Bögl nicht ohne Stolz. Das Ziel des Unternehmens sei es, "alles" für das neue Nahverkehrssystem in Bayern zu produzieren, also auch und gerade den Fahrweg, der 75 Prozent der Kosten des Systems beansprucht.
Einen zweistelligen Millionenbetrag hat das Oberpfälzer Bauunternehmen nach eigenen Angaben in die Entwicklung des neuen Verkehrsmittels investiert. Und jetzt ist man überzeugt, die Lösung für viele Nahverkehrsprobleme in Ballungsräumen gefunden zu haben, in denen S- und U-Bahnen nicht oder nur mit immensem Aufwand zu realisieren sind.
Im Gegensatz zum rasenden Transrapid ist der Antrieb der Bögl-Bahn nicht im Fahrweg eingebaut, sondern in den Fahrzeugen. Das macht die vorzugsweise aufgeständerte, aber auch ebenerdig zu verlegende Betonfahrbahn ungleich billiger und ermöglicht Zugtakte von weniger als 90 Sekunden. Als lupenreines Schnäppchen muten die vom Unternehmen genannten Kosten von 30 bis 50 Millionen Euro für einen Kilometer dennoch nicht an.
MVV-Chef kann sich Transrapid vorstellen
Noch im Laufe dieses Jahres erwarte man die Freigabe durch das Eisenbahn-Bundesamt. Ein Waggon der Bögl-Bahn fasst maximal 127 Fahrgäste. Bis zu sechs können aneinandergekoppelt werden. Ein Flughafen-Oval soll’s also werden – während eine leistungsfähige Verkehrsanbindung des Flughafens weiterhin auf der Strecke bliebe? Nach wie vor spottet man über den Münchner Airport ja als einzigen Flughafen, der nur aus der Luft erreichbar ist.
Auf die Frage, ob aus dem Flughafen-Oval doch noch mehr werden könnte, ging Bundesverkehrsminister Scheuer nicht ein. Anders als MVV-Chef Bernd Rosenbusch. Der hatte schon vergangene Woche davon geschwärmt, dass eine Schwebebahn von Garching über Neufahrn zum Flughafen eine realistische Option sein könnte.
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