Tram-Westtangente: Jetzt geht es richtig los - doch nicht alle sind begeistert

Der Spatenstich ist erfolgt. Anwohner und CSU bleiben skeptisch. Doch es gibt Argumente für die neue Trasse.
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So soll die Fürstenrieder Straße einmal aussehen, wenn das Rasengleis in der Mitte fertig ist.
MVG 4 So soll die Fürstenrieder Straße einmal aussehen, wenn das Rasengleis in der Mitte fertig ist.
MVG-Chef Ingo Wortmann (l.), Bürgermeister Dominik Krause (Mitte), Mobilitätsreferent Georg Dunkel (r.).
mvg 4 MVG-Chef Ingo Wortmann (l.), Bürgermeister Dominik Krause (Mitte), Mobilitätsreferent Georg Dunkel (r.).
So sieht die Baustelle auf der Fürstenrieder Straße gerade aus. Bei der CSU landen viele Beschwerden.
CSU 4 So sieht die Baustelle auf der Fürstenrieder Straße gerade aus. Bei der CSU landen viele Beschwerden.
Die CSUler Alexandra Gaßmann und Matthias Stadler sind gegen die neue Tram-Verbindung.
CSU 4 Die CSUler Alexandra Gaßmann und Matthias Stadler sind gegen die neue Tram-Verbindung.

Laim - Eigentlich müssen die drei Frauen gleich weiter. Aber sie sind kurz stehengeblieben, um zu schauen, was da heute los ist auf der Fürstenrieder Straße. Brezn und Flyer werden verteilt, eine Band spielt, viele Anzüge und Blazer können sie beobachten. Auf der Straße feiern all diese Leute den Spatenstich der Tram Westtangente. Sie soll Obersendling mit Nymphenburg verbinden. Zuerst baut die Stadt ein Teilstück auf der Fürstenrieder Straße. Es reicht von der Ammerseestraße bis zum Laimer Bahnhof. Ende 2025 soll es fertig sein. Bis dahin ist auf der Fürstenrieder Straße nur eine Spur pro Richtung befahrbar.

So sieht die Baustelle auf der Fürstenrieder Straße gerade aus. Bei der CSU landen viele Beschwerden.
So sieht die Baustelle auf der Fürstenrieder Straße gerade aus. Bei der CSU landen viele Beschwerden. © CSU

"Unvorstellbar": Deshalb ärgern sich die Anwohner

Jeden Morgen stehe ihr Mann jetzt eine halbe Stunde alleine in Laim im Stau, erzählt eine Frau. Sie ist 34 und lebt praktisch ihr ganzes Leben in Laim. Auch die beiden anderen Damen wohnen schon über 35 Jahre in dem Stadtteil, sie sind sich einig: Den Stau, den Dreck, den Lärm und die 490 Millionen an Kosten könnte sich die Stadt sparen. Schließlich fährt auf der Strecke ein Bus. "Vor 40 Jahren haben sie die Gleise rausgerissen, auf der Fürstenrieder Straße. Unvorstellbar war das. Und jetzt bauen sie wieder welche rein", schimpft die 66-Jährige.

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Was die drei Frauen verpasst haben: Die Reden von denjenigen, die für die Baustelle verantwortlich sind. Schon 1991 habe der Stadtrat (übrigens einstimmig) beschlossen, dass es die Tram-Westtangente braucht, erzählte Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos). München, wo der ÖPNV auf das Zentrum ausgerichtet ist, brauche dringend mehr Tangentialen.

MVG-Chef Ingo Wortmann (l.), Bürgermeister Dominik Krause (Mitte), Mobilitätsreferent Georg Dunkel (r.).
MVG-Chef Ingo Wortmann (l.), Bürgermeister Dominik Krause (Mitte), Mobilitätsreferent Georg Dunkel (r.). © mvg

Auch MVG-Chef Ingo Wortmann hält die Tram für ideal - weil ein Fahrer damit mehr Passagiere transportieren kann als im Bus. 17 Millionen Kilometer, die heute im Auto zurückgelegt würden, könnten eingespart werden, sagte er. Und dann erinnerte er an Worte des Ex-Bundespräsidenten Johannes Rau: "Überall, wo ein Bagger steht, wächst der Wohlstand." Auch Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) kann nicht nachvollziehen, wenn Menschen das Projekt grundsätzlich ablehnen. Bei der Berechnung der Kosten-Nutzen-Analyse sei ein Wert von 1,7 herausgekommen. Bei der Stammstrecke liege der Wert gerade mal bei eins. Von der Tram profitieren aus seiner Sicht auch Autofahrer - schließlich werden die Straßen dadurch leerer.

Westtangente: Steht die SPD noch hinter dem Projekt? 

Krause hat beim Spatenstich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vertreten. Steht die SPD nicht mehr hinter dem Projekt? Keineswegs, betont Nikolaus Gradl, der Verkehrsexperte der SPD-Stadtratsfraktion und der einzig halbwegs bekannte Vertreter seiner Partei, der zum Spatenstich kam. Mehrere grüne Landtagsabgeordnete schauten vorbei. Der OB, die dritte Bürgermeisterin und auch er selbst hätten das Projekt immer wieder angeschoben, sagt Gradl. "Wer am Ende auf den Fotos vom Spatenstich ist, ist doch nicht relevant."

Die CSUler Alexandra Gaßmann und Matthias Stadler sind gegen die neue Tram-Verbindung.
Die CSUler Alexandra Gaßmann und Matthias Stadler sind gegen die neue Tram-Verbindung. © CSU

Weiterhin gegen das Projekt ist die CSU. Bei ihr "häufen sich die Beschwerden über die dilettantisch geplante Baustelle", sagt Stadträtin und Laimerin Alexandra Gaßmann.

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Sie will mit einer Anfrage herausfinden, ob die Zufahrt zu den Grundstücken gewährleistet ist. Auch, was der Spatenstich kostete, interessiert sie. Dieser sollte schon im März erfolgen. Aber weil die Verkehrsführung nicht geklärt war, wurde er verschoben.

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49 Kommentare
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  • Lichtzeichenanlage am 10.06.2024 16:13 Uhr / Bewertung:

    Endlich mal eine positive Nachricht beim ÖPNV-Ausbau.

  • wj am 10.06.2024 16:05 Uhr / Bewertung:

    Wunderwerk TWT
    1.) Endlich im Münchner-Westen eine Tangentialverbindung die auch noch pünktlich ist.
    2.) Sagenhafter Nutzen/ Kostenfaktor von 1,78
    3.) Sagenhafte 10.000 zusätzliche ÖPNV Fahrgäste/ Täglich.
    4.) Sagenhafte Einsparung von 17.000.000 Autokilometer/ Jahr (bei 365 Tagen ca. 46.500 Km/Tag).
    5.) Die TWT erspart die Fahrt über die Innenstadt.
    6.) Durch die TWT wird dem Personalengpass entgegengewirkt.

  • wj am 10.06.2024 16:04 Uhr / Bewertung:

    @ Wunderwerk TWT
    Zu 1.) mit den Metrobussen 51, 53, 56, 62, 63 haben wir Tangentialverbindungen und weitere Verbindungen (151, S6, Tram18, ….uvm), die je nach Bedarf benutzt werden können. Bei einer einspurigen Verbindung (gleiche Spur Tram und MV) in der Wotanstr. halte ich die Pünktlichkeit für Wunschdenken.
    Zu 2.) der Nutzen/ Kostenfaktor hat sich über die Jahre von:
    1.05 (Kosten ~ 55-65 Mio.€) auf
    1,78 (Kosten ~ 490 Mio. €) entwickelt. Hier fehlen mindesten noch weitere Kosten ~ 120Mio z.B. für 2 Autobahnbrücken, UVR und weitere). Bei dieser Steigerung des Nutzens (gleiche Linienführung) sollte man mit dem Bau noch warten, vielleicht knackt man noch die 2,0
    Zu 3.) 10.000 Fahrgäste/ Tag nach der nach oben hin offenen Schienenbonusscala ist ein weiteres Wunschdenken. Wo sollen die Fahrgäste auf die Tram umsteigen? Hier werden offensichtlich Platzkilometer mit Personenkilometer verwechselt! Zur Erklärung Platzkilometer nutzen nur der MVG nicht den Fahrgästen.

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