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Tödliche Schüsse in München-Milbertshofen: Verdächtiger festgenommen – Polizei gibt Details bekannt

Zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen in Milbertshofen konnte die Polizei den Verdächtigen festnehmen. Am Freitag gab die Polizei weitere Details bekannt.
André Wagner,
Ralph Hub
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In Milbertshofen sind zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr vor Ort.
In Milbertshofen sind zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr vor Ort. © inc

München – Zielfahnder haben den mutmaßlichen Todesschützen von Milbertshofen aufgespürt und in Weinheim an der Badischen Bergstraße (Baden-Württemberg) festgenommen. Der 21-Jährige hatte sich bei einem Freund versteckt. Inzwischen sitzt er in einer Zelle der JVA Stadelheim. Ihm drohen wegen Totschlags bis zu 15 Jahre Gefängnis.

"Wir gehen derzeit von einem aus dem Ruder gelaufenen Drogengeschäft aus", sagt Stephan Beer, Chef der Münchner Mordkommission, am Freitag im Polizeipräsidium. Die Erleichterung über den schnellen Fahndungserfolg ist ihm dabei deutlich anzumerken. Nach nur 18 Tagen ist es gelungen, eine brutale Tat, die in ganz München viele Menschen beunruhigt hat, aufzuklären.

Treffen in Milbertshofen: Es ging um Rauschgift

Der 21-Jährige hatte sich am 3. Juni nachmittags in der Schmalkaldener Straße mit dem späteren Opfer, einem 24 Jahre alten Kaufmann, der in München Photovoltaikanlagen vermittelt, verabredet. Doch bei dem Treffen ging es nicht um Öko-Strom, sondern um Rauschgift. Das belegt ein Fund, den Polizisten im Rahmen der Ermittlungen gemacht haben. Sie entdeckten einen Drogenbunker in dem fraglichen Wohngebiet, in dem der 24-Jährige 20 Kilo Cannabis und 800 Gramm Crystal Meth deponiert hatte.  Der Münchner hat eine Polizeiakte mit fünf Einträgen, vier davon wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.  

Nachbarn beobachteten, wie sich die beiden Männer auf offener Straße lauthals stritten. Zeugen sagen, es sei um zwei Pakete gegangen. Der 21-Jährige zog schließlich eine Waffe und schoss aus seinem Audi A3 heraus auf den 24-Jährigen. Er erlitt einen Steckschuss im Oberkörper und starb Stunden später im Krankenhaus.

Die Tatwaffe ist bisher nicht gefunden worden

Am Tatort wurden eine Pfefferspraypistole, ein Einweghandschuh und eine Patronenhülse gefunden. verschwunden ist allerdings die Tatwaffe.  "Wir kennen noch nicht die Details, warum die Situation zwischen den Männern derart eskalierte", sagt Stephan Beer. Nach der Tat flüchtete der 21-Jährige und stellte seinen Audi A3 in Pasing am Straßenrand ab. Er entfernte die Kennzeichen und tauchte zunächst spurlos unter.

Einen ersten Hinweis brachte ein Zeuge, der sich bei dem A3 einen Teil des Kennzeichens merken konnte. Die Spur führt zunächst nach Hessen, in eine Gegend, in der über 80 schwarze Audi A3 registriert sind.
Dann kam der wichtigste Hinweis: Eine Münchnerin entdeckte vier Tage nach der Tat den gesuchten Audi in Pasing und informierte die Polizei. "An dem Wagen wurden Blutanhaftungen gefunden", sagt Beer.

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So kommen die Fahnder dem Flüchtigen auf die Spur

Über die Fahrgestellnummer kamen die Ermittler an den Namen des Halters. Zielfahnder setzten sich auf seine Fährte. Üblicherweise werden dabei Handydaten, Internetaktivitäten und Kontobewegungen beobachtet. Die Spur führte nach Weinheim, fast 44.000 Einwohnern, ein Ort etwa 18 km nördlich von Heidelberg. Hier versteckte sich der 21-Jährige bei einem Freund. "Der wusste nicht, dass sein Gast auf der Flucht ist", sagt Stephan Beer. Am Donnerstag gegen 17 Uhr klingelten Zielfahnder an der Wohnungstür. Der 21-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen.

Der 21-jährige Tatverdächtige.
Der 21-jährige Tatverdächtige. © Polizei München

Der Verdächtige kam am Freitag vor den Haftrichter. Eine Pflichtverteidigerin vertritt die Interessen des 21-Jährigen. Angaben machte er beim Ermittlungsrichter nicht, was sein Recht ist als Beschuldigter.
Der mutmaßliche Todesschütze galt als unauffällig. Bekannt ist, dass sich der Deutsch-Marokkaner erst seit Anfang Mai in Deutschland aufhält. Der 21-Jährige war zunächst in Hessen gemeldet. Er fing eine Lehre an, brach die Ausbildung aber nach kurzer Zeit ab. Er gab seine Wohnung auf und startete offenbar eine kriminelle Karriere.

21-Jährigen droht lange Haftstrafe wegen Totschlags

Die könnte mit einer langen Gefängnisstrafe enden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Hinweise auf Mordmerkmale wie Heimtücke liegen derzeit nicht vor, sagt Staatsanwältin Juliane Grotz. Der 21-Jährige soll nach Erwachsenenstrafrecht und nicht nach dem deutlich milderen Jugendstrafrecht vor Gericht gestellt werden. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm zwischen fünf und 15 Jahren Gefängnis.

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21 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Flansi Hick am 22.06.2024 18:26 Uhr / Bewertung:

    Es droht ihm ein hartes Urteil. 5 bis 15 Jahre für vorsätzlichen Mord....finde den Fehler !

  • Weigand am 23.06.2024 12:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Flansi Hick

    Wo steht/stand das?

  • Der wahre tscharlie am 23.06.2024 16:32 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Flansi Hick

    Der Fehler liegt in deinem Kommentar. ......erstens ist es juristisch nicht bewiesen, dass es vorsätzlicher Mord war, denn um dieses Merkmal zu erfüllen, müsste der Täter zu dem Opfer gehen und ihn mitVorsatz erschiessen.

    In diesem Fall aber haben Zeugen beobachtet, wie ein Streit vorraus ging. Vorsatz fällt also weg. Übrig wird vermutlich juristisch betrachtet ein Totschlag übrig bleiben.

    Und wenn der Täter so argumentiert, dass er sich angegriffen fühlte, könnte er vielleicht sogar Notwehr geltend machen.

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