Tödliche Schüsse in München-Milbertshofen: Verdächtiger festgenommen – Polizei gibt Details bekannt
München – Zielfahnder haben den mutmaßlichen Todesschützen von Milbertshofen aufgespürt und in Weinheim an der Badischen Bergstraße (Baden-Württemberg) festgenommen. Der 21-Jährige hatte sich bei einem Freund versteckt. Inzwischen sitzt er in einer Zelle der JVA Stadelheim. Ihm drohen wegen Totschlags bis zu 15 Jahre Gefängnis.
"Wir gehen derzeit von einem aus dem Ruder gelaufenen Drogengeschäft aus", sagt Stephan Beer, Chef der Münchner Mordkommission, am Freitag im Polizeipräsidium. Die Erleichterung über den schnellen Fahndungserfolg ist ihm dabei deutlich anzumerken. Nach nur 18 Tagen ist es gelungen, eine brutale Tat, die in ganz München viele Menschen beunruhigt hat, aufzuklären.
Treffen in Milbertshofen: Es ging um Rauschgift
Der 21-Jährige hatte sich am 3. Juni nachmittags in der Schmalkaldener Straße mit dem späteren Opfer, einem 24 Jahre alten Kaufmann, der in München Photovoltaikanlagen vermittelt, verabredet. Doch bei dem Treffen ging es nicht um Öko-Strom, sondern um Rauschgift. Das belegt ein Fund, den Polizisten im Rahmen der Ermittlungen gemacht haben. Sie entdeckten einen Drogenbunker in dem fraglichen Wohngebiet, in dem der 24-Jährige 20 Kilo Cannabis und 800 Gramm Crystal Meth deponiert hatte. Der Münchner hat eine Polizeiakte mit fünf Einträgen, vier davon wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Nachbarn beobachteten, wie sich die beiden Männer auf offener Straße lauthals stritten. Zeugen sagen, es sei um zwei Pakete gegangen. Der 21-Jährige zog schließlich eine Waffe und schoss aus seinem Audi A3 heraus auf den 24-Jährigen. Er erlitt einen Steckschuss im Oberkörper und starb Stunden später im Krankenhaus.
Die Tatwaffe ist bisher nicht gefunden worden
Am Tatort wurden eine Pfefferspraypistole, ein Einweghandschuh und eine Patronenhülse gefunden. verschwunden ist allerdings die Tatwaffe. "Wir kennen noch nicht die Details, warum die Situation zwischen den Männern derart eskalierte", sagt Stephan Beer. Nach der Tat flüchtete der 21-Jährige und stellte seinen Audi A3 in Pasing am Straßenrand ab. Er entfernte die Kennzeichen und tauchte zunächst spurlos unter.
Einen ersten Hinweis brachte ein Zeuge, der sich bei dem A3 einen Teil des Kennzeichens merken konnte. Die Spur führt zunächst nach Hessen, in eine Gegend, in der über 80 schwarze Audi A3 registriert sind.
Dann kam der wichtigste Hinweis: Eine Münchnerin entdeckte vier Tage nach der Tat den gesuchten Audi in Pasing und informierte die Polizei. "An dem Wagen wurden Blutanhaftungen gefunden", sagt Beer.
So kommen die Fahnder dem Flüchtigen auf die Spur
Über die Fahrgestellnummer kamen die Ermittler an den Namen des Halters. Zielfahnder setzten sich auf seine Fährte. Üblicherweise werden dabei Handydaten, Internetaktivitäten und Kontobewegungen beobachtet. Die Spur führte nach Weinheim, fast 44.000 Einwohnern, ein Ort etwa 18 km nördlich von Heidelberg. Hier versteckte sich der 21-Jährige bei einem Freund. "Der wusste nicht, dass sein Gast auf der Flucht ist", sagt Stephan Beer. Am Donnerstag gegen 17 Uhr klingelten Zielfahnder an der Wohnungstür. Der 21-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen.

Der Verdächtige kam am Freitag vor den Haftrichter. Eine Pflichtverteidigerin vertritt die Interessen des 21-Jährigen. Angaben machte er beim Ermittlungsrichter nicht, was sein Recht ist als Beschuldigter.
Der mutmaßliche Todesschütze galt als unauffällig. Bekannt ist, dass sich der Deutsch-Marokkaner erst seit Anfang Mai in Deutschland aufhält. Der 21-Jährige war zunächst in Hessen gemeldet. Er fing eine Lehre an, brach die Ausbildung aber nach kurzer Zeit ab. Er gab seine Wohnung auf und startete offenbar eine kriminelle Karriere.
21-Jährigen droht lange Haftstrafe wegen Totschlags
Die könnte mit einer langen Gefängnisstrafe enden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Hinweise auf Mordmerkmale wie Heimtücke liegen derzeit nicht vor, sagt Staatsanwältin Juliane Grotz. Der 21-Jährige soll nach Erwachsenenstrafrecht und nicht nach dem deutlich milderen Jugendstrafrecht vor Gericht gestellt werden. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm zwischen fünf und 15 Jahren Gefängnis.