Todesschüsse von München Milbertshofen: Chef der Mordkommission richtet sich direkt an Täter
München - Auf dem Handy-Video, das ein Anwohner aufgenommen und der Mordkommission überlassen hat, ist der markante schwarze Audi A 3 Sportback zu sehen. Der Fahrer und mutmaßliche Todesschütze sitzt am Lenkrad, ist aber durch die Spiegelung der Seitenscheibe nicht zu erkennen. Das ist den Spezialisten im Kriminallabor des Landeskriminalamtes gelungen, sie machten mit Hilfe von Computersoftware den Mann sichtbar.
Mit richterlicher Genehmigung wurde das Foto am Donnerstag für die Öffentlichkeitsfahndung freigegeben. "Gehen sie zu einem Rechtsanwalt und stellen sie sich", appelliert Stephan Beer, Chef der Mordkommission, an den Mann, dessen Identität bisher nicht geklärt ist. Beer war noch einmal am Tatort in der Schmalkaldener Straße, um die Befragung der Anwohner zu verfolgen, die am Donnerstag von Beamten der PI 47 (Milbertshofen) durchgeführt wurde.

Anwohner schildern ihre Beobachtungen
Bevor der tödliche Schuss am Montag gegen 16.45 Uhr fiel, stritten sich zwei Männer vor einer Tiefgarageneinfahrt. Am Ende lag ein 24-jähriger Münchner mit einer lebensgefährlichen Schusswunde am Gehweg. Er starb später im Krankenhaus.
Der Schütze flüchtete in einem Audi A 3 Sportback. "Die beiden Männer waren so mit sich beschäftigt", erzählt eine Frau, die vom Einkaufen kommt einer Polizistin, "die haben gar nicht bemerkt, was um sie herum los ist." So heftig war der Streit zwischen ihnen. Sie erzählt, dass sie gesehen hat, wie sie kämpften, der spätere Schütze habe Mühe gehabt, sich zu verteidigen. Wortreich schildert sie ihre Eindrücke.
Weitere Zeugen geben andere Eindrücke zu Protokoll. Die Aussagen scheinen sich zumindest in Teilen zu widersprechen. Gesehen haben den Streit jedenfalls viele. Einige filmten. Der Polizei wurden mindestens drei Videos zur Verfügung gestellt. Eines davon kursiert in einer 20-sekündigen Kurzversion im Internet. "Das Originalvideo ist deutlich länger", sagt Stephan Beer, "doch es lässt auch viel Spielraum für Interpretationen zu - auch aus juristischer Sicht."
Keine Schusswaffe am Tatort gefunden
"Der 24-Jährige starb an einem Steckschuss, das ergab die Obduktion", berichtet der K11-Chef, das Projektil sei sichergestellt. Was nach AZ-Informationen nicht am Tatort gefunden wurde, ist eine Schusswaffe.
Der mutmaßliche Schütze ist in dem Audi A 3 in Richtung Ingolstädter Straße davongerast. Den auffallenden Audi mit Chromleisten, Dachreling und speziellen Doppelstern-Alufelgen sucht die Polizei. Über 1200 Audi A3 gibt es laut Zulassungsstelle alleine in München. Ihn zu finden, ist wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Der Fahrer hat den A 3 vermutlich irgendwo abgestellt, um ihn loszuwerden. Die Flucht war überstürzt und nicht vorbereitet. Der Schütze muss improvisieren, um unterzutauchen. Ausreichend Geld hat er vermutlich auch nicht dabei.
Die überstürzte Flucht des Todesschützen
Zudem ist die Kripo sicher, dass sich Opfer und Täter kannten. "Der 24-Jährige war kein Zufallsopfer", sagt Stephan Beer. Ob er polizeibekannt ist? Vermutlich. Doch der K11-Chef schweigt. Die Auswertung von Handydaten, Verbindungsnachweisen und Chatverläufen dürfte die Fahnder recht schnell auf die Spur eines konkreten Tatverdächtigen bringen. Er hat dunkle, kurze Haare, ist 20 - 30 Jahre alt, Bartansatz, dunkel gekleidet, schwarze Turnschuhe mit weißer Sohle, so wird er von der Polizei beschrieben.
Eine Anwohnerin gibt ganz offen zu: "Ich habe Angst." Auch der Anblick der vielen Polizisten in der Nachbarschaft beunruhigt sie. Eine Beamtin versucht die Frau zu trösten: "Wir machen unsere Arbeit, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen."
Polizei sucht Zeugen: Auch Verkehrsteilnehmer um Hilfe gebeten
Die Polizei bittet um Zeugenhinweise: Wer hat im angegebenen Zeitraum in der Schmalkaldener Str. (im Bereich Oberhofer Platz und Silcherstraße) Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit diesem Vorfall stehen könnten? Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Für Foto-, Video- oder Audioaufnahmen vom Tatort bzw. der unmittelbaren Umgebung hat die Polizei außerdem ein Upload-Formular zur Verfügung gestellt. Sofern die Übermittlung Ihrer Mediendateien über diese Wege und Anwendungen nicht funktionieren sollte, wenden Sie sich bitte an Ihre nächstgelegene Polizeidienststelle.
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