Teure klimafreundliche Alternative: Luxuszug statt Flieger?
München - Man stelle sich folgendes Szenario vor: Das Flughafenpersonal streikt mal wieder, es kommt zu Ausfällen und Chaos. Sie hingegen haben bereits Ihren privaten Zug gebucht, der Sie an Ihr Ziel bringt. Am Gleis 18 1/2 am Münchner Hauptbahnhof wartet das Gefährt mit Panoramadach bereits, Sie marschieren über einen ausgerollten roten Teppich, genehmigen sich am Bahnsteig noch ein Getränk - dann geht die Reise in gemütlichen Loungesesseln los.
Klimafreundliche Alternative zum Flugzeug
Der Luxon-Privatzug sei eine klimafreundliche, flexible Alternative zum Flugzeug - damit wirbt das Münchner Unternehmen Railadventure von Geschäftsführer Alex Dworaczek derzeit. Der einzige Haken: Für die Fahrt mit dem Zug wird das nötige Kleingeld fällig.
Ob Feier zum runden Geburtstag, romantisches Candlelight-Dinner zu zweit, Fahrt ans Meer, Geschäftsreise mit bis zu 20 Konferenzteilnehmern oder Familienausflug: Mit dem Luxon sind laut Unternehmensangaben individuell gestaltbare Fahrten möglich. Die Preise variieren freilich je nachdem, wie die Reise aussehen soll.
Zug mit Panoramadeck, Bar, Lounge und Küche
Die 26,40 Meter lange Bahn mit Panoramadeck, Bar, Lounge und Küche kann dabei das gesamte europäische Schienennetz befahren. Sprich: Privat- oder Geschäftsreisende können sich von jedem Bahnhof abholen lassen und sich dann in den luxuriös eingerichteten Waggons zurücklehnen - oder Feiern veranstalten. Luxon stimmt die befahrenen Trassen vorab mit den Bahngesellschaften ab und düst mit bis zu 200 Stundenkilometern auf "Schnellfahrtstrecken ebenso wie auf romantischen Nebenstrecken".
Bis zu 30 Personen haben in dem Zug Platz. Kulinarisch ist vom Flying Buffet bis zum Sieben-Gänge-Menü - persönlich zubereitet von Sternekoch Tohru Nakamura - eigentlich alles möglich. Auch Feiern mit der Lieblingsmusik sind erlaubt, gemütlich in der Lounge oder tanzend an der Bar.
Das Ziel: einen "außergewöhlichen und exklusiven Zug schaffen"
Die Idee hatte Geschäftsführer Dworaczek aufgrund seiner Leidenschaft zum Eisenbahnverkehr. Bis dato habe es in Europa keinen modernen Salonwagen gegeben, "obwohl die Eisenbahn das Verkehrsmittel der Zukunft ist", so der Geschäftsführer zur AZ.
Sein Ziel: einen "außergewöhnlichen und exklusiven Zug zu erschaffen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Gesagt, getan. Dworaczek erwarb 2011 einen von fünf Domecar-Aussichtswagen, die die Deutsche Bundesbahn in den 1960er Jahren in Betrieb nahm, und sanierte ihn grundlegend zu einem modernen Salonwagen.
München-Kitzbühel und zurück - für 10.000 Euro
Genutzt werde er seitdem von etwa 1.000 Personen im Jahr. Auch einige prominente Gäste, die zuletzt die Münchner Sicherheitskonferenz besuchten, und bekannte Schauspieler wie Heiner Lauterbach seien schon mit dem Zug gereist, sagt Dworaczek der AZ.
Der Prunk hat jedoch seinen Preis: Eine Event-Rundfahrt von München über das Karwendel nach Innsbruck und zurück sei ab 10.000 Euro zu haben - "quasi unabhängig von der Anzahl der Leute an Bord", so der Geschäftsführer weiter. Ebenso viel kostet ein Transport vom Flughafen nach Kitzbühel und zurück. Hinzu komme der Preis für das ausgewählte Catering. Auch wenn der Luxus-Zug klimafreundlicher als der Flieger (oder Privatjet) sein mag, ist er damit doch eher ein Vergnügen für einen exklusiven Kreis.