Telefonseelsorge in München braucht dringend weitere Mitarbeiter

Die Telefonseelsorge hat dringenden Bedarf an ehrenamtlichen Mitarbeitern – eine von ihnen erzählt, was das eigentlich bedeutet.
Interview: Lisa Marie Albrecht |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Für alle, die Probleme haben, ist die Telefonseelsorge erste Anlaufstelle – jetzt sucht diese dringend weitere Mitarbeiter.
dpa Für alle, die Probleme haben, ist die Telefonseelsorge erste Anlaufstelle – jetzt sucht diese dringend weitere Mitarbeiter.

München - Psychische Erkrankungen, finanzielle Probleme oder wachsender gesellschaftlicher Druck – all das führt dazu, dass die Telefonseelsorge der Erzdiözese München so viel zu tun hat wie nie. Sie sucht dringend Ehrenamtler. Doch was erwartet die hilfsbereiten Freiwilligen? Eine Seelsorgerin gibt der AZ Einblick in ihre Arbeit.

AZ: Frau Spuckti, wie kamen Sie zur Telefonseelsorge?
ANDREA SPUCKTI: Ein Arbeitskollege von mir arbeitet dort als Supervisor. Und dann hat mir zufällig jemand erzählt, dass eine Bekannte von ihm die Telefonseelsorge genutzt hat. So bin ich mit der Nase draufgestoßen worden. Und ich dachte, das würde meinem Beruf als Business-Coach gut entsprechen. Da sind Gespräch und Kommunikation Schlüsselelemente.

Sie haben 2015 mit der Ausbildung begonnen. Was braucht man für Fähigkeiten?
Ich glaube, es gehört einfach dazu, dass man ein großes Herz hat, eine große Menschenliebe. Alles andere sind dann Mittel und Tools, die man noch lernt. Aber letzten Endes füllt das jeder mit seiner Persönlichkeit, mit seiner Beziehung zu anderen Menschen aus.

Wie stark belastet die Arbeit Sie emotional?
Man muss einen Umgang für sich selbst finden, einen Schutzmantel. Der sitzt an manchen Tagen gut, an manchen Tagen eher weniger. Zudem gibt es bei uns jeden Monat die Möglichkeit, bei einem Supervisionsabend Themen zu besprechen, die einen weiterhin bewegen.

Wer ruft bei Ihnen an?
Da gibt es keine spezielle Gruppe Menschen. Ein großes Thema ist Einsamkeit. Dann gibt es die Themen Trennung und Familie. Aber auch Menschen, die psychisch instabil sind und wieder kurzzeitige Stabilität suchen. Genauso gibt es immer wieder Anrufe bezüglich der Weltordnung oder der Weltunordnung.

Was bedeutet das?
Es geht um die greifbaren Sorgen, die dem Menschen nahe sind: Wo führt alles hin? Was wird aus uns? Inwieweit betrifft es mich? Wir hatten eine Hotline bezüglich des Amoklaufs letztes Jahr. Zu der Zeit ist das sehr speziell geworden.

Lesen Sie auch: Keine Schule: Münchens Jugend macht lieber blau

Jetzt sucht die Telefonseelsorge wieder neue Mitarbeiter. Ist der Bedarf gestiegen?
Ja. Ich glaube, der Bedarf steigt ständig, beziehungsweise die Zahl der Anrufe bei der Telefonseelsorge. Deswegen gibt es auch einen steigenden Bedarf an Telefonseelsorgern.

Haben die Leute also heute mehr Probleme?
Ich weiß nicht, ob es mehr Sorgen und Probleme als vor 20, 30 Jahren gibt. Sorgen hat irgendwo jeder. Die einen behalten sie für sich, andere gehen zu Therapeuten, manche möchten es einfach erstmal nur aussprechen. Und dafür gibt es das niederschwellige Angebot der Telefonseelsorge. Da ist keine Verbindlichkeit da. Wenn es mir nicht passt, lege ich auf.

Wie helfen Sie den Anrufern, die nicht auflegen?
Das kommt ganz auf den Fall an. Ob jemand nur etwas loswerden möchte oder ob es ein direktes Anliegen ist, für das es Beratungsstellen gibt. Die liegen uns allen vor. Wir können den Anrufern die Stellen direkt weitervermitteln oder mitteilen, wo sie sich hinwenden können.


So werden auch Sie Seelsorger:
Für potenzielle ehrenamtliche Mitarbeiter findet am Dienstag, 24. Januar 2017, um 18.30 Uhr an der Landwehrstraße 66 ein Infoabend statt (alternativ: 7. März, gleicher Ort, gleiche Zeit). Die Katholische Telefonseelsorge ist 24 Stunden unter der kostenlosen Nummer 0800/111 02 22 für anonyme Beratung erreichbar.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.