Sylvensteinspeicher hat immer weniger Wasser: Was das für München bedeutet

Die anhaltende Trockenheit sorgt dafür, dass die Pegelstände vieler bayerischer Gewässer sinken. Auch München ist davon betroffen.
Christina Barnes,
Michael Schleicher |
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Aufgrund der anhaltenden Trockenheit sinkt der Pegel des Sylvensteinspeichers täglich.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit sinkt der Pegel des Sylvensteinspeichers täglich. © Peter Kneffel/dpa

München - Der Sommer 2022 in Deutschland zeichnet sich vor allem durch langanhaltende Trockenheit und Hitze aus. Während sich einige über heiße Monate mit viel Sonnenschein freuen, ist das für die Natur eine Katastrophe.

Nicht nur der Rhein, an dessen nördlichster Messstelle in der vergangenen Woche ein historischer Tiefwasserstand gemessen wurde, auch Münchens Wasserreservoir, der Sylvensteinspeicher, hat immer weniger Wasser. So sank der Pegel in der vergangenen Woche täglich um rund 15 Zentimeter.

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Sylvensteinspeicher reguliert Wasserpegel der Isar

In Zeiten von starkem Regenfall soll der See die Bewohner des Isartals, allen voran für im Raum München und Bad Tölz, vor Hochwasser schützen. Bei extremer Trockenheit stellt der Speicher sicher, dass ausreichend Wasser in die Isar geführt wird.

Derzeit liegt die Abgabe weit über dem Zufluss, den der Sylvensteinsee aus anderen Quellen bekommt, weshalb der Seespiegel kontinuierlich sinkt.

"Trotzdem ist momentan noch ein ausreichender Füllstand für die nächsten Wochen gegeben", erklärt ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamts München (WWAM) auf AZ-Anfrage. Und weiter: "Wichtig zu wissen ist dabei, dass der Gesamtabfluss der Isar sich in München auf die Stadtbäche aufteilt und deshalb auch die Summe gebildet wird von Isar, Eisbach und Schwabinger Bach."

Zusammen betrage die Summe der drei Pegel 48 Kubikmeter pro Sekunde, was trotz der anhaltenden Trockenheit noch ein sehr guter Wert sei, wie der Sprecher erklärt. Für die grundsätzliche Verteilung seien 44 Kubikmeter pro Sekunde nötig.

Verschiedene Maßnahmen bei Knappheit möglich

Was passiert, wenn dieser Wert unterschritten wird? Sollte es tatsächlich dazu kommen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Zum Beispiel könnte der Auer Mühlbach reduziert werden. "Je nach Lage müssen dann in weiteren Schritten zusätzliche Reduktionen der diversen Ausleitungen erfolgen. Dies könnte dann auch Auswirkungen auf die beliebte Eisbachsurfwelle haben", sagt der Sprecher vom Wasserwirtschaftsamt.

Jede Steuerung sei eine Einzelfallentscheidung, "da hierbei auch die Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse der Gewässer eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung des Schadens für die Gewässerökologie spielen. Inwieweit dann auch die Einschränkung von Kühlwassernutzungen erforderlich ist, bleibt abzuwarten".

Isar führt wenig Wasser: Wasserkraftwerke fahren mit reduzierter Leistung

Doch nicht nur am Sylvensteinspeicher sinkt der Pegel derzeit, wer aktuell in München an der Isar unterwegs ist, bemerkt auch dort, dass der Fluss verhältnismäßig wenig Wasser führt. Das hat auch direkte Auswirkungen auf die Energieversorgung: "Unsere Münchner Wasserkraftwerke fahren derzeit mit reduzierter Leistung, produzieren aber weiterhin Ökostrom. So liefern die Isarkraftwerke derzeit etwa gut 40 Prozent der durchschnittlichen Jahresstromproduktion", teilt ein Sprecher der Stadtwerke München (SWM) auf AZ-Anfrage mit.

Die Isar in München am 10. August. Auch hier ist zu sehen, dass sie deutlich weniger Wasser führt als üblich.
Die Isar in München am 10. August. Auch hier ist zu sehen, dass sie deutlich weniger Wasser führt als üblich. © imago/Ulrich Wagner

Gewitter am Wochenende – aber keine Entspannung der Lage in Sicht

Vorerst ist nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen. Die haben auch die Unwetter mit teils starken Regenfällen am vergangenen Wochenende nicht gebracht – der Sprecher des Wasserwirtschaftsamts hatte schon zuvor prognostiziert, dass die Gewitter nicht für eine starke Verbesserung der Situation ausreichen würden.

"Ein kurzer, wenn auch heftiger Starkregen nützt kaum. Allenfalls in den alpinen Einzugsgebieten kann das Wasser im Sylvensteinspeicher zurückgehalten werden. Eine echte Entlastung würde aber auch das nicht bringen." Deutlich besser wäre ihm zufolge Regen von geringerer Intensität aber längerer Dauer. Damit würden auch die Grundwasserstände wieder aufgefüllt werden. Ein solcher Regen ist aktuell aber nicht in Sicht.

So ist die Lage aktuell an Isar und Sylvensteinspeicher

Und wie sieht's aktuell aus? Zwar habe es durch den Regen am Wochenende einen kurzen Anstieg der Pegel gegeben, mittlerweile "haben wir in der Isar aber wieder etwa die gleichen Pegelstände wie vergangene Woche erreicht", erklärte der Sprecher des Wasserwirtschaftsamts München am Dienstag. Und weiter: "Auch in der Würm haben die Niederschläge des Wochenendes keine nennenswerten Wasserstandsänderungen hervorgerufen. Daran wird sich auch bis zum Wochenende nichts ändern."

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Am Sylvensteinspeicher ist die Situation ähnlich. Der Seewasserstand stieg kurzfristig um rund 60 Zentimetern an. "Seit Montag sind die Zuflüsse zum Speicher wieder geringer als die Abgabe, der Seepegel sinkt daher wieder", heißt es vom Wasserwirtschaftsamts Weilheim, in dessen Zuständigkeitsbereich der Sylvensteinspeicher fällt. "Momentan liegt der Speicherwasserstand rund viereinhalb Meter unter Normalstau."

Das Wasserwirtschaftsamt München fordert die Bürgerinnen und Bürger daher auf, Wasser zu sparen. "Angesichts der angespannten Lage ist jeder von uns aufgefordert, auf eine sparsame Verwendung des Wassers zu achten. Insbesondere beim Gartengießen – sei es mit Trinkwasser oder mit Wasser aus Bächen und Flüssen."

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36 Kommentare
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  • Dimpfe am 24.08.2022 22:00 Uhr / Bewertung:

    "Dies könnte dann auch Auswirkungen auf die beliebte Eisbachsurfwelle haben" - DAS wäre ja absolut dramatisch, quasi einer Katastrophe gleich.

    Keine bestimmte Funsportart mehr möglich! Und das mitten in München! Wir werden Alle untergehen!

    An gr. Flüssen wie Rhein, Elbe usw. sieht man heute wieder "Hungersteine", die von Dürre und Neidrigwasser von bis zu vor 300 Jahren erinnern. War also immer schon mal da, das Ding mit extrem wenig Wasser. Heute nennt man es aber "Klimawandel" für bzw,. gegen Den wir ja "Alles zu tun haben müssen"...

  • Analyst am 24.08.2022 22:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dimpfe

    Das dieser Wandel hin zu Dürre und immer mehr Hitzetage geführt hat und das in immer geringer werdenden Abständen führt übersiehst du geflissentlich.erst wenn das Wasser bei dir zuhause in nicht ferner Zukunft rationiert,oder für ein paar Stunden ganz abgestellt wird,dann fängst du das große Jammern an.

  • Münchner Müllmann am 24.08.2022 23:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Analyst

    Es ist längst Fakt. Mit unseren 2,4% Einfluss aufs Klima sollten wir uns eher darauf konzentrieren, wie wir damit umgehen, als ameisengroß vor den Elefanten zu wedeln.

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