SWM-Vorschlag: Ein Kraftwerk mitten im Nußbaumpark?

München - Obdachlose, Drogen-Handel, Pöbeleien: Es ist nicht so, dass der Nußbaumpark nicht schon häufiger für Aufregung in der Nachbarschaft gesorgt hätte. Doch die Debatte, die jetzt möglicherweise auf Nachbarn, Kliniken und Spielplatz-Nutzer zurollt, kommt doch überraschend.
Denn die Stadtwerke München (SWM) prüfen ganz offiziell, ob sich der Nußbaumpark als Standort für ein Wärmekraftwerk eignen könnte. 3.000 Quadratmeter Fläche würde man dort dafür benötigen, sagte der zuständige Bezirksausschuss-Chef Alexander Miklosy (Rosa Liste) am Freitag der AZ. Nach seiner Berechnung sind das etwa ein Sechstel der ganzen Parkfläche. "Dabei haben wir eh schon so wenig Grün im Viertel", klagt Miklosy. "Wir sind überzeugt, dass es im Stadtgebiet besser geeignete Standorte gibt."
Die SWM sind auf der Suche nach Plätzen, weil nach dem Bürgerentscheid bis 2022 der Kohleblock im Heizkraftwerk in Unterföhring vom Netz gehen soll (außer die Bundesnetzagentur erklärt das Werk für "systemrelevant" und legt ein Veto ein). In Unterföhring wird Strom und Wärme produziert. "Strom können wir notfalls anderswo beziehen", sagte Thomas Prein von den SWM diese Woche im Bezirksausschuss Perlach. "Bei Wärme geht das nicht. Wir brauchen also Ersatzstandorte."
Auch andere Standorte sind im Gespräch
Etliche potenzielle Standorte werden derzeit geprüft, etwa an der Katharina-von-Bora-Straße nahe des Königsplatzes, im Kreativquartier Dachauer Straße, am Briefzentrum am Birketweg, an der Dülferstraße am Hasenbergl – oder auf dem Parkplatz des Cosimabades.
Im Perlacher Bezirksausschuss ging es konkret um den Standort auf dem Parkplatz des Michaelibades, direkt angrenzend an Liegewiese und Ostpark. "Wir machen da keinen Strom, es ist nur ein Heizwerk", sagte Prein. Rund 3.000 Quadratmeter Fläche würden vom Parkplatz abgezwickt, darauf soll ein 32 Meter langer, 17 Meter breiter und zehn Meter hoher Bau entstehen. "Der Speicher wird 25 Meter hoch, zwei Stahlröhren-Schornsteine mit Schalldämpfern 30 bis 40 Meter hoch", so Prein.
Gerade der Standort am Michaelibad sei bestens geeignet. Erst komme ein Gasheizkraftwerk, bis 2030 solle dann ein Geothermie-Werk entwickelt werden. Um das knapp 100 Grad heiße Wasser aus der Malmkalkschicht in 300 Meter Tiefe nach oben zu fördern, brauche man erstmal sechs Bohrungen und einen Hektar Fläche. Die Viertel-Politiker in Perlach reagierten kritisch auf die Pläne.
Damit sind sie nicht alleine. Die Stadtwerke wiegeln zwar auf AZ-Nachfrage ab, es handele sich ja nur um eine ganz vorläufige Liste und höchstens sieben Standorte davon würden letztlich realisiert.
Das Bündnis "Raus aus der Steinkohle" erklärte, die Vorplanungen würden "fälschlicherweise als Konsequenz dem Bürgerentscheid zugeschoben". Standorte wie im Luitpoldpark, Ostpark und eben im Nußbaumpark seien "schon wieder eine bewusste Provokation".
Diesen Aussagen gegenüber wirkt Bezirksausschuss-Chef Miklosy geradezu entspannt. Er findet die Idee mit dem Nußbaumpark einen solchen Wahnsinn, dass er an eine Realisierung nicht glauben mag. "Ich bin überzeugt, dass man sich am Ende dagegen entscheidet", sagte er. Thomas Prein von den Stadtwerken erklärte, es werde parallel auch ein Standort in Unterföhring geprüft. Doch da sei fraglich, ob der Landkreis das schnell genug durchwinkt.
Klingt so, als würden die Stadtwerke in München mit weniger Widerstand rechnen.
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