"Swipe and Ride": Das neue E-Ticket im MVV
München - Es ist ein Pilotprojekt, das sich vor allem an Gelegenheitsfahrer richten soll, die spontan losfahren wollen, ohne sich mit dem Tarifdschungel des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) zu befassen. 24 Monate lang testet der MVV jetzt das elektronische Ticket "Swipe and Ride" (Deutsch: Wischen und Fahren). Und hofft, dass es ab sofort viele Testfahrer gibt, die sich für das Angebot anmelden.
Wie funktioniert das? Nutzer müssen sich auf www.swipe-ride.de registrieren und im Anschluss die "FTQ Lab"-App herunterladen. Vor jeder Fahrt checkt sich der Fahrgast dann ein, indem er einen "Start"-Button auf seinem Smartphone von links nach rechts wischt. Genauso checkt der Fahrgast nach seiner Fahrt wieder über die App aus.
Der Preis berechnet sich anders als beim gewöhnlichen MVV-Tarif nicht über Zonen — sondern anhand der gefahrenen Kilometer. Nutzer zahlen jeweils einen Grundpreis und dann pro gefahrenem Kilometer. Handelt es sich bei Start oder Ziel um eine Station, die zur Kategorie "Haltestelle mit vielen Abfahrten" gehört, zahlen Nutzer 1,10 Euro Grundpreis und 30 Cent für jeden gefahrenen Kilometer. Ist die Haltestelle weniger frequentiert, zahlen Nutzer nur einen Euro Grundgebühr und 20 Cent pro Kilometer Luftlinie.
MVV-Ticket: Preis pro Kilometer und Tagesdeckel
Eine Fahrt vom Ostbahnhof zum Hauptbahnhof berechnet sich wie folgt: 1,10 Euro Grundpreis + 4 Kilometer Strecke (4 x 0,30 Euro) = 2,30 Euro. Eine Fahrt von Freising nach Oberschleißheim kostet einen Euro Grundpreis + 21 Kilometer Strecke (21x 0,20 Euro) = 5,20 Euro.
Zudem gibt es zwei Tagesdeckel, die ab einer bestimmten Summe greifen. Wenn keine Fahrt 20 Kilometer Luftlinie überschreitet, liegt diese Summe bei 7,90 Euro. Überschreitet mindestens eine Fahrt 20 Kilometer, greift der Tagesdeckel bei 11,90 Euro. Die Preisparameter werden allerdings im Laufe des Projektes variieren, da es sich um ein Lernprojekt behandelt, heißt es vom MVV.
Zunächst Zahlung nur über Kreditkarte möglich
Durch die Berechnung pro Kilometer kann es zwar sein, dass die Fahrt günstiger wird als der gewöhnliche MVV-Tarif. Die Fahrt kann aber auch teurer werden.
Stefan Hofmeir, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, sagt dazu: "Der Fahrgast muss sich in beiden Systemen gut auskennen, um mit dem günstigsten Tarif zu fahren." Sorgen bereite ihm ein anderer Punkt. Aktuell ist nur eine Bezahlung über Kreditkarte möglich. "Die Gebühr für die Kreditinstitute zahlt der Fahrgast natürlich über den Preis mit", vermutet Hofmeir.
Positiv bewerte er, dass der MVV an einer anderen Zahlungsmöglichkeit arbeitet — etwa über EC-Karte oder Paypal. Um das Angebot zu nutzen, muss man mindestens 18 Jahre alt sein.
Distanz wird mit Standorterkennung errechnet
Technisch funktioniert die "FTQ-Lab"-App so: Während der Reise nutzt sie die Standorterkennung. Für den Check-In-Vorgang ist in jedem Fall zudem eine funktionierende Internetverbindung erforderlich. "Zur Berechnung des korrekten Fahrpreises müssen die Ortungsdienste im Smartphone aktiviert bleiben", sagt MVV-Sprecherin Franziska Hartmann. Also auf "Zugriff auf Standortdaten immer erlauben" klicken.
"Je leichter der Zustieg in den öffentlichen Nahverkehr, desto größer sind die Chancen, neue Nutzer zu überzeugen", lobt der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) das neue MVV-Angebot. Er findet: "Unkomplizierter kann man kaum in den ÖPNV einsteigen."