Studenten planen Brücken: Filigranes für die Radl-Zukunft in München
München - Viele Münchner Radler träumen davon: entspannt zum Olympiapark zu strampeln, ohne die lästige Überquerung an der Ampel der viel befahrenen Schwere-Reiter-Straße.
Der Wirtschaftsingenieur und Projektmanager am Gründerzentrum der Technischen Universität München, Simon Herzog, der sich mit nachhaltiger Mobilität befasst, bastelt schon lange an einer Idee für einen Radlschnellweg für diese Route.
Das Kernstück: eine Rad- und Fußgängerbrücke, die auf Höhe der Heßstraße die Schwere-Reiter-Straße überspannen soll. Auch im Stadtrat hat diese Idee etliche Fans. Immerhin werden entlang der Strecke einmal sehr viel mehr Menschen leben als bisher.

Im Kreativquartier sind rund 900 Wohnungen und Gewerbe geplant. Im Südteil des Olympiaparks kommen 500 bis 600 Wohnungen dazu. Nördlich des Leonrodplatzes entsteht das neue Strafjustizzentrum – dort werden 1.300 Menschen arbeiten. Das Planungsreferat erarbeitet deshalb eine Machbarkeitsstudie, die "die Möglichkeiten einer innovativen Brückenlösung aufzeigen soll".
An der Ingenieurfakultät für "Bau Geo Umwelt" der TU haben nun vier Studenten-Teams die Idee der Brücke aufgegriffen – und unter der Leitung ihres Professors Martin Mensinger erste Entwürfe ausgearbeitet. Was herauskam, haben sie am Mittwochabend in der Halle 6 des Kreativquartiers an der Dachauer Straße vorgestellt.

Ein Beispiel: die filigrane "Rosengoldbrücke". Die vier Studenten des Teams haben sich dabei von einer Rose inspirieren lassen, die "auf einen Stein fällt". Sie spannt sich als Stahlkonstruktion über 49 Meter stützenfrei über die Schwere-Reiter-Straße und ist insgesamt 320 Meter lang. Weil sie sehr luftig wirkt, ließe sich neben dem Justizgebäude ein Café in Glasbauart integrieren.
Eine zweite Variante ist das Modell "Flügelbrücke", das überdachte Parkplätze an der Heßstraße integriert. Die dritte Studentengruppe hat sich für eine "Rahmenbrücke" aus Stahlbeton entschieden, mit einem Geländer aus netzartigem Drahtgitter und einem 1,75 Meter breiten Gehweg.

"Fachwerkbrücke" heißt das vierte Modell, für das die Studenten eine schlichte Konstruktion gewählt haben. "Das Design soll auf die Geschichte der Heßstraße als Bahnstrecke abzielen und wie eine Eisenbahnbrücke wirken", heißt es im Konzept. Die Rampen sollen begrünt werden – ein Beitrag für bessere Luftqualität. Als Sichtschutz zu den Bürofenstern des Justizgebäudes stellen die Studenten sich Kletterpflanzen an einer Seilkonstruktion vor.
Ein besonders kreativer Clou: Die Fahrbahnfläche könnte mit Photovoltaikplatten ausgestaltet werden und die Brücke – nebenbei – "zu einem kleinen Stromkraftwerk" machen.
Was mit den Entwürfen nun passieren soll? Simon Herzog, der auch Vizechef des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist, sieht es so: "Ich hoffe, dass diese Ideen den Fachleuten im Planungsreferat als Inspiration dienen, und dass sie den Münchnern Lust auf mehr machen."
Und freilich, dass sie die Planungen beschleunigen. "Im besten Fall", sagt Herzog, "steht nächsten Sommer schon fest, wie die Brücke aussehen soll. Damit wir dort bald entlangradeln können."
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