Streitpunkt Radwege in München: Wo überall neue Markierungen kommen werden

Mit Markierungen geht's ganz schnell beim Ausbau des Radnetzes? Nicht wirklich. Denn nur in wenigen Straßen in München kommen für die Stadt Markierungen in Frage. In der Schweren-Reiter-Straße beschließt die Stadt einen Umbau.
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Während Corona ging's noch schnell: Da malte die Stadt – so wie hier in der Elisenstraße – die Pop-up-Bike-Lanes auf die Straße. Doch solche Markierungen will die Stadt nur an wenigen Stellen schaffen.
Während Corona ging's noch schnell: Da malte die Stadt – so wie hier in der Elisenstraße – die Pop-up-Bike-Lanes auf die Straße. Doch solche Markierungen will die Stadt nur an wenigen Stellen schaffen. © LHM/Super Digital

München - Besonders schnell wird die Stadt auch in Zukunft keine Radwege schaffen – nicht mal dort, wo sie erstmal keine bauen, sondern bloß auf die Straße malen möchte. Dieses – vielleicht etwas ernüchternde Fazit – lässt sich nach der Mobilitätsausschuss-Sitzung am Mittwoch ziehen. Um das Bürgerbegehren Radentscheid umzusetzen, plant das Mobilitätsreferat inzwischen an über 50 Radwegen. Doch bis jetzt bestehen die meisten nur auf dem Papier. Die Radl-Aktivisten sind deshalb sauer. Erst am Montag haben sie eine Kundgebung vor dem Rathaus veranstaltet.

Auch die Gebsattelstraße in München bekommt einen Radweg

Das Mobilitätsreferat hatte im Herbst den Auftrag bekommen, die Radwege neu zu priorisieren und die zu benennen, die sich schnell mit einer Markierung umsetzen lassen. Allerdings ist diese Liste kurz: Nur drei Radwege stehen darauf. Markierungen sollen in der Gebsattelstraße (zwischen Regerstraße und Am Herrgottseck) an der Schwanthalerstraße (zwischen Paul-Heyse-Straße und Sonnenstraße) und an der Arnulfstraße beim Augustiner-Biergarten kommen.

Theoretisch würde sich auch die Lindwurmstraße für eine Markierung eignen. Aber das Projekt hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gestoppt. Denn Wirtschaftsverbände äußerten Bedenken, unter anderem wegen des Lieferverkehrs.

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Die Straßenverkehrsordnung verhindere vieles, meint die SPD

"Ich hätte es mir auch einfacher vorgestellt", sagte SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Es habe sie erschreckt, wie schwer es die Straßenverkehrsordnung macht, Radwege abzumarkieren. Am wichtigsten sei ihrer Fraktion der Radweg in der Schwanthalerstraße. Hübner hofft, dass er noch dieses Jahr kommt. Ist das realistisch? Entscheiden soll der Stadtrat laut Beschlussvorlage im Herbst.

Geplant ist, die heutige zweite Fahrspur Richtung Osten aufzuheben und das Parken nur noch auf einer Seite – überwiegend auf der Nordseite – zu ermöglichen. Den gewonnenen Platz will die Stadt für einen markierten Radweg mit Schutz-Elementen nutzen. Ebenfalls diesen Herbst soll der Stadtrat über eine temporäre Zwischenlösung an der Gebsattelstraße entscheiden. Dort will die Stadt auf der Südseite zwischen Regerstraße und Am Herrgottseck einen 2,50 Meter breiten Radweg zwischen Parkplätzen und Gehbahn anlegen. Auf der Nordseite sollen 46 Parkplätze zum Radweg werden. CSUlerin Sabine Bär sprach sich dafür aus, lieber die Parkplätze zu erhalten. Voraussichtlich tatsächlich markieren wird die Stadt diesen Herbst 150 Meter Radweg vor dem Biergarten in der Arnulfstraße.

In der Lindwurmstraße will die Stadt München erst Lieferzonen festlegen

Dass sich die Stadt in der Lindwurmstraße mehr Zeit nehmen will, um mit den Händlern Lieferzonen festzulegen, befürworteten die SPDlerin Hübner und auch Gudrun Lux von den Grünen. Auf den Sanktnimmerleinstag wollen sie den Radweg nicht verschieben. Dieses Jahr solle, so Hübner, ein Beschluss fallen. Die Umsetzung solle dann 2025 folgen. Tobias Ruff von der ÖDP machte einen anderen Vorschlag: Schon während des Oktoberfests solle die Stadt temporär einen Radweg auf einer Autospur abmarkieren. "Während der Wiesn ist dort ein unendliches Chaos", sagte Ruff. Er kündigte einen Antrag dazu an.

Auch die Radaktivisten hatten große Hoffnung darauf gesetzt, mit Markierungen schnelle Verbesserungen zu bekommen. Sie hatten dem Mobilitätsreferat sogar eine Liste mit zehn bis 15 Straßen-Vorschlägen gemacht. Darauf stand zum Beispiel die Isar-Parallele, die Prinzregentenstraße und die Sonnenstraße, erzählte Holger Quick vom Radentscheid der AZ. Dass das Mobilitätsreferat keine dieser Vorschläge übernommen hat, könne er nicht nachvollziehen.

Vielleicht kommt doch eine Brücke über die Schwere-Reiter-Straße

Ganz aufgegeben hat der Stadtrat eine Brücke für Fußgänger und Radler über die Schwere-Reiter-Straße doch noch nicht. Am Mittwoch beschloss das Gremium mehrheitlich, dass das Mobilitätsreferat die Brücke weiterprüfen soll.

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Dabei hatte das Referat in seiner Beschlussvorlage bereits erklärt, dass es mit der Brücke schwierig wird. Auf beiden Seiten fehlt nach Ansicht der Verwaltung der Platz. Auf der Seite Richtung Olympiapark baut der Freistaat das neue Justizzentrum und Wohnungen. Auf der anderen Seite errichtet die Stadt ein neues Viertel.

Der Freistaat Bayern soll für Brücke eine Fläche abgeben

Mit einem Änderungsantrag forderten Grüne und SPD das Mobilitätsreferat auf, trotzdem beim Freistaat um die Flächen zu bitten. Noch Anfang dieses Jahres soll der Freistaat eine schriftliche Antwort abgeben. Fall diese ausbleibt, soll das Referat eine neue Variante prüfen. Die Brücke soll dann in der Heßstraße beginnen, entlang der Schwere-Reiter-Straße führen und in der Thusnelda-Lang-Brumann-Straße enden.

Gegen die Brücke ist die FDP. Der Verkehrsexperte der Fraktion Fritz Roth bezeichnete sie als "Fata Morgana". Für die Brücke sei kein Geld da und es gebe architektonisch geeignetere Standorte.

Unabhängig von der Brücke wird sich in der Schwere-Reiter-Straße auch am Boden etwas tun: Zum Beispiel soll der freilaufende Rechtsabbieger, auf dem Autos, ohne zu bremsen, auf die Dachauer Straße fahren können, zurückgebaut werden. Dafür soll mehr Platz für Fußgänger und Radler entstehen. Einig war der Stadtrat, dass das für mehr Verkehrssicherheit sorgen wird. 

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  • Dr. Right am 25.01.2024 21:09 Uhr / Bewertung:

    Stadtweit 30 km/h Tempolimit. Dann könnten die Verkehrsteilnehmer die Straßen gemeinsam nutzen. Die Autos müssten keinen Platz hergeben, der Verkehrsfluss wäre besser ä, die Radler im Blickfeld der Autofahrer und durch mehr Platz könnten Autos mit sinnvollem Abstand überholen. Gerne flächendeckende Tempoüberwachung, dort könnten die eingesparten Gelder für die Radwege verwendet werden, um das Tempolimit durchzusetzen.

  • sircharles am 25.01.2024 17:11 Uhr / Bewertung:

    Die Autos werden immer mehr und die Parkplätze immer weniger. So spart man CO2 ein, Bravo! (Ia).

  • huraxdax am 25.01.2024 12:35 Uhr / Bewertung:

    Die Schwanthalerstraße ist seit vielen Jahren das reine Chaos, das wird auch ein aufgepinselter Radweg nicht verbessern. Lieferanten, Paketdienste, Taxis, umdrehende Auos usw., ständig Verschwenkungen der Fahrspuren durch Baustellen, dazwischen Fußgänger und Radler, die zwischen den Ampeln queren, das wird sich nicht ändern.
    Ich versteh die Grünen nicht, die wollen doch 'bunt', da kann ich doch nicht die typisch deutsche Ordnung diesem bunten südländischen Viertel aufdrücken... (Ironie)

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