Streit um Motel One in der Schillerstraße: Gutachten soll Erpressung belegen

Im Hotelstreit in der Münchner Schillerstraße liegt nun ein Schriftstück vor. Ist der Fall eine Straftat?
Paul Nöllke |
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Links die Baulücke für das "Motel One", das schwarze Haus rechts ist Leo Milchikers Hotel "Schiller 5".
Links die Baulücke für das "Motel One", das schwarze Haus rechts ist Leo Milchikers Hotel "Schiller 5". © Sigi Müller

München - Nun also schriftlich: Nachdem im Streit um einen Hotelneubau in der Schillerstraße letzte Woche bereits von "Erpressung" die Rede war, liegt der AZ nun ein Privatgutachten vor, das genau diese Erpressung belegen soll - in Auftrag gegeben von der Concrete GmbH, die hier das Hotel bauen will.

Eigentlich geht es in diesem Streit um Grundwasser

Die Concrete Capital, vertreten von Rechtsanwalt Wolf-Rüdiger Bub, würde gerne in der Schillerstraße ein Motel One bauen. Doch es gibt Streit mit den Nachbarn. Denn dort, direkt neben der Baustelle, hat Leo Milchiker sein Hotel, das Schiller 5.

Die zentrale Frage im Streit ist, ob durch den Neubau des Motel One Grundwasser so gestaut wird, dass das Nachbarhaus, in dem sich das Schiller 5 befindet, Wasserschäden davontragen könnte. Sogar eine Petition im Landtag beschäftigt sich schon damit.

Länger herrschte Ruhe in dem Streit - Leo Milchiker, vertreten von seinem Anwalt Benno Ziegler, hatte einen Baustopp erwirken können. Hinter den Kulissen ging der Ärger weiter - und wurde letzte Woche dann öffentlich.

Anwalt Wolf-Rüdiger Bub.
Anwalt Wolf-Rüdiger Bub. © Andreas Gebert dpa

Denn die Concrete Capital GmbH fühlte sich von Milchiker erpresst. Dieser hatte ein Dokument seines Anwalts an die Motel-One-Erbauer schicken lassen.

War es Erpressung oder "nur" ein Angebot?

Darin ein Angebot: Gegen eine Zahlung von 2,8 Millionen Euro - oder eine Zahlung von 1,95 Millionen Euro und einen Anteil von drei Prozent am Unternehmen der Bauherren - werde man dem Bauvorhaben keine Steine mehr in den Weg legen. Für Anwalt Wolf-Rüdiger Bub war das klare Erpressung. Daraufhin hatte die Kanzlei ein Gutachten bei Uwe Hellmann, einem Rechtswissenschaftler, in Auftrag gegeben. Lag eine Erpressung vor?

Das Gutachten - welches der AZ vorliegt - kommt zu dem Schluss: Ja. Das "massive Vorgehen" gegen das Bauvorhaben erwecke den Eindruck, dass es nicht nur um die Wahrnehmung zivilrechtlicher Interessen und öffentlich-rechtlicher Belange gehe.

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Vielmehr wolle man die Tätigkeit eines Konkurrenten möglichst lange oder gar auf Dauer verhindern. Das Gutachten stützt sich dabei allerdings ausschließlich auf Dokumente und Schilderungen der Auftraggeberseite.

Anwalt Benno Ziegler tat den Vorwurf der Erpressung als lächerlich ab. Die ganze Aktion sei eine "Falle" gewesen, um seinem 91-jährigen Mandanten zu schaden.

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10 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 05.02.2022 12:00 Uhr / Bewertung:

    Apropos - ich war letztens seit langem mal wieder in der Schillerstraße bzw. dem ganzen Viertel von Landwehr-, Bayer-, Sonnenstraße bis fast zum Bavariaring unterwegs. Die erfolgte Wandlung ist erstaunlich, besser gesagt erschreckend. Oder täusche ich mich?

    Früher ist man im Bereich der Schiller 1 x rumgegangen und war über die aktuelle Angebotslage von Computer + Komponenten vollständig informiert. Die ganzen Schillikon-Valley Läden sind weg. Nur der Seemüller ist noch da, allerdings auch nur halb. Im vorderen Bereich ist einer von den unzähligen Läden, die nur ein paar Handys, Karten, Hüllen, Getränke, Snacks etc. in den Auslagen haben. Von was leben die eigentlich?

    Die Beschriftungen sind häufig ausschließlich in Arabisch. Sogar türkische Geschäfte sind inzwischen in der Minderheit. Deutsche gibt es nur noch als Einzelfälle.

    Auch wenn es kein Problem mit Kriminalität dort gibt - Hotelgäste werden enttäuscht von dem Bild sein, dass nichts mit dem München in der Werbung zu tun hat.

  • Sarkast am 05.02.2022 10:08 Uhr / Bewertung:

    Natürlich ist das Erpressung.
    Der Alte will das Grundwasser verkaufen, welches eigentlich ein Allgemeingut ist,
    um sich mit den Scheinen seinen Sarg auspolstern zu lassen.
    Der junge Anwalt will sich in kurzer Zeit eine goldene Nase verdienen durch das Verfassen
    einiger Schriftstücke.
    Ich glaub es nicht, wie die Geldgier mancher Menschen das Gehirn vernebelt...

  • der az leser am 05.02.2022 19:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarkast

    an Sarkast:
    sorry - da haben Sie was grundsätlich falsch verstanden. Die streiten sich nicht um "Verkauf von Grundwasser", sondern darum, dass der Pegel des Grundwassers durch den Neubau steigt und dass der Nachbar deshalb sein Gebäude mit dem steigenden Grundwasser dann Problem bekommt - also muss der sein Haus "wasserdicht" machen - und das ist bei einem über 50 Jahre alten, grossen Gebäude und wenn man das nachträglich machen muss verdammt teuer. Da geht's nicht um nen Wasserschaden in einer Gartenlaube, sondern um richtig viel Geld.
    Aber Ihre Idee mit dem Auspolstern des Sarges mit Scheinen ist Scheinen ist witzig !

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