Strand-Stress erreicht OB Reiter
München - Selbst eine abgebrühte Kulturtante wie Zehra Spindler hat dieser Trubel vollkommen überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass es um ein so kleines Ding wie den Kulturstrand so viel Wirbel geben kann“, sagt die schillernde Event-Managerin, als die AZ sie am Dienstag erreicht.
Nun ist Spindler wahrlich nicht unbedarft. Die 47-Jährige hat in München schon das Puerto Giesing auf die Beine gestellt, das Art Babel und eine ganze Reihe weiterer Zwischennutzungs-Sausen. Dass es ausgerechnet bei einer fröhlich-heiteren Sache wie dem dreimonatigen Kulturstrand so viel Ärger geben kann, hätte sie aber nicht gedacht.
Wie sie sich da doch getäuscht hat. Seitdem das Münchner Verwaltungsgericht am Dienstag die Vergabepraxis gerüffelt hat (AZ berichtete), stehen alle irgendwie ziemlich bedröppelt da.
Das KVR, weil es sich eine ordentliche Watschn eingefangen hat. Zehra Spindler mit ihrer Urban League, weil alle Vorbereitungen vorläufig umsonst waren. Und auch die Urbanauten, weil die nun doch irgendwie als schlechte Verlierer dastehen.
Sogar die Rathausspitze kriegt jetzt noch ihr Fett weg. Es sei sehr schade, dass die schwarz-rot geführte Stadt es nicht fertig gebracht habe, das Vergabeverfahren zum Kulturstrand rechtmäßig zu gestalten, schimpfte gestern FDP-Stadtrat Michael Mattar. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle sich gefälligst wieder besser um die Abläufe in seiner Verwaltung kümmern, forderte er. „Denn so kann es nicht weitergehen“, so Mattar.
Nachdem die Urbanauten erfolgreich gegen die Vergabekriterien geklagt hatten, liegt die Angelegenheit nun zum zweiten Mal beim KVR. Bis spätestens in zwei Wochen will die Behörde das ganze Verfahren jetzt noch einmal neu abwickeln. Wobei allseits bezweifelt wird, dass das so schnell klappt. „Am ärgerlichsten ist“, sagt FDP-Mann Mattar, „dass wir noch weiter auf den Start des Kulturstrandes 2016 warten müssen – falls das überhaupt noch was wird.“
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